Ministerien statt Park?

Carsten Sauerbrei
12. August 2016
Vorschlag des Architekten Bernd Albers für eine Rekonstruktion der historischen Spreebogenbebauung (Bild: B. Albers)

Bisher besitzt die Schweizerische Botschaft in Berlin ein echtes «Alleinstellungsmerkmal». Allein sie befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Kanzleramts und ist damit der letzte Rest des historischen Alsenviertels, das ab 1939 für Hitlers Germania-Pläne abgerissen wurde. Geht es nach dem Willen der Berliner CDU soll sich dies zukünftig ändern. Sie wirbt in ihrem Wahlprogramm für ihren Plan eines «Parlamentsviertels 2.0», das «die städtebauliche Abschottung von Parlament und Regierung überwinden» soll. Dazu soll das «Band des Bundes» mit dem ursprünglich von Axel Schultes geplanten Bürgerforum geschlossen werden und im Spreebogen ein gemischtes Quartier «mit ufernahen öffentlichen Nutzungen und zusätzlichen Flächen für die Ansiedlung von Ministerien und regierungsnahen Institutionen» entstehen.

Bereits Ende 2014 hatte der BDA Berlin die Debatte um die städtebauliche Weiterentwicklung des Gebiets rund um Kanzleramt und Reichstag mit seiner Ausstellung «40/40 [5]: Hauptstadt Berlin» initiiert, bei der vierzig Berliner Mitglieder des BDA Ideenskizzen für das Bürgerforum und die Gestaltung des Spreebogens zeigten. Darunter befand sich auch der Entwurf des Architekten Bernd Albers, der für eine städtebauliche Rekonstruktion der historischen Bebauung plädiert. Das Echo aus der Politik auf diesen Vorschlag blieb jedoch weitgehend aus, ebenso wie auf den Ende Februar 2015 unter anderem an Bundestagspräsident Norbert Lammert gesandten Offenen Brief mit der Forderung des BDA nach einer «Wiederaufnahme einer gesamtheitlichen Planung».
 
Auch die Berliner Verantwortlichen reagierten weitgehend ablehnend, mit Ausnahme von Politikern der CDU, wie der Tagesspiegel am 28.02.15 und 01.03.2015 berichtete. CDU und Tagesspiegel führten die Debatte mit einem Expertengespräch am 17. Juni weiter, auf das es sehr unterschiedliche Reaktionen gab, unter anderem die vom langjährigen Direktor des Deutschen Architekturmuseums Wilfried Wang, der sich dafür ausspricht die «Stadt zu verdichten, auch am Spreebogen». Ob es allerdings eine Fortsetzung des Diskurses nach Sommerpause und Wahl im September geben wird ist ungewiss und hängt vor allem davon ab, inwieweit die CDU an einer neuen Landesregierung beteiligt ist. Das ist mehr als schade, denn der Forderung nach einer Neugestaltung kann man nur zustimmen, ist doch, wie der BDA Berlin im Offenen Brief ganz richtig anmerkte, der Spreebogen zur Zeit «ein Stückwerk aus Distanzgrün zwischen Trampelpfaden und …Asphaltflächen».

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