Möbel statt Müll

Manuel Pestalozzi
2. März 2018
Papprolle und Laptop - unter der Ägide von Victoria Davalos ergeben sich aus dieser Kombination Möbel. Bild: FH Münster/Pressestelle

Abfall ist wertvoll. Diese Meinung, die der kürzlich vorgestellten Unit UMAR im Testgebäude NEST, zugrundeliegt, ist auch der kreative Antrieb von Victoria Davalos. Ins Auge gestochen sind ihr die Papprollen, die in den vielen Copy-Shops der FH Münster in großer Zahl anfallen und zusammen mit anderen Packmittel in der Regel entsorgt werden. „Was für eine Verschwendung“, dachte sich Davalos, die am Fachbereich Architektur der FH Münster, der Münster School of Architecture (MSA), gerade ihre Masterarbeit schreibt.
 
Die angehende Architektin plant, aus genau diesen Papprollen Möbel und Objekte herzustellen – mit dem Einsatz von digitalen Technologien. „Die möchte ich gerne nutzen, um coole Formen, neue Ideen und letztendlich auch smarte Möbel herzustellen, die eine Kommunikation zwischen Mensch und Möbelstück ermöglichen“, erklärt sie. Hilfe dafür holt sie sich im Laserzentrum, das an der FH Münster am Fachbereich Physikalische Technik in Steinfurt angesiedelt ist.

Interdisziplinäre Partnerschaft mit dem Laserzentrum der FH Münster. Jürgen Gröninger, links, und Frederic Kopatz integrieren mit Victoria Davalos den selbst gebauten Schrittmotor in das Laseranlagensystem. Bild: FH Münster/Pressestelle

„Zunächst bestand nämlich das Problem, dass sich die Rollen nicht in verschiedene Teile trennen ließen ohne auszufransen. Außerdem sind sie unterschiedlich dick. Doch mit einem Laserschnitt ist das Design genau kontrollierbar“, begründet Victoria Davalos die Kontaktnahme mit dem Laserzentrum. Dessen wissenschaftlicher Mitarbeiter Jürgen Gröninger war direkt angetan von der Idee und hilft, wo er kann: „Wir freuen uns immer über fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit und spannende Projekte unserer Studierenden. Und ich bin beeindruckt, wie viel technisches Wissen Victoria Davalos mitgebracht hat in die Fertigung des ersten Prototyps.“
 
Denn Davalos hat sich durch komplizierter Technik nicht von ihrem Ziel abbringen lassen: Durch YouTube-Tutorials hat sich das notwendige Wissen angeeignet, um Elektronikbauteile so zu einer Arduino Mikroprozessoreinheit zusammenzufügen und zu programmieren, dass ein Schrittmotor präzise im Takt mit einem Laser arbeitet. Auf diesen Schrittmotor klemmt sie eine konstruierte Halterung inklusive Papprolle. Der Schrittmotor dreht sich, und so kann der Laser präzise schneiden oder definierte Konturen für Halterungen heraustrennen. „Ich studiere sehr gerne im Digitalen Labor von Prof. Ulrich Blum am Fachbereich Architektur, da habe ich zum Studienstart ein Arduino Starterkoffer mit Kabeln, Sensoren und Motoren bekommen und ich dachte mir, dass das die perfekte Möglichkeit wäre, neue Arten des Entwerfens zu entdecken.“

Mit diesem Laser des Fachbereichs Physikalische Technik lassen sich feine Rechtecke aus den Papprollen heraustrennen. Bild: FH Münster/Pressestelle

Um die Rollen miteinander zu verbinden und Stabilität in das Möbelstück zu bekommen, benutzt Davalos einen selbst entwickelten Clip, der natürlich aus dem 3D-Laserdrucker kommt und auch Teil ihrer Masterarbeit ist. Mit ihren Ideen hat sie bereits ein Stipendium gewonnen, das es ihr ermöglicht, nach Abschluss der Thesis im digital bestens ausgestatteten Co-Working-Space fab lab am Münsteraner Hafen zu arbeiten. Tatkräftige Unterstützung in diesem interdisziplinären Projekt bekommt sie von ihrem Freund Frederik Kopatz. „Ich finde es richtig cool, nicht nur architektonisch zu denken“, sagt die Ecuadorianerin, die vor neun Jahren nach Deutschland kam. „Jeden Tag realisieren wir etwas, es gibt immer ein Ergebnis.“

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