Bedrohtes Wahrzeichen

Manuel Pestalozzi
7. April 2020
Die einstige Botschaft besteht aus einem schmalen Bürotrakt, „Handtuch“ genannt, und einem dreigeschossigen Flachbau. (Foto: Marco Kany)

Mit der Architekturgeschichte vertraute Fachleute sind sich einig: Der von 1951 bis 1954 erbaute Gebäudekomplex mit dem schmalen einhüftigen, achtgeschossigen Verwaltungshochhaus sowie dem östlich angefügten dreigeschossigen Flachbau für Repräsentation,Versammlung, Wohnen und Bewirtschaftung ist ein wichtiges Vermächtnis der Nachkriegszeit. Er steht für den Wiederaufbau unter französischer Aufsicht und begeistert mit seiner feinen Detaillierung und dem elegant-rationalen Design.

Leider ist die Betonstruktur mittlerweile in einem schlechten Zustand. Seit 2014 steht der Bau weitgehend leer, berichtet die Saarbrücker Zeitung – bis auf gelegentliche kulturelle Projekte im sogenannten Ministerbau und seinem kleinen Park. 2018 war dort die Ausstellung „Architektur im Aufbruch zu Europa 1945-65“ zu sehen, über die German Architects berichtete. Über sein Schicksal wurde noch nicht entschieden, es ist aber kein Geheimnis, dass viele die wahrscheinlich hohen Kosten für eine Sanierung lieber in einen Ersatzneubau investieren möchten. 

Die Saarbrücker Zeitung hat aktuell Meinungen zum Pingusson-Gebäude gesammelt. Kunst- und Geschichtsaffine Befragte hoffen sehr auf eine Sanierung. Das Bauwerk verkörpere „die Rolle des Saarlandes bei der Geburt Europas“, meint etwa Marlen Dittmann, Vorsitzende des Werkbundes Saar. Differenzierter äußerte sich Stefan Weszkalnys vom saarländischen Museumsverband: „Der Flachtrakt der Botschaft ist wegen seiner repräsentativen Architektur der 50er-Jahre und der Fülle an kunsthandwerklich hochwertiger Ausstattung erhaltenswert und nur wenig sanierungsbedürftig. Das eigentliche „schmale Handtuch“ ist dagegen morsch, nicht künstlerisch ausgestattet bis primitiv in der Originalsubstanz (Pappdeckelwände), als einhüftiger Bau von Anbeginn unwirtschaftlich, eine Sanierung nicht solide zu kalkulieren, seine städtebauliche Sonderstellung durch Autobahn, Brückenrampen und bald den Neubau der HWK (Handwerkskammer des Saarlandes) erledigt. Motto: Großes endet hier immer im Kleinen! An der Saar schreien weit wichtigere Bauaufgaben nach öffentlicher Finanzierung.“

Bleibt zu hoffen, dass möglichst bald ein Entschluss gefasst wird. Auch Laien sehen, dass angesichts des Zustandes der Bausubstanz schnell gehandelt werden muss.

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