Ein „Duett“ für Düsseldorfs Oper

Manuel Pestalozzi
4. Oktober 2021
Die Projektidee bricht aus dem gegebenen Straßenraster aus und setzt einen neuen Hochpunkt. (Visualisierung: CENTRUM/SNØHETTA/Boomtown)

Das Schicksal der mancherorts als nicht mehr zeitgemäß empfundenen „Deutschen Oper am Rhein“ beflügelt die Phantasie – gerade auch jene von Planungsteams und Entwicklungsunternehmen: Der Wunsch nach etwas Neuem manifestiert sich deutlich, der Standort ist noch offen. Schon 2019 durfte German Architects über einen Vorschlag von RKW Architektur berichten. Konkret geschehen ist seither wenig. Doch dieses Jahr erstellte die Landeshauptstadt mit der ISR Innovative Stadt- und Raumplanung GmbH die Website dialog-opernhaus-duesseldorf.de. Dieses „Beteiligungsangebot“ geht davon aus, dass das Düsseldorfer Opernhaus der Zukunft ein Ort für alle Düsseldorferinnen und Düsseldorfer sein soll und dass deswegen die Ideen der interessierten Öffentlichkeit gefragt sind. Deshalb wurde bis Ende August ein Dialog geführt. Der Input soll den Rat der Stadt beim Fassen eines „Grundsatzbeschlusses“ zur Zukunft des Opernhauses unterstützen (bis Ende des Jahres). Die Verwaltung der Stadt hat sich im September schon mal für einen Neubau ausgesprochen. Folgt der Rat dieser Empfehlung, könnte man sich auf einen Standort festlegen. In der engeren Auswahl stehen dafür der jetzige Standort an der Heinrich-Heine-Allee, der Medienhafen, die Parzelle Am Wehrhahn 1 und der Rheinpark.

Über dem Hofgarten ist eine ausgedehnte, begrünte Terrasse vorgesehen. (Visualisierung: CENTRUM/SNØHETTA/Boomtown)

Mit einem konkreten Vorschlag hat sich nun die Centrum Projektentwicklung GmbH eingebracht, mit einem Entwurf des opernhauserprobten norwegischen Architektur- und Designbüros Snøhetta. Dieser integriert die Spielstätte in einen neuen urbanen Nutzungsmix am ursprünglichen Standort. Ein neues Opernhauses mit Hauptbühne, Hinterbühne, zwei Seitenbühnen, Bühnenturm, Untermaschinerie und Auditorium soll gemäß diesem Entwurf innerhalb einer Gebäudestruktur mit anderen urbanen Nutzungen intelligent durchmischt werden. So sollen die Gegensätze von Wohnen, Arbeiten und Kultur aufgelöst und positive Begegnungs- und Kommunikationseffekte von sehr unterschiedlichen Akteuren geschaffen werden, heißt es euphorisch in der Centrum-Mitteilung.

Die Säle sind von der Straße her als geschwungene, mit Holz verkleidete Körper erkennbar. (Visualisierung: CENTRUM/SNØHETTA/Boomtown)

Hoch soll der Überbau des Kulturhauses aufragen und die Skyline Düsseldorfs mitprägen: Zwei versetzte, sich nach oben verjüngende Hochpunkte, einander zugewandt wie zwei Tänzer, wachsen in den Himmel. Der organisch geformte, vage an ein Streichinstrument erinnernde Sockelbau soll auf Strassenniveau in einen Dialog mit der Parklandschaft des Hofgartens treten. Verbunden werden die kulturelle Nutzung der Oper und die private Nutzung der Türme durch eine viergeschossige Plattform für Büros, Kantine, Werkstätten und großen Proberäume. Auch eine Stadtbühne, eine Ballettschule, ein Tonstudio auch für opernfremde Musiker aller Art u.a. fänden dort Raum. Auf diesem „Mezzanin“ ist ein über 6'000 qm großer Dachgarten eingeplant, der den Hofgarten ergänzen und als Aussichtsterrasse Stadtgeschichte schreiben soll.

Mit Bedacht hat Centrum seinen Köder ausgelegt. Das Unternehmen schreibt in seiner Mitteilung: „Es ist von uns beabsichtigt, der Stadt Düsseldorf die neue Oper für Alle zu einem Zeitpunkt, an dem das Baurecht und das genaue Bauprogramm des Opernbauteils feststeht, zu einem Festpreis zu errichten.“ Zudem würden die kommerziellen Nutzungen als Hotel, Büro und Wohnraum, die den Opernbetrieb nicht beeinträchtigen, erheblich die Kosten und Risiken für die Stadt senken.

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