Begrünt, wiederverwendbar, postindustriell

Carsten Sauerbrei
20. Juli 2018
Das neue Gebäude schließt das Welterbe-Gelände übereck ab und schafft gleichzeitig einen Übergang zur umgebenden Naturlandschaft (Bild: © Andreas Horsky)

Auf dem Gelände der einstigen Essener Zeche Zollverein kann exemplarisch deutsche Industriegeschichte, aber auch die Herausforderungen des Strukturwandels im Bergbaurevier besichtigt werden. Daher hätte es auch kaum einen passenderen Ort für den ab Herbst letzten Jahres bezogenen Neubau von kadawittfeldarchitektur für die RAG-Stiftung und die RAG AG geben können, die beide aus der Ruhrkohle AG, dem einstigen Eigentümer des Geländes hervorgegangen sind. Zu den Aufgaben der RAG-Stiftung gehört unter anderem, als Ewigkeitsaufgabe weiterhin aktives Gruben- und Grundwassermanagement zu betreiben und sie ist Hauptaktionär von Evonik Industries.

Eine großzügige Treppenanlage führt zum Dachgarten des stark gegliederten Gebäudes. (Bild: © Jens Kirchner)

Das neue zweigeschossige und inspiriert vom Zechengelände rostrote Verwaltungsgebäude befindet sich westlich des markanten Zechenturms und vis-à-vis der ehemaligen Kokerei am Rand des UNESCO-Welterbes Zollverein in Essen. Es schließt mit seiner gewinkelten Gebäudeform das Terrain übereck zu einem angrenzenden Waldstück ab und definiert gleichzeitig einen neuen, vorgelagerten Platz. Von dort aus wird das Gebäude erschlossen und dort, im zentralen Gelenk befinden sich auch alle gemeinsam von beiden Institutionen genutzten öffentlichen Funktionen wie Mitarbeiterrestaurant, Konferenzbereiche und Haustechnikzentrale.

Drei begrünte Innenhöfe mit Zugang zum Dachgarten strukturieren den Baukörper. (Bild: © Jens Kirchner)

Die Büroräume der beiden Nutzer im nördlichen und östlichen Flügel ordnete «kadawittfeldarchitektur» ringförmig um zwei begrünte Innenhöfe an. Begrünt haben die Planer auch das Dach, auf das man vom Vorplatz aus über eine großzügige Treppenanlage gelangt. Der mit Spazierpfad, kleineren Platzsituationen, verschiedenen Sitzgelegenheiten und diverser Bepflanzung von Greenbox Landschaftsarchitekten im Gegensatz zum Vorplatz abwechslungsreich gestaltete Dachgarten soll eine Verbindung schaffen zur umgebenden Natur, so die Architekten. Das Gründach ist aber auch Teil des Nachhaltigkeitskonzeptes des Neubaus, der außerdem als Pilotprojekt des EU-Forschungsprojekts «Building as Material Banks» (BAMB) mit Cradle-to-Cradle-zertifizierten Produkten errichtet wurde.

Das Mitarbeiterrestaurant befindet sich, genauso wie die anderen gemeinschaftlich genutzten Bereiche im mittig gelegenen Gelenk, das die beiden Gebäufeflügel verbindet. (Bild: © Jens Kirchner)

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