Text als Ornament

Katinka Corts
20. April 2016
Außenaufnahme Kirchenfenster: Die ein Zentimeter hohe Schrift auf der äußersten Ebene bildet den gesamten Text des Alten Testaments ab. Dahinter und in etwa dreimal größerer Schrift ist das Neue Testament zu lesen (Bild: Schulz und Schulz)

22 Meter lang und drei Meter hoch ist das von Künstler Falk Haberkorn gestaltete Kirchenfenster. Für die St. Trinitatiskirche ist es nicht nur Schmuck, sondern auch Schaufenster: Bedruckt mit Textpassagen aus dem Alten und Neuen Testament transportiert es das Wort Gottes in den Stadtraum. Zugleich verbindet die so geöffnete Fassade das Gebäude über die lange Schauseite mit dem angrenzenden Martin-Luther-Ring, hinter dem sich das Zentrum der Stadt befindet. Nebst der Fenstergestaltung war auch die Gestaltung der liturgischen Orte in die Hände eines Künstlers gelegt worden. Der Kubano-Amerikaner Jorge Pardo entwarf unter anderem Altar, Taufstein und Altarraumkreuz.

Den Balthasar-Neumann-Preis bekam die Kirche nun für die Summe aller baulichen Planungen und Details verliehen: Der Preis würdigt «die beispielhaft interdisziplinäre Zusammenarbeit aller Planungsbeteiligten im Projekt, die zu herausragender Qualität und Baukultur führt». Die Bereiche Architektur, Tragwerk und Energie- sowie Nachhaltigkeitskonzept sind damit gemeint, und besonders energetisch optimierte Konzepte und soziokulturelle Aspekte werden bewertet (dazu mehr in unserem Praxis-Beitrag von Februar). Ansgar und Benedikt Schulz haben dies nicht nur in ihrem Projekt geschafft, sondern geben diese Haltung auch weiter: Als Professoren der TU Dortmund ist die fächerübergreifende Planung im so genannten «Dortmunder Modell Bauwesen» fester Bestandteil ihrer Lehre.

Innenansicht (Bild: Propsteikirche Leipzig)
Aus der Ferne verschwimmt die Beschriftung des Kirchenfensters (Bild: Schulz und Schulz)

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