I. M. Pei (1917 – 2019)

Juho Nyberg, Elias Baumgarten
20. Mai 2019
I. M. Pei im Interview 1987 (Videostill aus The 60 minutes Interview von Diane Sawyer)
„Ieoh Ming Pei hat diesem Jahrhundert einige seiner schönsten Innenräume und äusseren Formen gegeben. Seine Vielseitigkeit und sein Können beim Materialgebrauch nähern sich dem Niveau von Poesie.“

aus der Jurybegründung anlässlich der Verleihung des Pritzker-Preises im Jahr 1983

Seine Zeitgenoss*innen beschrieben Pei immer wieder als besonders angenehmen Menschen. Zwar sprach er zumeist nicht über Politik oder seine Familie, doch wurde er in einem fort als geistreicher Gesprächspartner dargestellt, der sich schwerlich aus der Ruhe bringen ließ. Seine langjährige Sekretärin meinte einst, er habe in all den Jahren gemeinsamer Arbeit nicht einmal geflucht oder sich aufbrausend verhalten. Pei muss bescheiden wie zielstrebig gewesen sein. So sagte er selbst laut dem Kunsthistoriker Arnt Cobbers einmal: „In mir trage ich den großen Wunsch, etwas hinterlassen zu wollen. Das hat nichts mit Ego zu tun. Ich glaube, man schuldet es der eigenen Existenz, etwas zu hinterlassen, das bleibt.“ Zugleich konnte Pei seine Entwürfe auch gegen teils erhebliche Widerstände durchsetzen. Vielleicht auch wegen seiner sympathischen Art wurde er ein enger Vertrauter der Familie Kennedy. Infolgedessen erhielt er nach dem tragischen Tod John F. Kennedys den Auftrag, eine Gedenkbibliothek für diesen in Boston zu gestalten. Überhaupt stehen in den Vereinigten Staaten etliche seiner bekanntesten Bauten. Man denke hier etwa an das Rathaus und den Bau des örtlichen Symphonieorchesters im texanischen Dallas. Oder auch an den Westflügel des Kunstmuseums in Boston.

1917 in Guangzhou geboren, wuchs Pei in Hongkong und Shanghai auf. Sein Architekturstudium absolvierte er in Amerika am MIT und in Harvard, wo er auf Walter Gropius und Marcel Breuer traf. Einen ersten Höhepunkt seines Schaffens stellt die John F. Kennedy Gedenkbibliothek bei Boston dar, später kam der Hancock Tower im Zentrum der Stadt dazu.

Erweiterung des Deutschen Historischen Museums, Berlin, 2003 (Bild: Ansgar Koreng/Wikimedia Commons)
Große Bekanntheit

Eines der wohl berühmtesten Werke Peis jedoch steht in Europa: die Glaspyramide des Louvre in Paris (1993). Mit diesem eindrucksvollen Monument wurde der Gestalter weit über die Architekturszene hinaus berühmt. Entsprechend finden sich Würdigungen seines Lebenswerks dieser Tage nicht nur in der Fach-, sondern ebenso in allen Medien der Tagespresse. Allerdings brachte Pei sein modernistischer Stil zu Lebzeiten nicht nur Bewunderung, sondern auch einige Kritik ein. Er, der letzte Woche im hohen Alter von 102 Jahren starb, konnte bis zuletzt nicht von der Arbeit lassen. 2002 wurde nach seinen Plänen die Ausstellungshalle des Deutschen Historischen Museums in Berlin fertiggestellt. 2008 entwarf er das Museum für islamische Kunst in Doha.

Für seine Arbeit wurde Pei mit zahlreichen Architekturpreisen bedacht. 1983 erhielt er den Pritzker-Preis, die wichtigste Auszeichnung für Architekt*innen. Zudem hatte er Ehrendoktorate unter anderem an den Universitäten von Harvard, New York, Pennsylvania, Massachusetts, Rochester, Columbia, Colorado, Hongkong sowie der American University of Paris inne.

Bank of China Tower, Hong Kong, 1990 (Bild: WiNG/Wikimedia Commons)
Grand Louvre, Paris, 1989 (Bild: Benh Leiu Song/Wikimedia Commons)

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