Neben Pingusson

Ulf Meyer
10. Januar 2020
Der 1. Preis ging an Gerber Architekten (Foto: Jennifer Weyland)

Die Handwerkskammer des Saarlandes hat im Dezember den Sieger im Architekturwettbewerb für ihren Neubau bekanntgegeben. Von bundesweiter Relevanz ist das nur, weil der Neubau einen prominenten Nachbarn hat: Die unter Denkmalschutz stehende ehemalige Ständige Vertretung der Republik Frankreich im Saarland („Pingusson-Bau“), die nach einer dringend nötigen Sanierung als Verwaltungsbau genutzt werden soll.

Pingusson-Bau (Foto: Marco Kany)

Der Neubau soll auf einem 4'680 Quadratmeter großen Grundstück gebaut werden und Lehrwerkstätten, Seminar- und Unterrichtsräume, Verwaltung und Kantine enthalten. Er rahmt Georges-Henri Pingussons-Bau von 1954, der wie kein zweites Gebäude repräsentiert, welche Vorstellung von der Nachkriegsgestaltung Saarbrückens französische Architekten hatten. Das schmale, achtgeschossige Verwaltungshochhaus hat einen Flachbau, der als Residenz des Botschafters diente. Das aufgeständerte Hochhaus zur Saar hin schützt einen Garten, der nun von dem Neubau gerahmt wird. Die hundert Meter lange und nur acht Meter breite Hochhausscheibe wird durch einen Treppenhausturm abgeschlossen. Dieses wichtigste Gebäude der frühen Nachkriegszeit steht heute leer und verfällt.

Hepp + Zenner aus Saarbrücken erhalten einen der beiden dritten Preise... (Foto: Jennifer Weyland)
und auch der Entwurf von AV1 Architekten aus Kaiserslautern erhält einen dritten Preis (Foto: Jennifer Weyland)

Gerber Architekten schlagen nebenan einen „einfachen, kompakten und rechtwinkligen Bau“ mit vier Geschossen vor. Der Neubau „nimmt sich in Bezug zum Pingusson-Gebäude angemessen zurück“, so die Jury, die befand, dass er „selbstbewusst ist, sich aber nicht in den Vordergrund drängt“. Die Kantine im Erdgeschoss ist zum Pingusson-Park hin mit Terrasse orientiert. Dies galt der Jury als „große Stärke des Entwurfs“. 

Der Entwurf von Hepp + Zenner schafft hingegen mit einem kleinen Hochhaus mit acht Etagen „ein stimmiges Gebäudeensemble“, wie die Jury attestierte. Es fügt sich gut in die Umgebung ein und würde einen „reizvollen Dialog zwischen Pingusson-Bau und Bildungszentrum“ schaffen. Ein Vorplatz verbindet das Bildungszentrum mit dem Bestand. Die Gliederung in Sockel und Turm betrachtete die Jury als „gelungen“, weil das „Zusammenspiel die Bedeutung des Ortes „stärkt und steigert“. 

Auch AV1 Architekten setzen auf ein kleines Hochhaus „dessen schmale Silhouette Bezug zum Pingusson-Gebäude“ hat. Der Hochpunkt „korrespondiert mit dem Pingusson Gebäude“ und böte einen „Versammlungsraum im 13. Stock mit schönem Panoramablick“ -auf das marode bauliche Erbe der 1950er-Jahre, als das Saarland französisch war.

Die Ergebnisse des Wettbewerbs werden bis 15. Januar 2020 in der Handwerkskammer des Saarlands, Hohenzollernstraße 47 - 49 in Saarbrücken ausgestellt. Mo-Do 8-17 Uhr Fr 8-15.30 Uhr

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