Subversiv-kreativ gegen Trumps Mauer

#altWall

Carsten Sauerbrei
13. April 2017
Einer der Vorschläge: Riesenwippen ermöglichen grenzüberschreitendes Spiel und Begegnung. (Bild: Leupold Brown Goldbach Architekten)

Die Mauerbaupläne Donald Trumps sind nicht neu, schon im Wahlkampf sprach er von der «hohen und schönen» Mauer, die er an der Südgrenze der USA bauen wolle, um Migranten abzuschrecken. Eine erste subversiv-kreative Reaktion von Architekten ließ nicht lange auf sich warten. Das mexikanische Architekturbüro «Estudio 3.14» veröffentlichte bereits am 28. Oktober letzten Jahres, noch vor der Präsidentenwahl ihren Entwurf einer Mauer im Stile des mexikanischen Architekten Luis Barragán. Was zunächst noch als kreativer Kommentar zu einer nicht ernstzunehmenden Wahlkampfaussage gemeint war, hat jetzt nach der Ausschreibung des Mauerbaus durch die USGrenzbehörde eine erschreckende Realität angenommen. Heißt es doch im Ausschreibungstext, der hier heruntergeladen werden kann, dass die Mauer circa 9 m (30 Fuß) hoch werden und Anti-Kletter-Elemente besitzen solle. Zynisch klingt vor diesem Hintergrund die ebenfalls aufgestellte Forderung, dass die der USA zugewandte Seite der Mauer ästhetisch ansprechend zu gestalten sei.

Eine praktische Idee: Sonnenschirme markieren die Grenze und spenden dabei Schatten. (Bild: Leupold Brown Goldbach Architekten)

Der Forderung nach einer ästhetisch ansprechenden Gestaltung entsprechen die vom deutschamerikanischen Architekturbüro Leupold Brown Goldbach Architekten, München/Boston auf die Ausschreibung hin eingereichten Entwürfe durchaus. Alle anderen Anforderungen konterkarieren sie bewusst mit ihrer als kreative Unterwanderung gemeinten Visionen von einer Grenze aus schattenspendenden Sonnenschirmen, energieerzeugenden Windmühlen und -rädern oder grenzüberschreitenden Riesenwippen. Unter dem Hashtag #altWall und auf der gleichnamigen FacebookSeite rufen Sie Kreative aller Art auf, Design-Ideen einzureichen, die Menschen zusammenbringen und nicht trennen.

Ein nachhaltiger Entwurf: Windräder – und -mühlen erzeugen entlang der Grenzlinie erneuerbare Energie. (Bild: Leupold Brown Goldbach Architekten)

Dass Aktionen gegen die Trennung von Menschen dringend nötig sind, zeigen nicht nur die Zahlen der jährlich an der US-Südgrenze Getöteten (2016: 322, Quelle: Zeit Online), sondern auch der stetige Ausbau von Grenzzäunen und -mauern weltweit, in den USA unter der ObamaAdministration, in Israel und auch vor unserer Haustür in der EU. Um auf diese Entwicklung aufmerksam zu machen sind kreative Statements gut geeignet. Dauerhaft wirksamer gegen zunehmende Abschottung dürften aber eher konkrete Maßnahmen wie der Entwurf und Bau geeigneter Unterkünfte für Flüchtlinge oder auch kreative Begegnungsprojekte zwischen Migranten und Einheimischen  sein.

Traurige Realität: Kreuze, die an die Opfer der Grenzanlagen erinnern. (Bild: Mexico–United States barrier at the border of Tijuana, Mexico and San Diego, USA. by Tomás Castelazo / CC BY-SA 4.0)

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