Es leuchtet der Beton

Thomas Geuder
25. November 2015
Die Oberfläche von SIUT Lichtfaserbeton ist individuell mit Lichtpunkten durchzogen. (Bild: SIUT)

Es ist bereits einige Jahre her, dass die Baufachwelt wegen des «lichtdurchlässigen Betons» Kopf stand. 2004/2005 ungefähr kam kein Medium an diesem Thema vorbei: «Kann Beton durchsichtig sein?», fragte die Zeitschrift Bauidee, die Süddeutsche Zeitung sprach gar vom «Ferrari unter den Baustoffen». Der Ungar Áron Losonczi soll der Erfinder sein, um den Lichtbeton allerdings rankt sich ein druckreifer (und wohl noch andauernder) Krimi. In der Geschichte geht es um gebrochenes Vertrauen, Patente und Kopien, Heidelberger Cement, Luccon, LiTraCon, den Architekten Andreas Bittis, die RWTH und den Österreicher Jürgen Frei. Denn wie so oft, wenn äußerst spannende Entwicklungen aufploppen, melden sich mehrere Urheber zu Wort. Nachzulesen im wunderbaren Artikel «Kampf der Betonköpfe» beim Wirtschaftsmagazin brandeins.

Die Grundidee allerdings ist immer dieselbe: Eine Beton-Platte resp. -wand wird mit Lichtleitern aus Glas oder Kunststoff versehen, die das Licht von der einen zur anderen Seite durchlassen. Ähnlich, dennoch grundsätzlich anders geht ein Berliner Start-Up der Technischen Universität Berlin an dieses Thema heran. Vincent Genz, Benjamin Westerheide und Dr. Mohamed Abd Elrahman entwickelten den Lichtfasterbeton «SIUT», bei dem das Licht durch einen seitlichen Einlass quasi in den Beton eingespeist und per lichtleitender Fasern an die vorgesehene Stelle geleitet wird. Welches Bild die Lichtpunkte dann auf der Betonoberfläche ergeben, ist dabei annähernd frei gestaltbar. Vier Beton-Farben von dunklem Anthrazit bis Weiß sind bisher als Standardausstattung vorgesehen, weitere sind zukünftig sicherlich möglich. Projekte kann das Start-Up freilich noch nicht vorzeigen, umso mehr dürfen Architekten, Innenarchitekten und Planer ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Immerhin, mit einigen Renderings für die Bereiche Home & Living, Wellness, Ladenbau und Sicherheit wollen uns die Macher von SIUT ihre Produktidee schmackhaft machen. Wir sind gespannt auf erste gebaute Referenzen.

Die Lichteinspeisung erfolgt anhand einer handelsüblichen LED, wodurch neben einer einfachen Installation und Wartung vor allem ein minimaler Stromverbrauch garantiert werden soll. (Bild: SIUT)
Durch die geringe Wassereindringtiefe des Betons in Kombination mit der werkseitigen Hydrophobierung kann SIUT auch in Nasszellen verwendet werden. (Bild. SIUT)
Im Ladenbau können mit den Lichtpunkten augenfällige Effekte erzielt werden. (Bild: SIUT)
Sehr sinnvoll kann der Einsatz der Lichtpunkte sein, wenn es um das Thema Sicherheit geht. (Bild: SIUT)

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