Gut und neutral beraten

Thomas Geuder
8. Juli 2015
BMWi-Brochüre «Was und wie sanieren? Vor-Ort-Beratung für Wohngebäude (Bild: BMWi)

Es mag am Sommer liegen, dass in letzter Zeit wieder mehr über das Thema Wärmedämmung zu lesen ist. Schließlich werden jetzt die Häuser gebaut oder saniert, die in einem halben Jahr mollig warmen Wohnraum bieten sollen. Ist dafür aber eine Wärmedämmung nötig? Eine Pauschalantwort – so viel ist klar – kann es bei einem solchen komplexen Thema ob der vielen Faktoren freilich nicht geben. Kellerdecken-, Wand- oder Dachdämmung, Außen-, Zwischen- oder Innendämmung, Mineralwolle, Styropor oder Holzfaser: Der fachliche Laie kann sich nur schwer einen Überblick über alle Systeme verschaffen, um richtig entscheiden zu können.

Weißbuch Sto-Fassadendämmung (Bild: Sto)

Gut beraten ist also, wer sich gut beraten lässt, am besten von einem unabhängigen (!) Energieberater bzw. vom Architekten des Vertrauens. Damit allein diese Beratung nicht schon zur Kostenfalle gerät, hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie vergangenen März die Förderung von Vor-Ort-Beratungen erhöht, die nun bis zu 1.100 EUR betragen kann. Die entsprechende Broschüre «Was und wie sanieren? Vor-Ort-Beratung für Wohngebäude« gibt Auskunft darüber, was, wer und wie gefördert werden kann. Sie kann HIER kostenlos bestellt bzw. heruntergeladen werden.

Ganz spurlos geht diese immer wieder aufflammende Diskussion natürlich auch nicht an den Herstellern der Dämmstoffe vorüber. Deswegen hat sich jetzt das Unternehmen Sto entschieden, ein Weißbuch zum Thema Fassadendämmung zu veröffentlichen, das sich (ebenfalls kostenlos) auf der Sto-Website bestellen und als eBook anschauen lässt. Mit dem 120-seitigen Buch – das sich in erster Linie an Handwerker, Architekten und die Vertreter der Wohnungswirtschaft wenden soll – möchte man dieses komplexe Feld auf den ersten rund 60 Seiten «fachlich-wissenschaftlich fundiert in allen Facetten« beleuchten und sich «mit neutralen Quellen« der zahlreichen Vorurteile widmen. Als Experten hat sich Sto für dieses Vorhaben den Dipl.-Ing. Werner Eicke-Hennig ins Boot geholt, unter anderem wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut Wohnen und Umwelt in Darmstadt und Leiter der «Hessischen Energiespar-Aktion« des Hessischen Wirtschaftsministeriums. Ein guter Ansatz also, der zur Versachlichung der Diskussion beitragen kann.

Ein kleiner Schönheitsfehler bleibt allerdings, denn die zweite Hälfte des Buchs dient im Prinzip der Eigenwerbung: Den Ausführungen von Werner Eicke-Hennig folgt eine neunseitige Firmenpräsentation, danach ein WDVS-freundliches Interview mit dem Architekten Andreas Hild (Hild und K Architekten) und schließlich die «gebaute Vielfalt« in Form von (ausschließlich) Sto-Referenzprojekten. Der Schönheit schadet auch, dass die Redaktion laut Impressum nur aus Till Stahlbusch, Dr. Eike Messow und Jörg Klaus besteht, allesamt langjährige Mitarbeiter bei Sto. So bleibt das «Weißbuch Sto-Fassadendämmung« leider nicht mehr als nur ein Teil der Wärmedämmung-Wahrheit, wenn auch ein gut aufbereiteter, informativer und deswegen trotzdem lesenswerter. Den Gang zum Energieberater bzw. Architekten jedoch wird man sich nicht sparen können. «Seit langem schon tritt Sto deshalb für eine permanente und engagierte Weiterqualifizierung der vielfältigen Beraterszene in Deutschland ein«, verspricht Jochen Stotmeister, Vorstandsvorsitzender bei Sto, im Vorwort des Weißbuchs. Umso mehr hoffen wir, dass sich Energieberater und Architekten ihre Neutralität bewahren. tg

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