Drucken statt bauen

Katinka Corts
7. Mai 2014
Ein ungewöhnliches Kanalhaus soll in Amsterdam entstehen: DUS Architects drucken es gleich vor Ort aus (Bild: Filmstill)

Da ist es nicht verwunderlich, dass nun neue Rekorde gebrochen werden müssen, wenn schon alle mit dem gleichen Werkzeug hantieren können: Jetzt geht es um die Größe der zu erzeugenden Objekte. Letztes Jahr baute die Forschungseinrichtung FutureLAB of Architecture, die vom Technologieunternehmen 3M gesponsert wird, erstmals ein ganzes Haus direkt aus dem Drucker – ein kleines zwar, mit wenigen Quadratmetern und einer Raumhöhe von knapp drei Metern, dafür aber am Stück produziert und mit allen minimal notwendigen Einrichtungen wie Bett, Küche und Bad (Kurzfilm zum Projekt).

Der mehr als drei Meter hohe Drucker wurde eigens für das Projekt entwickelt (Bild: Filmstill)

Ebenfalls gedruckt wird seit Anfang des Jahres ein Haus in Amsterdam: das niederländische Architekturbüro DUS entwarf zunächst den dafür benötigten Drucker «KamerMakerXL» und lässt nun einzelne Elemente bis ganze Zimmer drucken – dieses Projekt wird ebenfalls gesponsert, die Firma Henkel stellt das Material zur Verfügung. Zusammengefügt werden sollen die Bauteile ein Kanalhaus in Originalgröße ergeben.

(Bild: DUS architects)

Bei beiden Objekten interessant: selbst Dämmung und Installationen kommen aus dem Drucker, so sind mit dem letzten Tropfen Klebemasse schon alle Verkleidungen und Rohre vorhanden. Das Baumaterial wird bei beiden Objekten nicht genauer beschrieben, zumindest aber die Richtung genannt: 3M nutzte für das Schichtverfahren ein Gemisch aus Sand und Bindemittel, bei Henkel kommt eine Masse zum Einsatz, die nach eigenen Angaben aus 80% biologischen Komponenten besteht.

(Bild: DUS architects)

Der Baufortschritt des Kanalhauses kann auf der Projektwebsite verfolgt werden, und auch von den Sandhäusern aus München wird noch zu lesen sein. Außerdem ist die Kanalhaus-Baustelle – oder besser gesagt der Plotraum – zu besichtigen (Adresse: Badhuiskade 11, 1031 CL in Amsterdam North; gleich neben dem niederländischen Filminstitut EYE / Delugan Meissl Architekten, Wien). Wie wird es sich anfühlen, in einem solchen Plastik-Fertigteilhaus zu sein oder gar zu leben? Und was könnte dieses, heute noch prototypische Bauen für künftige Städte bedeuten? Sehr wahrscheinlich werden die spektakulären Visionen von heute alsbald auch im noch größeren Maßstab zu ganz neuen Herangehensweisen und zu einem neuen Denken des Bauens führen.

Ende 2013 stellte das FutureLAB of Architecture das erste Minihaus vor, das komplett ausgedruckt wurde (Bild: 3M)

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