Bauhaus-Museum eröffnet

Katinka Corts
8. April 2019
Bauhaus-Museum Weimar (Bild: Andrew Alberts, © heike hanadas laboratory of art an architecture 2019)

Im Norden der Innenstadt Weimars, neben dem „Gauforum“ aus der Zeit des Nationalsozialismus, wirkt das neue Bauhaus-Museum trotz seiner 2000m2 Ausstellungfläche wie ein Winzling. Seitlich begrenzt vom Weimarhallenpark und auf einem um mehrere Meter verspringenden Gelände hat das Museum einen Standort, der besonnen beplant werden musste. Architektin Heike Hanada entwarf einen geometrisch einfachen Kubus, um dem Neubau eine starke Präsenz im Stadtraum zu verleihen. Die Fassade vor Sockel und Geschossen ist in mittlerem und hellem Grau gehalten, wobei die länglichen Fassadenplatten aus Beton die Horizontale betonen. Optisch unabhängig von Fugenrhythmus und Plattenformat sind die halb- oder überraumhohen Fenster mit dicker Betonlaibung positioniert. Die in die Fassade in regelmäßigen Abständen eingefügten, sehr schmalen horizontalen Fugen sind mit LED-Bändern bestückt – ihr Strahlen formt den Kubus des nachts nach.  

Der Weg zu dieser Fassade war nicht einfach, denn es gab bei der eigentlich geplanten äußeren Glasfassade Probleme mit der Vergabe und dem Zeitplan. Nach intensiver und langer Zeit auch zweigleisiger Arbeit – die Varianten mit Glashülle und ohne wurden mit den Fachplanern parallel bearbeitet – folgte schließlich die Entscheidung für die Betonhülle. Ein Schritt hin zu einer klareren und eindeutigeren Formensprache, wie die Architektin erläutert. „Das jetzige Experiment ist wesentlich interessanter und näher an unserer Zeit als eine Glasfassade, die man einfach vor eine Fassade hängt“, sagte Heike Hanada bereits 2017 im Interview, das Bauhaus100 bei Youtube publizierte. „Besonders am Herzen lag mir die Vernetzung zwischen Stadt und Park, denn das Museum ist definiert über seine Funktion für den öffentlichen Raum“, erläutert die Architektin. „Dies spiegelt sich auch in der Innenraumkonzeption mit doppelgeschossigen Lufträumen und Kaskadentreppen wider, die zum Flanieren und Verweilen einladen.“

Bei Nacht leuchten horizontal eingelassenen Lichtstreifen in der Fassade (Bild: Andrew Alberts, © heike hanadas laboratory of art an architecture 2019)
Politik und Kultur zeigen sich begeistert

Für Oberbürgermeister Peter Kleine ist das Bauhaus-Museum das Herzstück des neu entstehenden Quartiers der Moderne in Weimar: „Das Quartier soll für Weimar eine neue Dimension in seinem kulturellen Selbstverständnis, aber auch in wirtschaftlicher Perspektive erschließen. Wir freuen uns daher besonders auf die vielen Gäste, die in den kommenden Jahrzehnten zusätzlich unsere Stadt besuchen.“ Das Museum erinnert an die frühe Phase der bedeutendsten Design- und Kunstschule des 20. Jahrhunderts und inszeniert die Schätze der weltweit ältesten Bauhaus-Sammlung erstmals umfassend. „Im Mittelpunkt unseres Konzeptes steht der Versuch, die Moderne als Kampf widerstreitender Ideen in den Exponaten sichtbar werden zu lassen“, so Hellmut Seemann, Präsident der Klassik Stiftung Weimar. „Der Aufbruch des Bauhauses vor 100 Jahren erinnert uns daran, dass auch wir Gestalter unserer Welt sind und bleiben müssen.“ Kulturstaatsministerin Monika Grütters zeigt sich ebenso begeistert über das neue Bauhaus-Museum, das für jedermann inspirierend und faszinierend sein könne: „Wie Goethe und Schiller von Weimar aus mit dem Sturm und Drang die deutsche und internationale Literatur nachhaltig veränderten, so hat auch die Bauhausbewegung ausgehend vom gleichen Ort ihren epochalen Siegeszug begonnen. Zu Beginn beider Bewegungen standen Experimente und Provokationen, die zu einem neuen gesellschaftlichen Denken führten.“

Bauhaus-Museum Weimar
Das Bauhaus kommt aus Weimar
Stéphane-Hessel-Platz 1, 99423 Weimar
Öffnungszeiten ab 6.4.2019:
Mo 10.00 – 14.30 Uhr
Di – So 10.00 – 18.00 Uhr

Neues Museum Weimar
Van de Velde, Nietzsche und die Moderne um 1900
Jorge-Semprún-Platz 5, 99423 Weimar
Öffnungszeiten:
Mi – Mo 10.00 – 18.00 Uhr, Di geschlossen

Quartier der Moderne in Weimar (Plan: Klassik Stiftung Weimar)

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