Wissenschaft erleben

Sauerbruch Hutton
27. März 2019
Der Neubau der Experimenta (Bild: Roland Halbe)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Die Experimenta ist ein „außerschulischer Lernort“ an dem den Besuchern informativ und kurzweilig die Welt der Naturwissenschaft und Technik nahegebracht werden soll. Hier heißt es Neugierde wecken und Leidenschaft für Wissen und Forschung entfachen.

Ausschnitt Fassade, im Vordergrund Altbau (Bild: Roland Halbe)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Die Aufgabenstellung ist per se Inspiration genug. Wir haben den Weg des Besuchers wie den Aufstieg auf einen Berg inszeniert: Ein spiralförmiger Weg führt vom „Science Dome“ im Untergeschoss bis zum Observatorium auf dem Dach. Unterwegs bietet dieser Weg Foyer-, Aufenthalts- und informelle Veranstaltungsflächen, die den eigentlichen Ausstellungsbereichen vorgelagert sind. Im Kern dieser „Wirbels“ hängen kokonartig weitere Räume: In diesen sogenannten „Kreativstudios“ können die Besucher das soeben Gelernte gleich in die Praxis umsetzen. In werkstattartigen Situationen kann man ein Auto konstruieren, eine Zeitung herausgeben, eine Nachrichtensendung gestalten etc. 

Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Von dem spiralförmigen Weg hat man einen großartigen Blick über die umgebende Stadtlandschaft, sodass der Besucher immer zwischen einem extrovertierten Blick auf die „Wirklichkeit“ der gebauten Umwelt und einem introvertierten Blick auf die (teilweise nur unter dem Mikroskop nachvollziehbaren) Phänomene, die die physische Welt bewegen und zusammenhalten, wechseln kann.

Ins Innere der Raumspirale „eingehängte“ Kreativstudios (Bild: Roland Halbe)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?

Die Auftraggeber haben ein sehr klares Nutzungsprogramm vorgegeben und den Entwurf auf jedem Schritt begleitet. Die Bauherrschaft war an allen wesentlichen Entscheidungen beteiligt. Das Bauwerk ist das Resultat einer sehr engen und fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten.

Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Das Grundkonzept stand schon im Wettbewerb, aber alle Teile wurden während der Entwurfsphase überarbeitet und optimiert. So wurde das Tragwerk wesentlich fortgeschrieben und die komplexe Geometrie des Gebäudes mit Hilfe von Computerprogrammen systematisiert und in modulare Einheiten gegliedert.

Ins Innere der Raumspirale „eingehängte“ Kreativstudios (Bild: Roland Halbe)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Natürlich ist das Projekt DNGB-Platinum-zertifiziert und folgt insofern den aktuellen Erwartungen an zeitgenössische Baustandards in vorbildlicher Form. Das Tragwerk ist stark von der Grundsatzidee der unterschiedlichen Raumerfahrungen, aber auch von dem Wunsch geprägt, das Zusammenwirken aller Bauteile wie ein in der Balance gefrorenes Zusammenwirken potenziell dynamischer Bauelemente zu gestalten. Für den interessierten Besucher ist der komplexe Kräfteverlauf sowohl von außen als auch von innen vollständig ablesbar. Damit wird das Gebäude selbst zum didaktischen Objekt, das den experimentellen Charakter des ganzen Unterfangens stützt und betont.

Blick über das Wasser auf das Ensemble von Altbau und Neubau (Bild: Roland Halbe)
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Die Experimenta ist ein Stahlbau – mit anderen Baumaterialien wäre die hohe dreidimensionale Maßgenauigkeit der Geometrie kaum darstellbar gewesen. In der Fassade und vor allem bei den hängenden Studios haben wir mit hoch belastbaren und großformatigen Gläsern gearbeitet, deren Montage für die beteiligten Firmen eine Herausforderung war, die diese aber mit Bravour gemeistert haben.

Lageplan (Bildquelle: Sauerbruch Hutton)
Grundriss Erdgeschoss (Bildquelle: Sauerbruch Hutton)
Schnitt (Bildquelle: Sauerbruch Hutton)
Experimenta
2019
74072 Heilbronn
 
Nutzung
Museum / Science-Center

Bauherrschaft
Dieter Schwarz Stiftung

Architektur
Sauerbruch Hutton Architekten, Berlin
 
Fachplaner
Management, Planung und Bauleitung: Drees & Sommer, Stuttgart
Lichtplanung: Licht Kunst Licht AG, Bonn/Berlin

Bruttogeschossfläche
17.720 m²

Gesamtkosten
k.A.

Auszeichnung
DGNB-Platinum zertifiziert

Fotos
Roland Halbe

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