Der Park nach der Schau

Gesa Loschwitz
28. Juni 2016
Bayreuth: Gartenkabinette aus Sichtbetonschichten schieben sich in die Aue des renaturierten Roten Mains. (Bild: LGS Bayreuth 2016)

Eutin ganz im Norden und Bayreuth und Öhringen im Süden der Republik: das sind die drei Städte, die dieses Jahr die Landesgartenschauen ausrichten. In Bayern und Baden-Württemberg finden sie routiniert alle zwei Jahre statt, im Wechsel mit den sogenannten kleinen Gartenschauen. Die restlichen Bundesländer wagen sich in unregelmäßigen Abständen an die Veranstaltungen, denen jedes Mal ein freiraumplanerischer Wettbewerb um einen neuen Park vorausgeht. In Eutin (Schleswig-Holstein) entschieden diesen A24 Landschaft auf Berlin für sich, in Öhringen (Baden-Württemberg) RMP Stephan Lenzen aus Bonn und in Bayreuth die Landschaftsarchitekten Hahn Hertling von Hantelmann aus Berlin.

Die Gartenschau in Bayreuth findet in der renaturierten Aue des Roten Mains statt, der Wilhelminenaue. Benannt ist der neue Park nach der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, während deren Regentschaft Grünanlagen wie der Felsengarten Sanspareil geschaffen wurden, für die Bayreuth heute noch bekannt ist. Der neue Park ergänzt die historischen Anlagen um einen neuen Aspekt, da er als Freizeitpark angelegt ist, mit Spielplätzen und einem See sowie steinernen Gartenkabinetten als Rückzugsorten.

Auch Öhringen spielt mit dem Kontrast von modernen und historischen Anlagen. Die Kleinstadt ergriff die Chance, die Flächen vom innerstädtischen, Hofgarten entlang des Flusses Ohrn bis in die Cappelaue zusammenhängend zu entwickeln. RMP erhielten und verstärkten die landschaftlichen Strukturen mit den Obstwiesen und Hecken in der Cappelaue und rekonstruierten außerdem behutsam die historischen Anlagen Hofgarten sowie Hofgut Cappel und ergänzten sie durch zeitgenössische Elemente, machten sie so fit für die Zukunft. Ein besonderes Element der Gartenschau: der Limes, der hier einst verlief. Auf 450 Metern Länge zeichnet jetzt ein Heckenband das römische Erbe der Stadt nach. So wird ein wichtiges Stück Identität der Stadt sichtbar.

Um Identität ging es auch in Eutin. Ohnehin begünstigte durch die Lage zwischen zwei großen Seen, schärfte A 24 Landschaft durch gezielte Eingriffe das Profil der Stadt. Freiräume und neue Wegeverbindungen am Großen Eutiner See bringen die Stadt ans Wasser. Denn trotz der einmaligen Lage gab es bisher nur wenige Möglichkeiten, sich am Wasser aufzuhalten. Das änderte sich: Die Stadtbucht, die neu gestaltete Uferpromenade nahe der Altstadt, verbindet Schloss und Schlossgarten und weiter den Kulturstandort auf dem Bauhofareal und den neuen Süduferpark im Südosten mit dem Seepark aus den 1930er-Jahren im Norden. So entstand eine Kette attraktiver Freiräume am Wasser. Da A24 immer wieder die Materialien Holz und Beton verwendeten, schufen sie einen gestalterischen Rahmen, der die weitläufigen und charakteristisch sehr unterschiedlichen Freiräume als Ganzes wahrnehmbar macht. 

Die Gartenschauen haben noch bis Anfang Oktober geöffnet. Doch richtig spannend wird es erst, wenn die Zäune abgebaut sind und die Anlagen Bestandteil der städtischen Grünräume sind. Dann lohnt sich mit Sicherheit ein erneuter Besuch.

Bayreuth: Kletternetzlandschaft im neuen Freizeitpark Wilhelminenaue. (Bild: LGS Bayreuth 2016)
Öhringen: Ein Heckenband kennzeichnet den Verlauf des Limes nach. (Bild: Landesgartenschau Öhringen 2016)
Eutin: Holz ist das wiederkehrende Element in den neuen und neu gestalteten Anlagen am Großen Eutiner See. (Bild: Hanns Joosten)

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