Potsdamer Minsk-Kompromiss

Manuel Pestalozzi
25. Februar 2019
Das Terrassenrestaurant in besseren Tagen. Bild: berlinstaiga.de

Die Website berlinstaiga.de, ein „Ausflugbegleiter in die sowjetische Geschichte“, gibt die Geschichte des Restaurants im Detail wieder. Der 1970 begonnene Bau wurde wegen Materialknappheit immer wieder unterbrochen – bis eine enge Partnerschaft zwischen dem Bezirk Potsdam und dem Rayon Minsk in der Sowjetunion beschlossen wurde. Die Verbundenheit reichte bis ins Kulinarische hinein, dem modernistische Bau wurde eine Zukunft als „Folklore-Gaststätte“ beschieden. Für den Potsdamer Architekten Karl-Heinz Birkholz war das Minsk ein besonderer Bau, denn bis hin zu Detailfragen wie der Tischdekoration wurde alles gemeinsam abgestimmt. 1977 fand die Eröffnung des Terrassenrestaurants statt. Nach Einbruch der Dunkelheit lockte das Minsker Stadtwappen als Leuchtschild die Nachtschwärmerinnen und –schwärmer an.

Nach der Wende gab es verschiedene Versuche, das Minsk weiterzunutzen. Der Gebäudekomplex fiel aber dem Vandalismus und dem Zerfall anheim (wir berichteten). Die Ostmoderne ist in Potsdam stark unter Druck. Hier soll sie erhalten bleiben. Mitte Januar fand die Präsentation von Entwürfen statt, die in einem Werkstattverfahren erarbeitet wurden. Der DDR-Bau soll demnach um ein modernes Gebäude ergänzt werden. Zur Diskussion steht auch eine optionale Erhöhung des Restaurantss um zwei Geschosse. So könne das Gebäude wirtschaftlicher betrieben werden, melden die Potsdamer Neueste Nachrichten, dies forderten die Stadtwerke, da sie das Grundstück verkaufen und die Einnahmen für die Finanzierung des neuen Sport- und Freizeitbades einsetzen wollten.

Nach anfänglicher Begeisterung wachse nun aber die Skepsis am Projekt, berichtet die selbe Quelle. Eine Aufstockung würde grundlegend in das Konzept des Baukörpers eingreifen und seine Erscheinung wesentlich verändern, kritisiere die Bürgerinitiative Potsdamer Mitte. Der zusätzliche Bau an der Straße greife außerdem – zusammen mit den anderen geplanten mehrgeschossigen Gebäuden – „gravierend“ in das stadträumliche und architektonische Konzept ein. Die mit Stadtpolitikern und Bauexperten besetzte Werkstatt sei für eine konkrete Lösung nicht das richtige Verfahren. Daher fordere man Stadtverwaltung und Stadtverordnete auf, einen Planungswettbewerb auszuloben, bei dem zwar eine Bruttogrundfläche vorgegeben werde, „jedoch nicht eine konkrete bauliche Lösung“.

Geplant ist eine Einbettung der Anlage in eine neue Bebauung. Bild: Löffler + Kühn Wiegel Architekten

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