Hochschulneubau in Frankfurt/Main eröffnet

Architektur der Informationsgesellschaft

Carsten Sauerbrei
15. Dezember 2017
Der Hochschulneubau bezieht sich mit Fassadenmaterial und -farbe auf den abgerissenen Vorgängerbau, von dem der vorgelagerte, pavillonartige Präsidialbau erhalten blieb. (Bild:© Hufton+Crow)

Wissen ist in hochentwickelten Gesellschaften mittlerweile zur Basis von Wirtschaftswachstum und Wohlstand geworden. Die Rahmenbedingungen für Wissenserwerb möglichst optimal zu gestalten, wird damit zu einer gesellschaftlich hoch relevanten Aufgabe von Architekten. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass die Architekten der Münchner Niederlassung des dänischen Architekturbüros Henning Larsen bei der Ende Oktober eröffneten Frankfurt School of Finance & Management aufgefordert waren, vor allem kommunikationsfördernde, innovative Lernumgebungen zu schaffen.

Das Gebäudinnere organisieren die Architekten enlang der «Zeil des Wissens». (Bild: © Hufton+Crow)

Auf dem Gelände der ehemaligen Oberfinanzdirektion Frankfurt errichteten Henning Larsen für die «Frankfurt School of Finance & Management» einen langgestreckten Baukörper, auf dessen drei, riegelartigen Sockelgeschossen, sie fünf gegeneinander versetzte, jeweils sechsgeschossige Türme platzierten. Damit ermöglichen sie die Organisation der Hochschule in Clustern und sorgen mit zusätzlichen Fassadenflächen für optimalen Tageslichteinfall. Die Fassade des Hochschulneubaus besteht aus verschiedenfarbigen Terrakotta-Platten, die sich auf Materialität und Farbigkeit der Fassadenfliesen des Vorgängerbaus beziehen. Von diesem blieben aufgrund seiner hohen Schadstoffbelastung nur der vorgelagerte Pavillon des Präsidialbaus und die an einen neuen Standort verlagerte Tankstation erhalten, die Henning Larsen beide harmonisch in das neue Ensemble integrierten.

Ein große, ausdfferenzierte Vielfalt von Lernumgebungen soll den Wissenserwerb fördern. (Bild: Karsten Thormaehlen)

Das Hochschulinnere organisieren Henning Larsen zu beiden Seiten der dem Gebäudeverlauf folgenden, öffentlich zugänglichen «Zeil des Wissens», dem viergeschossigen zentralen Erschließungsraum des Neubaus. Eine vielseitige Mischung aus 61 Räumen für Gruppenarbeit und informellen Austausch, 38 Seminarräumen, 11 innovativen Hörsälen im Harvard Style, in denen der gegenseitige Dialog zwischen Studenten und Lehrenden im Fokus steht, und einem Auditorium für 400 Personen, soll in der neuen Hochschule traditionelle hierarchische Unterrichtsräume und Unterrichtsmethoden ablösen und den kommunikativen Wissenserwerb fördern. Am Ende bleibt eigentlich nur noch zu hoffen, dass mit dem schlüssigen Gesamtkonzept nicht nur die technisch-ökonomische Verwertbarkeit von Wissen, sondern auch dessen emanzipatorisch-kritische Potentiale gefördert werden.

Bei den Hörsälen im Harvard-Style sind die Sitzreihen U-förmig um den Dozenten herum angeordnet. (Bild: © Hufton Crow)

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