Rathaus-Erweiterung saniert

Manuel Pestalozzi
18. April 2019
Ansicht von der Müllerstraße. (Bild: Kevin Fuchs, Berlin)

Das „alte Rathaus“ von Berlin-Wedding entstand nach der Gründung von Groß-Berlin und wurde 1930 eingeweiht. Der sachliche, doch schön detaillierte Backsteinbau steht an der viel befahrenen Müllerstraße. Fritz Bornemanns Erweiterungsbau erhebt sich als Solitär auf der südöstlichen Nachbarparzelle. Er ist weit aus der Straßenflucht zurückversetzt und von einem Platz und einer Grünfläche umgeben. Zum zwölfgeschossiges Hochhaus gesellt sich ein eingeschossiges Objekt, das im rückwärtigen Bereich einen Innenhof umschließt, sowie ein vorgelagerter eingeschossiger Anbau. Der auf Stützen über dem Platz schwebende Pavillon indes diente seinerzeit als Bezirksverordnetensaal (BVV-Saal). Das Ensemble gilt heute als ein bezeichnendes Beispiel der modernen Nachkriegsarchitektur und steht unter Denkmalschutz.

Lageplan. (Bild: Rüthnick Architekten)

Bautechnisch und hinsichtlich seiner Energieeffizienz entsprach der 50 Jahre alte Gebäudekomplex nicht mehr den aktuellen Anforderungen, außerdem wurde ihm eine neue Nutzung als Jobcenter und Berufsinformationszentrum zugeordnet. Er musste deshalb umfassend instand gesetzt und umgebaut werden. Rüthnick Architekten haben, mit Rücksicht auf den Bornemannschen Entwurf, die energetische Ertüchtigung der Fassaden sowie die Modernisierung der Haustechnik und des Brandschutzes vorgenommen. Die Grundrissstruktur wurde dem Raumbedarf der neuen Nutzer angepasst.

Innenraum im Hochhaus. (Bild: Andreas Meichsner, Berlin)

Charakteristisch für die Bornemannsche Fassadengestaltung ist die horizontale Gliederung des Hochhauses; umlaufende Brüstungsbänder aus Waschbeton alternieren mit Fenstern und schwarz gestrichenen geschlossenen Partien. Bei der Erneuerung der Waschbetonplatten wurden in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde die vorhandenen hellen Brüstungen und die dunklen opaken Außenwandflächen zwischen den Fenstern als glatt geputzte Flächen ausgebildet. Aus Gründen der Tragfähigkeit der Bestandskonstruktion und der Wirtschaftlichkeit musste dieser Eingriff in der geschützten Fassade vorgenommen werden. Gleichzeitig wurden die Fensterelemente, unter Berücksichtigung heutiger energetischer und bauphysikalischer Anforderungen, nach ursprünglichem Vorbild komplett erneuert.

Eingangsbereich. (Bild: Andreas Meichsner, Berlin)

Im Gebäudeinnern blieben sämtliche Wände aus Sichtmauerwerk in den Fluren erhalten. Sie wurden im Zuge der Baumaßnahmen instandgesetzt und gereinigt. Ein neues Farbkonzept ist die Grundlage der Gestaltung von öffentlichen Bereichen und Fluren.

Den besonders zeittypisch gestaltete BVV-Saal im Pavillon haben Rüthnik Architekten denkmalgerecht und originalgetreu wiederhergestellt. Seine abgehängte Decke und die hölzernen Wandbekleidungen wurden zwecks Verbesserung des Brandschutzes demontiert und anschließend wieder angebracht. 

Der BVV-Saal erstrahlt in neuer alter Pracht. (Bild: Andreas Meichsner, Berlin)

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