Preis für Baukultur der Metropolregion München verliehen

Bayerische Baukultur

Carsten Sauerbrei
25. April 2016
Differenzierte Höhenstaffelung der Bebauung entlang der Bad-Schachener-Straße (Bild: GWG/Müller-Naumann)

Den Preis in der Kategorie «Familiengerechtes Wohnen in Mehrfamilienhäusern» erhielt ein Projekt der städtischen Münchner Gesellschaft GWG an der Bad-Schachener-Straße im Münchner Stadtteil Berg am Laim. Hier entstanden insgesamt 144 geförderte Wohnungen als Ergänzung einer bestehenden 50er-Jahre-Siedlung. Die besondere Herausforderung für die Architekten des Darmstädter Büros «florian krieger architektur und städtebau» bestand darin, entlang der vielbefahrenen Hauptstraße ruhiges Wohnen zu ermöglichen. Durch die Staffelung der Gebäudehöhen an der nach Süden ausgerichteten Eingangsseite entsteht nicht nur ein den Baukörper belebender Rhythmus, sondern gleichzeitig gelangt über die Einschnitte genügend Licht in die dahinter liegenden Gebäudeteile und Innenhöfe. Gläserne Schallschutzwände auf den niedrigeren Gebäudeteilen sorgen für den notwendigen Lärmschutz. Auch im Video, in welchem das Projekt anlässlich der Auszeichnung mit dem Bauherrenpreis 2016 dokumentiert wird, werden diese städtebaulichen Qualitäten deutlich.
 
Vom Industriequartier zum Kultur- und Wohnviertel
In der Kategorie «Gemischte genutzte Quartiere, Stadt- und Ortsteilzentren»
zeichnete die Jury das Augsburger Stadtquartier Kammgarnspinnerei mit einem Preis aus. Unter Federführung der Stadt Augsburg entwickelten die Planer vom Augsburger Büro «3+architekten glogger.müller.blasi» gemeinsam mit dem Augsburger Landschaftsarchitekten Uli Möhrle ein beispielhaftes Konzept, «um ein ehemals industriell genutztes, nicht zugängliches Gebiet in ein zeitgemäßes offenes Stadtquartier mit einem sehr breiten Nutzungsspektrum, kulturellen Leuchtturmprojekten und einer hohen Aufenthaltsqualität» zu transformieren, so die Jury in ihrer Begründung. Dabei blieben die historischen Bauwerke wie der Kopfbau, der heute das Textil- und Industriemuseum tim beherbergt, zum großen Teil erhalten und sind ein wesentliches Gestaltungsmerkmal für das Quartier. Neben den baulichen Qualitäten des neuen Viertels wie der klar geordneten städtebauliche Struktur und den anspruchsvoll gestaltete Freiflächen hob die Jury auch die Prozessqualitäten des Projektes hervor. So wurde zunächst mittels eines Integrierten Stadtteilentwicklungskonzepts (ISEK) ein Konzept für das gesamte Augsburger Textilviertel erarbeitet. Danach konkretisierten die Planer das Konzept für das AKS-Gelände der ehemaligen Kammgarnspinnerei mittels Feinuntersuchungen sowie einer Planungswerkstatt. Dieser Beitrag des Augsburger Fernsehsenders a.tv zeigt auf, wie stark sich das einstige Industriequartier zum heute gemischt genutzten Stadtteil gewandelt hat.

Sozialer Wohnungsbau mit Qualität
Betrachtet man die weiteren neun, mit einer Anerkennung im Wettbewerb ausgezeichneten Projekte in der hier zum Download bereitstehenden Broschüre, fällt die große Zahl an Vorhaben mit direkter Beteiligung der Kommunen und von Projekten des sozialen Wohnungsbaus auf. Das zeigt, dass trotz Zeit- und Kostendrucks beim öffentlich geförderten Wohnungsbau eine hohe architektonische Qualität möglich ist. Voraussetzung dafür ist jedoch, wie es bei der Bebauung an der Bad-Schachener-Straße geschah, Architekturwettbewerbe mit dem Ziel größtmöglicher Qualität durchzuführen. Auf die Gefahr «statt Klasse eher Masse zu bauen» wies daher auch Reiner Nagel, Jurymitglied und Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, bei der Preisverleihung hin. In diesem Sinne werden die Ergebnisse des Wettbewerbs hoffentlich eine wichtige Orientierungshilfe und Inspiration auch für andere Städte und Regionen sein.

Neue Wohnbebauung auf dem Areal der ehemaligen Augsburger Kammgarnspinnerei (Bild: Manuela Wagner / Stadtplanungsamt Augsburg)

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