Haus am Horn offen

Manuel Pestalozzi
18. Mai 2019
Bild: Tillmann Franzen, tillmannfranzen.com

Das für heutige Betrachterinnen und Betrachter wohl eher unscheinbare Gebäude steht unter der Obhut der Klassik Stiftung Weimar. Deren Schützlinge sollen „ in einem Brückenschlag zu den Künsten und Wissenschaften der Gegenwart Raum für Fragen aus dem Geist der Tradition öffnen.“ Also muss etwas Besonderes sein an diesem Haus. So ist es auch. Mehr noch: Am Horn 61, am Rand des Parks an der Ilm und wenige Schritte entfernt von Goethes Gartenhaus, präsentierten die Meister und Schüler (so nannte man sie damals) erstmals, wie man sich im Bauhaus zeitgemäßes Bauen und Wohnen vorstellte. 

Das Bauhaus befand sich zur Entstehungszeit noch in Weimar, 1923 wurde das Haus am Horn nach einem Entwurf von Georg Muche errichtet. Es handelt sich um einen eingeschossigen Pavillon mit einem annähernd quadratischen Grundriss. Die Eckbereiche springen leicht vor, im Zentrum ist das überhohe Wohnzimmer angeordnet, das durch zwei nach Süden und Westen orientierte Obergaden mit Tageslicht versorgt wird. Es handelte sich ausdrücklich um ein Musterhaus, das als Anschauungsbeispiel besucht werden sollte. An ihm wurden verschiedene neue Verfahren und Materialien getestet, zwecks Bekämpfung der damaligen Wohnungsnot. Auch die Einrichtung wurde im Bauhaus entwickelt.

In der DDR machte sich der Architekt und Lehrer Bernd Grönwald um den Fortbestand des Hauses und die Würdigung seines kulturhistorischen Wertes verdient. Nach der Wende pachtete der Freundeskreis der Bauhaus-Universität Weimar das Anwesen. Er initiierte 1998/99 die Generalsanierung des Gebäudes, wobei spätere Anbauten entfernt wurden. 2018 übertrug die Stadt Weimar das Haus Am Horn an die Klassik Stiftung Weimar.

Ausgehend von der Ausstellungsidee 1923 sind nun alle Räume des eingeschossigen Versuchshauses erlebbar. Zudem vermitteln exemplarische Rekonstruktionen der einstigen Möblierung den Eindruck der ursprünglichen Einrichtungssituation. Über die Entstehung des Hauses und die wechselvolle Nutzung sowie Rezeption des UNESCO-Welterbes informiert ein umfassender Medienguide. Die Besucherzahl ist aus konservatorischen Gründen limitiert. Eine Besichtigung ist nur zu festen Zeiten möglich. Es empfiehlt sich, die Tickets im Vorfeld zu buchen.

Historische Aufnahme des Wohnzimmers. Bild: Bauhaus-Universität Weimar, Archiv der Moderne; BLDAM, Bildarchiv, Neg.-Nr.: 64 h 27 / I24

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