Stadt Frankfurt am Main billigt Bebauungsplan

Campus bekommt doch Kultur

Oliver Pohlisch
15. Januar 2016
Blick aufs Jügelhaus, das 1906 errichtete Hauptgebäude der Universität, Foto: Dontworry, via Wikimedia Commons

Der Magistrat der Stadt hat am Donnerstag den entsprechenden Bebauungsplan Nr. 569 «Bockenheimer Warte/Senckenberganlage» beschlossen. Bürgermeister und Planungsdezernent Olaf Cunitz (Grüne) sprach von einem einzigartigen urbanen Quartier, das die Stadtteile Bockenheim und Westend aneinanderbinden würde. Die Kultur werde bei diesem städtebaulichen Zukunftsprojekt im Mittelpunkt stehen.

Dass Cunitz jetzt so euphorisch gestimmt sein darf, hat er nicht zuletzt dem Land Hessen zu verdanken. Mit der Zusage, aus ihrem Hochschulbauprogramm Heureka II, 100 Millionen Euro für einen Neubau der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst auf dem Bockenheimer Uni-Areal locker zu machen, hatte die schwarz-grüne Landesregierung im Oktober dem Campusprojekt neuen Auftrieb verschafft.

Bis dahin schien der Begriff «Kulturcampus» für die zukünftige Bebauung des Geländes reinster Euphemismus zu sein. Auf der einzigen Fläche, die dort derzeit tatsächlich entwickelt wird, dem ehemaligen Standort des 2014 spektakulär gesprengten AfE-Turms, zieht ein privater Investor ein Hotel und ein Bürohochhaus hoch.

Seit die Universität 2001 ihren Umzug aus Bockenheim auf den neuen Campus rund ums ehemalige IG-Farben-Haus begann, geht bei den Bockenheimer BewohnerInnen die Furcht vor der Entstehung eines weiteren seelenlosen Dienstleistungsquartiers in ihrer Nachbarschaft um. Und erste Entwicklungspläne seitens der Stadt schienen diese Angst auch zu bestätigen. Mit «Kultur» wollte die Kommune dann den dauernden Unmut der AnrainerInnen beschwichtigen.

Der nun gebilligte Bebauungsplan ignoriert zumindest nicht völlig die Ergebnisse der Planungswerkstätten, die 2011 und 2012 unter reger Anteilnahme der lokalen Öffentlichkeit stattgefunden hatten. Das 17 Hektar große Gelände soll außer der neuen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst auch Erweiterungen des Senckenbergmuseums und der Schauspielstätte im Bockenheimer Depot aufnehmen. Unklar bleibt, welche weiteren Kultureinrichtungen auf dem Campus Platz finden sollen.

Juridicum auf dem Bockenheimer Campus, Foto: Jeanschmid, via Wikimedia Commons

Noch immer befinden sich einige Uni-Institute in Bockenheim. Die letzten ziehen erst 2018 fort. Bürgerinitiativen hatten stets dafür gekämpft, dass dem akademischen Betrieb ein möglichst hoher Anteil an erschwinglichem Wohnraum folgt. Nun sieht der Bebauungsplan rund 1200 Wohungen auf dem Gelände vor, darunter solche in gemeinschaftlichen Wohnprojekten. 30 Prozent davon sollen staatlich gefördert werden. Insbesondere die Ortsverbände der SPD und der Linkspartei gehen aber mit dem Versprechen in den nahenden Kommunalwahlkampf, sich für eine Erhöhung des Förderanteils auf 40 bzw. 50 Prozent einzusetzen.

Vorgesehen sind zudem 140 Wohnheimplätze für Studierende. Laut dem Bebauungsplan wird das Quartier auch Kinderbetreuungsmöglichkeiten, Einzelhandel, Gastronomie und anderes Gewerbe beherbergen. Großzügige öffentliche Freiflächen sollen den Campus vervollständigen.

Sowohl für die einzelnen Gebäude als auch für die Freiraumgestaltung werden verschiedene Wettbewerbsverfahren ausgelobt. Beispielsweise soll der Hochschulneubau an der Stelle des 1970 fertiggestellten Juridicums errichtet werden, das gegenwärtig vom Fachbereich Rechtswissenschaften genutzt wird. Im Wettbewerb will man ermitteln, ob der modernistische Riegel abgerissen oder vielleicht auch nur umgebaut werden muss.

Abrisspläne lasteten seit den ersten Entwicklungsplänen für den Uni-Campus selbst auf jenen Nachkriegsbauten, die sich längst im Modus des Denkmalschutzes befinden. Ob sie die Transformation des Geländes letztlich doch überstehen werden, lässt sich weiterhin nicht vorhersagen. Ziemlich sicher bleibt wenigstens das Studierendenhaus, das 1953 als erstes seiner Art in der Bundesrepublik vom damaligen Rektor Max Horkheimer eröffnet wurde. In ihm residiert nach wie vor der Asta der Goethe-Uni. Mehrere Gruppierungen und LokalpolitikerInnen machen sich dafür stark, dass das Gebäude nach seinem Auszug ein selbstverwalteter Ort bleibt – als «Offenes Haus der Kulturen».

Studierendenhaus auf dem Bockenheimer Campus, Foto: 25asd, via Wikimedia Commons

Verwandte Artikel

Vorgestelltes Projekt

Sieveke Weber Architekten BDA

Scheune für Lucia und Samuel

Andere Artikel in dieser Kategorie