Sanierung statt Abriss!

Katinka Corts
10. März 2021
Abriss sollte nicht Standard werden, wenn wirtschaftlich saniert werden kann. (Foto: Littlehampton Bricks / Pexels)

In der Regel ist es am klimafreundlichsten, bestehende Gebäude solange wie möglich zu nutzen. Ein Abriss und Neubau lässt die klimaschädlichen CO2-Emissionen und den Ressourcenverbrauch im Bausektor in die Höhe schnellen. Dabei ist der Effizienzerlass Teil des Klimaschutzprogramms 2030 und wurde von der Bundesregierung als wichtiger Baustein für Emissionsminderungen im Gebäudesektor angekündigt.

Wirtschaft, Wissenschaft und Praxis warnen nun in einem Positionspapier, dass der geplante Gebäudeeffizienzerlass der Bundesregierung zu einer Abrisswelle bei öffentlichen Bundesgebäuden führen kann. Der Erlass soll die längst überfälligen, angemessenen Effizienzanforderungen für den Neubau und die Sanierung öffentlicher Bundesgebäude festschreiben, damit diese zukünftig den Klimazielen entsprechen. Im Erlass fehlt bisher jedoch eine Betrachtung des Lebenszyklus als Voraussetzung für die Entscheidung, ob ein Gebäude saniert oder neu gebaut wird. Aus betriebswirtschaftlicher Perspektive scheint deshalb häufig der Abriss und daran anschließende Neubau die wirtschaftlichere Variante. Die Initianten fordern, die Betrachtung des Lebenszyklus als notwendige Voraussetzung im Erlass nachzubessern.

„Die Bundesregierung verantwortet einen unglaublichen Sanierungsstau bei den öffentlichen Gebäuden. Jetzt droht sie mit einer stümperhaften Umsetzung des Effizienzerlasses dafür zu sorgen, dass sich die Situation zusätzlich verschlechtert. [...] Indem nur die Emissionen aus der Betriebsphase der Gebäude zählen, werden viele Bestandsgebäude schnell zu Altlasten deklassiert und für den Abriss freigegeben. Diese Herangehensweise vernachlässigt völlig die Klima- und Umweltbelastungen, die durch Abriss und Neubauten entstehen. Die Bundesregierung muss den Gebäudeeffizienzerlass schnellstmöglich auf eine ganzheitliche Bewertung von Gebäuden umstellen. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren beim Klimaschutz in öffentlichen Gebäuden.“

Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH

Der Bausektor mit seinen vor- und nachgelagerten Prozessen trägt zu acht Prozent der deutschen Treibhausgas-Emissionen bei. Auch aus Sicht einer ressourcenschonenden Baupolitik wären Abriss und Neubau genau der falsche Schritt für die Vorbildfunktion von öffentlichen Gebäuden, auf die im Klimaschutzprogramm explizit verwiesen wird, so die Initiator*innen. Doch nicht nur die eingesetzten Materialien für den Neubau, auch die Bauabfälle würden die Ressourcenbilanz des Bausektors enorm belasten. Aktuell machen Bauabfälle über die Hälfte des nationalen Müllaufkommens aus.

Die Initiator*innen, darunter die Deutsche Umwelthilfe DUH, der DGNB, der NABU, das Energieberater-Netzwerk DEN und natureplus, fordern ein praktikables und unaufwändiges Nachweisverfahren für den ausgewiesenen Förderbonus für nachhaltige Bauweisen. Zudem soll das Gebäude-Energie-Gesetze bis 2023 so angepasst werden, dass Lebenszyklus-orientierte Anforderungen an Gebäude eine wesentliche Rolle spielen.


Im Interview berichtet Bauschutt-Recycler Walter Feeß aus seinem Geschäftsalltag. Er sieht Gebäude als Materiallager und spricht sich für verantwortungsvolles Recyceln in der Bauwirtschaft aus.

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