Wohnungsbau-Pilotprojekt in München fertiggestellt

Schneller, schöner, preisgünstiger

Carsten Sauerbrei
23. Januar 2017
Trotz geringer Baukosten überzeugt das Gebäude mit seiner funktionalen und dennoch ästhetisch anspruchsvollen Gestaltung. (Bild: Lukas Barth)

Schnell, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, ist zur Zeit eine der dringendsten Aufgaben in deutschen Großstädten. Vorschläge zur Lösung gibt es viele. Die bayerische Landeshauptstadt München entschied sich, mit ihrem Mitte März 2016 beschlossenen Bauprogramm für preiswerten Wohnraum «Wohnen für Alle» trotz Zeit- und Kostendrucks an einem hohen Gestaltungsanspruch festzuhalten und unter Beteiligung von Architekten nach innovativen Lösungen zu suchen.

Modular und seriell
Mit dem nun fertiggestellten Pilotprojekt «Parkplatzüberbauung Dantebad» errichtete die Münchner Wohnungsbaugesellschaft GEWOFAG 100 neue Wohnungen, davon 86 Einzimmerwohnungen und 14 Wohnungen mit 2,5 Zimmern über einem bestehenden, öffentlichen Parkplatz. Um einen Großteil der Parkplätze zu erhalten, stellten die beauftragten Planer von Florian Nagler Architekten, München das fünfgeschossige Gebäude auf einen «Beton-Tisch». Die vier Obergeschosse konzipierten die Architekten sowohl in Modul- als auch in Systembauweise. Dabei bestehen die Außenwände aus Wandbauteilen in Holzrahmenkonstruktion und die Wohnungstrennwände sowie -decken aus BSP-Elementen. Die Bäder werden als komplett ausgestattete Raummodule auf die Baustelle geliefert. Die Treppenhäuser und Laubengänge entstanden dagegen als massive Stahlbetonfertigteilkonstruktion.

Auf einem «Beton-Tisch», oberhalb eines bestehenden öffentlichen Parkplatzes entstand der seriell-modulare Holzhybridbau. (Bild: Lukas Barth)

Im Erdgeschoss des Gebäudes befinden sich neben den Parkplätzen, Räumlichkeiten für Technik, Müll sowie Fahrräder. Die nach Westen ausgerichteten Wohnungen erreichen die Bewohner über die auf der Ostseite angeordneten Laubengänge. Diese weiten sich regelmäßig auf und können von den Bewohnern zum Aufenthalt und zur Begegnung genutzt werden, genauso wie die auf dem Dach des Gebäudes entstandenen zusätzlichen Frei- und Erholungsflächen. Zwischen den Wohnungen ordneten die Architekten am nördlichen Gebäudeende Kellerersatzräume und auf der Südseite neben einem Gemeinschaftsraum auch eine Waschküche an. Das Gebäude mit seiner in einem attraktiven, rot-blauen Farbkontrast gestalteten, elegant gerundeten Holzfassade und den kleinen, jedoch funktional und gut gestalteten Wohnräumen zeigt überzeugend, dass anspruchsvolle Architektur auch mit geringem Budget entstehen kann, was auch nachfolgende TV-Sendung eindrucksvoll dokumentiert.

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