Köln – Bahn unter den Boden?

Manuel Pestalozzi
13. Mai 2019
Vorgeschlagen werden unter anderem ein Grünzug und neue Wohnhäuser über den tiefer gelegten Bahntrassen. (Bild: Paul Böhm)

Die Industrie- und Handelskammer zu Köln (IHK) bietet unter anderem Stadtplanern und Architekten die Möglichkeit, aktuelle, geplante und visionäre Großvorhaben vorzustellen und direkte Rückkoppelung aus der Wirtschaft zu erhalten. Am 10. Mai war Paul Böhm an der Reihe, der Kölner aus der bekannten Architektendynastie entwarf die Zentralmoschee der Rheinstadt. Seine Präsentation trug den Namen „Neue Mitte Köln 2030“.

Die präsentierte Idee wurde fachlich begleitet von Verkehrsplaner Dr. Günter Harloff. Sie ist vielleicht nicht besonders originell, birgt allerdings großes gestalterisches und städtebauliches Potenzial: eine Tieferlegung der Schienenstränge, die durch die Stadt führen und diese trennen. Wie die FAZ berichtet, sollen demnach die Züge künftig durch einen Tunnel unter dem Rhein fahren. Den jetzigen Hauptbahnhof möchte Böhm zum Regional- und Nahverkehrsknotenpunkt degradieren, der Fernverkehr würde auf der anderen Rheinseite, in Deutz, abgewickelt – eventuell an einem neuen Bahnhof. 

Bild: Paul Böhm

Die bestehende Bahnhofshalle vor dem Kölner Dom ließe sich dadurch in eine öffentliche Veranstaltungsfläche verwandeln. Besonders interessant findet die FAZ Böhms Pläne für die Hohenzollernbrücke, auf der aktuell im Minutentakt Züge verkehren. Sie darf auf eine Zukunft als Stadtlounge hoffen, als Vorbild nannte Böhm die „High Line“ in New York.

Das Presseecho weist – wen wundert’s? –  auf die Parallelen zu „Stuttgart 21“ hin oder auf die Kosten, die bei Großprojekten so gerne aus dem Ruder laufen. Hinweise auf BER dürfen da nicht fehlen. Träume von großen Würfen haben es ihn Deutschland momentan wohl eher schwer. Es ist aber begrüßenswert, wenn solche Träume zu konkreten Bildern und Plänen werden – gerade dann, wenn die Autorinnen und Autoren mit dem betreffenden Ort gut bekannt sind. Dies ist hier offensichtlich der Fall. Die Veröffentlichung dieser Idee sollte Anlass zu einer Auseinandersetzung mit dem bestehenden Zustand sein und zum Nachdenken anregen, ohne dass gleich alle an die Bürden und Probleme denken.

Durch die Tieferlegung der Gleise ließe sich die Hohenzollernbrücke in eine Stadtlounge verwandeln. (Bild: Paul Böhm)

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