Neues vom Schloss

Katinka Corts
24. Mai 2017
Soll der Nachbau des Stadtschlosses ebenso ein Kreuz auf der Kuppel tragen wie der historische Bau? (Bild: Quelle: pA / arkivi via welt.de)

Manchmal steckt der Teufel im Detail – auch bei großen «Neuschlössern» kann das passieren. Der Wiederaufbau des Berliner Schlosses hat ähnlich oft wie der Großflughafen BER und die Hamburger Elbphilharmonie die Gemüter bewegt. Seitdem der Fertigstellungstermin näherrückt – im Herbst 2019 soll es soweit sein – wurde es ruhiger um das Bauvorhaben. Und nun doch wieder eine Episode: Auf dem Dach des historischen Berliner Schlosses prangte ein Kreuz. Soll nun der Nachbau auch eines haben?

«Ja», fand 2015 auch Inga Maren Otto – Witwe des Versandhändlers Werner Otto – und stiftete eine große Summe, um ein Kreuz für die Kuppel zu finanzieren. «Nein» sagte nun Sigrid Hupach (Partei Die Linke) in einem Interview und beruft sich darauf, dass das Schloss ein neues Museum «für die gesamte Weltgemeinschaft» werden und keine Richtung vorgeben solle. Sie mahnt auch, die Gestaltung solch eines öffentlichen Baus nicht von privaten Spendern beeinflussen zu lassen.

Hupach fordert nun eine öffentliche Debatte und eine Stellungnahme des Kulturausschusses des Bundestags. Forums-Vorstand Johannes Wien hingegen sieht keinen Grund, gegen das Kreuz anzugehen: Entschieden worden sei, die historische Hülle wieder aufzubauen, dazu gehöre die Kuppel, und auf dieser stehe nun mal das Kreuz. Auch an den Fassaden des Schlosses und in dessen Inneren werden künftig Figuren zu sehen sein, die dem christlichen Glauben zugeordnet sind. 

Die Diskussion wirkt wie ein letztes Aufbäumen gegen das Unabwendbare. Wenn die herrschaftliche einstige Kaiserresidenz nicht mehr einen Machtanspruch gegenüber dem Volk repräsentiert und nur noch ein Betonbau mit öffentlichem Museum ist, ist dann das Kreuz auf der Kuppel eigentlich kein religiöses Symbol mehr sondern vielmehr Kunst am Bau? So einfach scheint dem Thema nicht beizukommen zu sein. Schon erhitzen sich die Gemüter, gestritten wird in hunderten Kommentaren über die heimatliche Kultur, über Migranten, über Kulturtransfer und -verleumdung. Und dabei streiten auch all jene mit, die selbst gar nicht kirchlich sind – nur etwa jeder dritte Berliner gehört laut Statistik (2013) dem katholischen oder evangelischen Glauben an. Der Streitlust der Deutschen scheint das jedoch keinen Abbruch zu tun.

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