Hélène Binet läuft weiter

Thomas Geuder
16. September 2015
Zaha Hadid, Riverside Museum, Glasgow, 2011 (Bild: Hélène Binet)

Die Architekturfotografie wird oft recht sachlich betrachtet. Wir Journalisten können uns da nicht herausnehmen. Schließlich soll das präsentierte Gebäude möglichst umfassend und sinnvoll ins gute Licht gerückt werden. Und das mit recht klaren Regeln, nach denen die Architekturfotografie allgemein zu funktionieren hat. Dass Architekturfotografen trotzdem höchst unterschiedliche Ergebnisse erzeugen, liegt am persönlichen Stil und am Blick fürs rechte Motiv. Man kann in der Diziplin Architekturfotografie aber auch dies sehen: «Fotografieren ist eine Rahmung der Welt, um besondere Aspekte zu untersuchen. Dabei entstehen Verbindungen und Dialoge zwischen Materialien, Linien, Licht und Schatten, Bildebenen, Formen und Strukturen, die zu einer eigenen Welt mit einer eigenen Geschichte werden.» Diese Zeilen stammen von Hélène Binet, eine der bekanntesten Architekturfotografinnen der Welt. Ihrem immerhin bereits 26 Jahre währenden Werk wohnt inne, was man sich insgeheim von der Fotografie ersehnt: dass sie alle Sinne anspricht. Annemarie Jaeggi, Direktorin des Bauhaus-Archivs, dazu: «Hélène Binets künstlerische Vorgehensweise, sich Vorort tagelang mit einem Gebäude auseinanderzusetzen und durch Entschleunigung eine intensivierte Wahrnehmung zuzulassen, wirkt in einer immer schnelllebigeren Welt beinahe provokativ. Die Bedeutung, die Licht und Schatten sowie ungewöhnliche Perspektiven in ihren Fotografien einnehmen, lässt eine Nähe zum Werk des Bauhaus-Lehrers László Moholy-Nagy erkennen, dem es ebenfalls darum ging, neue Sinneserfahrungen zu ermöglichen.» Die Zeit, die die Entstehung Binets Fotografien in Anspruch genommen hat, und die Tiefe, die in ihnen steckt, fordern diese Bilder umgekehrt und bedingungslos auch vom Betrachter.

So präsentiert Hélène Binet in ihrer Ausstellung «Dialoge – Fotografien von Hélène Binet» im Berliner Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung Schlüsselmomente ihrer künstlerischen Laufbahn. In der von ihr selbst konzipierten Ausstellung stellt sie Aufnahmen von Bauten der Architekten John Hejduk, Le Corbusier, Peter Zumthor und Zaha Hadid jeweils in eine Beziehung mit ihren Fotografien eines anderen Gebäudes oder einer Landschaft. Die daraus resultierenden künstlerischen Dialoge zwischen den Arbeiten betonen die atmosphärischen Eigenheiten der Bauwerke ebenso wie die einzelnen, meist abstrakten Bildkompositionen. So möchte sie die den Fotografien innewohnende Kraft der Verbindungen und Assoziationen durch ein dialogisches Ausstellungskonzept noch verstärken. Dieser Hinweis sei ergänzend erlaubt: Einige sehr gute Architekturfotografen finden Sie auch auf German-Architects bzw. World-Architects sowie allen Länderplattformen.  

John Hejduk, Housing, Berlin, 1988 (Bild: Hélène Binet)
Le Corbusier, Kloster Saint-Marie de la Tourette, Eveux, 2002 (Bild: Hélène Binet)
Zaha Hadid, Maxxi Museo nazionale delle Arti del XXI secolo, Rom, 2009 (Bild: Hélène Binet)
Peter Zumthor, Therme Vals, 2006 (Bild: Hélène Binet)
Hélène Binet (Bild: Alessandra Trainiti)

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