Nach der Kultur

Katinka Corts
4. Mai 2016
Das Kulturhaus in Zinnowitz – bald in neuem, anderem Glanz? (Bild: red)

Theater, Tanzcafé, Bibliothek und Speisesaal – bis Mitte der 1980er-Jahre war das Kulturhaus Zinnowitz auf der Insel Usedom ein wichtiges Zentrum der DDR-Unterhaltungsindustrie. Der monumentale Bau der Architektengemeinschaft Litzkow Ulbrich Möhring war 1953 eines der ersten Kulturhäuser dieser Art, die die DDR-Regierung entlang der Ostseeküste bauen ließ. Ab 1987 sollte das Kulturhaus saniert werden, mit der politischen Wende lag das Projekt jedoch brach.

Dem Haus ging es wie vielen – Vandalismus und Zeit nagten an Erscheinung und Substanz. Seit 2007 immerhin steht die Beinahe-Ruine unter Denkmalschutz, weil das Kulturhaus mit seinem davor liegenden Park früher ein wichtiges Element in Zinnowitz war. Nur soll eine neue, glanzvolle Ära kommen: Ende April wurde der Umbau zur «exklusiven Wohnanlage mit eigenem Spa- und Fitnessbereich» bewilligt, Seidel+Architekten aus Pirna sind für das Projekt verantwortlich. In zwei bis drei Jahren werden hier 86 Wohneinheiten verkauft und bewohnt sein. Glaubt man den Visualisierungen zum Projekt, soll der Schriftzug «Kulturhaus» trotz aller Erneuerung sein schiefes «L» behalten. Mit «Private Spa», wohlhabend-bürgerlichem Miteinander und all dem neuen Pomp braucht das ehemalige Kultur-Haus für alle vielleicht auch dieses – etwas platte? – Augenzwinkern.

In wenigen Jahren wird der Platz vor der Anlage wieder zwischen Park und Bau vermitteln (Bild: red)
Das bestehende «H» wird um zwei «L»-förmige Bauten ergänzt (Bild: via Ostsee-Zeitung / © Seidel Architekten)

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