Kwade und Ando

Katinka Corts
9. September 2020
Außenarbeit Treppe, Alicja Kwade: Die Menge des Moments, 2016/2020 (Courtesy the artist; König Galerie, Berlin/London/Tokyo. Photo: Sebastian Drüen)

Kunst und Natur in Synthese, das war die Vorstellung des Sammlers Karl-Heinrich Müller, als er Mitte der 90er-Jahre ein Projekt für die ehemalige NATO-Basis im Kulturraum Hombroich entwickelte. Für das Areal erarbeitete Tadao Ando ein passendes Architekturprojekt, auf das wenige Jahre später die Sammlerin Marianne Langen aufmerksam wurde. Langen ließ das Gebäude als „letztes und größtes Kunstwerk ihrer Sammlung“ bei Neuss bauen, 2004 wurde es eröffnet.

Alicja Kwade: Used and Tired, 2012 (Courtesy the artist; König Galerie, Berlin/London/Tokyo. Photo: Roman März)

Beton, Glas und Stahl bilden die Hülle des Baus, der sich in die Landschaft schmiegt. Zum Haus gelangt man vom Weg aus durch einen Zugang in einer breiten und mehrere Meter hohen Betonwand, dahinter läuft man entlang eines künstlichen Wasserbeckens auf die Ausstellungsräume zu. Die Künstlerin Alicja Kwade stellt in den Innen- und Außenräumen bis zum 18. April Teile ihrer Arbeiten unter dem Titel „Kausalkonsequenz“ aus. Die 1979 in Kattowitz geborene Künstlerin schafft es dabei, ihre Arbeiten so in und an das Gebäude zu setzen, dass beides zu einem natürlichen Miteinander zu verschmelzen scheint. Auch die prachtvolle Treppe wirkt, übersät mit kleineren und größeren Steinkugeln Kwades, inhaltlich sowie farblich ergänzt statt als Ausstellungsfläche benutzt. 

Außenansicht Langen Foundation, Alicja Kwade: MatterMotion, 2020 (Courtesy the artist; kamel mennour, Paris/London. Photo: Hans Georg Esch)

„Kwades oftmals raumgreifende Installationen untersuchen Transitions-und Transformationsprozesse […] und hinterfragen immer wieder unsere Wahrnehmung von Realität“, heißt es im Ausstellungstext. Auch bei „MatterMotion“, das im vorgelagerten Wasserbecken seinen Platz gefunden hat, spielt Kwade mit eben dieser Wahrnehmung. Riesige Findlinge hängen zwischen einem stählernen Gerüst oder scheinen darauf zu balancieren. Mit dem Objekt führt sie das Thema einer ihrer großen Skulpturen fort, die zuletzt auf dem Dach des Metropolitan Museums in New York zu sehen war: ein Planetensystem aus Steinkugeln, zugleich schwer und dennoch scheinbar leicht schwebend.

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