Schocken – Neuer Glanz als Museum

Katinka Corts
14. Mai 2014
Nach der Sanierung geben die hellen Brüstungen und die dunkel gerahmten Fensterbänder dem Schocken seine ursprüngliche Anmutung wieder (Bild: Michael Jungblut)

Das neungeschossige, 70 Meter lange Gebäude am heutigen Stefan-Heym-Platz ist markant: fünf geschwungene Fensterbänder betonen die Horizontale, gleichzeitig sind die obersten Geschosse rückversetzt. In Luftbildern, die vor der Zerstörung der Stadt im zweiten Weltkrieg aufgenommen wurden, ist gut die gelungene Einbettung in die umgebenden Bauten zu erkennen – das Schocken war etwas Neues, Mendelsohn hat es aber nicht über die Stadt erhoben, sondern in ihren Kontext eingebunden. Die Fensterreihen ließen viel Tageslicht ein, am Abend strahlte die Beleuchtung nach außen.

Die bewegliche Sachsen-Skulptur im Museumszentrum (Bild: Michael Jungblut)

Verglichen mit den ebenfalls von Mendelsohn entworfenen Kaufhäusern in Nürnberg und Stuttgart, die im Krieg zerstört oder danach abgerissen wurden, hatte der Chemnitzer Bau zwar auch ein bewegtes, jedoch etwas milderes Schicksal. Nach der Enteignung der jüdischen Besitzer zu Zeiten des Nationalsozialismus ging das Gebäude an die Handelskette Merkur, die wiederum 1946 in der sowjetischen Besatzungszone enteignet wurde. In der DDR hieß das Schocken «HO-Kaufhaus Centrum», nach 1991 übernahm es die Kaufhauskette Kaufhof.

Letztere unterhielt im Schocken bis in die 1990er-Jahre ein Warenhaus, zog aber 2001 in den einige hundert Meter zentrumsnaher liegenden Neubau am Markt (Architekt Helmut Jahn). Das Schocken blieb ohne Neunutzung, und lange war ungewiss, ob eine passende Nutzung gefunden werden würde. Bereits 2002 wurde über ein Landesmuseum in Chemnitz nachgedacht, 2006 schließlich fiel der Entscheid, das Gebäude denkmalgerecht zu sanieren und als Museum nutzbar zu machen. Für den Umbau zeichnen Auer Weber Architekten, Stuttgart, sowie Knerer und Lang Architekten, Dresden, verantwortlich.

Über 6000 Exponate sind in der Dauerausstellung zu sehen (Bild: Michael Jungblut)
Für die Ausstellung werden nebst den Räumen auch die Gangbereiche genutzt (Bild: Michael Jungblut)

Mit dem neuen Museum erhält Sachsen, wie Kunstministerin Sabine von Schorlemer bei einer Baustellenführung im Januar diesen Jahres sagte, eines der modernsten Archäologiemuseen Deutschlands – dies sei ein starkes Bekenntnis der Staatsregierung zu Bildung und Kultur in Sachsen. Im smac werde sich bald jeder mit seinen kulturellen Wurzeln auseinander setzen können. Die vom Stuttgarter Atelier Brückner gestaltete Dauerausstellung spannt auf drei Geschossen einen 300’000-jährigen Bogen von der Zeit der Jäger und Sammler bis zum heutigen Sachsen. Kreativdirektor Uwe R. Brückner verspricht ein «integratives Ausstellungskonzept» das «einen neuen, zeitgemäßen und emotionalen Zugang zur Archäologie» bietet.

Nebst großen und kleinen Tierpräparaten sind Steinwerkzeuge, Keramiken und frühe Schriften zu sehen, insgesamt mehr als 6000 Exponate auf 3000 m2 Ausstellungsfläche. Drei weitere Ausstellungsbereiche sind Architektur und Geschichte gewidmet: In den vorgelagerten Erkern werden das Lebenswerk Erich Mendelsohns, die Biographie Salman Schockens und die Geschichte des Schocken-Baus gezeigt.
Die feierliche Eröffnung findet, als Referenz an die erstmalige Eröffnung des Schocken am 15.5.1930, morgen statt. Für die Öffentlichkeit wird es einen Tag später zugänglich sein.

Bücherempfehlungen
– T. Richter, Evangelisches Forum Chemnitz, M. Friedman: «Erich Mendelsohns Kaufhaus Schocken. Jüdische Kulturgeschichte in Chemnitz». Passage-Verlag, Leipzig, 1998
– Matthias Zwarg: «Erich Mendelsohns Schocken in Chemnitz - Vom Kaufhaus zum Museum». Chemnitzer Verlag, 2014. ISBN: 978-3-944509-17-4

Ein Film zum Thema
«Von Zwickau nach Jerusalem - Salman Schocken». Die Autoren Christian Klemke und Eberhard Görner zeichnen das Bild des Unternehmers Salman Schocken und fragen nach dem Verlust, der durch Krieg und Diktatur entstanden ist. (Termine werden hier hinterlegt)

Der Schocken-Bau wurde für Dauerausstellung und Sonderausstellung umgebaut (Plan: Auer Weber / Knerer und Lang)

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