Braunschweigs Rathaus-Erweiterung wird saniert

Manuel Pestalozzi
7. Februar 2022
Das siegreiche Wettbewerbsprojekt von Giesler Architekten mit IGH Ingenieurbüro Giesler soll den Bestandsbau optisch leichter machen. (Visualisierung: © Giesler Architekten mit IGH Ingenieurbüro Giesler)

Das Rathaus der Stadt Braunschweig befindet sich im Zentrum der Innenstadt und wurde zwischen 1894 und 1900 nach Plänen des Stadtbaurates Ludwig Winter im Stil der Neogotik errichtet. Es überstand den Zweiten Weltkrieg mit vergleichsweise geringen Schäden. Der Erweiterungsbau von H. Uhde und S. Groothoff steht östlich neben ihm und vervollständigt den Straßenblock bei der Einmündung des Bohlwegs in den Schlossplatz. Er wurde 1971 bezogen. 

Schon 2009 gab die Stadtverwaltung bekannt, dass sie die Erweiterung grundlegend sanieren möchte. Es war geplant, bis zu fünf Stockwerke abzureißen und die verbliebenen Teile mit einer neuen Fassade zu versehen. Der Auftrag war bereits an das Braunschweiger Architekturbüro Giesler erteilt, doch die Stadt machte noch im selben Jahr einen Rückzieher. Begründet wurde dieser mit zu erwartenden Steuerausfällen, vor allem aber drohte eine Rechtsunsicherheit im Zusammenhang mit den eingemieteten Geschäften im Sockelbau. 

Beim Realisierungswettbewerb für den zweiten Anlauf waren 22 Arbeiten zu begutachten. Mit den Büros Giesler Architekten mit IGH Ingenieurbüro Giesler setzten sich die Beauftragten des ersten Anlaufs durch. Ihr Projekt orientiert sich an der Kubatur des Bestands, schafft entlang des Bohlwegs aber eine durchgängige Fassadenflucht. Ein überhoher Konferenzraum im obersten Geschoss akzentuiert zum Schlossplatz hin die Gebäudeecke. Dem Beurteilungsgremium fiel angenehm auf, dass die horizontale Bänderung des Bestands aufgegriffen wird. Positiv vermerkt wurde auch der „Stadtbalkon“ in der selben Ecke auf dem Niveau des zweiten Obergeschosses. Die bisherige Kolonnade entlang des Bohlwegs soll verschwinden, die gewonnene Fläche den Läden zugeschlagen werden.

Der Umbau soll eine neue Art der Verzahnung mit dem Stadtraum bewirken und scheint auf Straßenniveau auch etwas härtere Grenzen zwischen innen und außen zu schaffen. Ob dies für die Passant*innen an dieser stark frequentierten Lage ein angenehmeres Flaniererlebnis verspricht, bleibt abzuwarten. Noch im ersten Quartal 2022 sollen die Architekten und Ingenieure des 1. Preises mit Ratsbeschluss zur Beauftragung eingebunden werden. Daran schließt sich ein konkreter Zeit- und Maßnahmenplan an, der dann auch mit den Miteigentümern im Rahmen einer Eigentümerversammlung abgestimmt wird, meldet die Stadt.

Der Bestandesbau differenziert dezidiert zwischen dem öffentlich zugänglichen Sockelbereich und den Amtsstuben in den oberen Geschossen. (Foto: PtrQs/Wikimedia Commons)

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