Luftiger Pavillon mit vielschichtiger Fassade
SRAP Sedlak Rissland Architekten
10. November 2021
Nelson-Mandela-Platz mit Fahrradspeicher (Foto: Stefan Meyer)
In Nürnberg haben SRAP Sedlak Rissland Architekten einen Fahrradspeicher neben dem Bahnhof fertiggestellt. René Rissland beantwortet unsere Fragen zum Projekt.
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?Bei dem „Fahrradspeicher“ handelt es sich um ein Verkehrsbauwerk. Fahrradgaragen in dieser Größe sind eine noch recht junge Gebäudetypologie und es gibt nicht viele Referenzen. Das Erscheinungsbild solcher Bauten ist deshalb ziemlich frei gestaltbar. Allein die Raster der Einzel- und Doppelstockparker bilden eine verbindliche Vorgabe.
Westausgang, fußläufige Anbindung an die Bahngleise (Foto: Stefan Meyer)
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?Die Hülle des „Fahrradspeichers“ nähert sich dem Thema Fahrrad in einfacher und gleichzeitig feinsinnig-poetischer Weise. Bewegung und sinnliche Wahrnehmung beim Fahrradfahren bildeten eine Inspirationsquelle für das Konzept. Durch die Überlagerung von verschieden geneigten Stahlrohrstützen entsteht ein changierendes Muster (Moiré-Effekt), das in Art und Stärke vom Standpunkt des Betrachters abhängt.
Das Gebäude bildet den südlichen Abschluss des Gleisplateaus am Nürnberger Hauptbahnhof. Es öffnet sich mit einem 112m langen offenen Speichen-Vorhang zum Nelson-Mandela-Platz. Dadurch sind der Lichteintrag, die Einsehbarkeit und Zugänglichkeit zu den Fahrradstellplätzen gewährleistet und Angstraum-Gefühle werden vermieden.
Zentraler Ein- und Ausgang mit den Fahrrädern (Foto: Stefan Meyer)
Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?Der Fahrradspeicher ist ein Funktionsbauwerk, dazu geschaffen, Fahrräder wettergeschützt und sicher zu verwahren. Von den Bauherren und vom Betreiber gab es dafür bauliche Anforderungen. Fluchttüren, Schließsystem, Ticketgeber, Taubenvergrämung, Technikflächen etc. wurden möglichst dezent in die Gebäudestruktur integriert.
Speichentragwerk mit Stahlgewebe (Foto: Stefan Meyer)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?Im ursprünglichen Entwurf gab es kein Stahlgewebe auf der Außenseite. Wir wollten, dass an der Speichenstruktur auch Fahrräder von außen angeschlossen werden können: Innen wird bezahlt, um hochwertige Fahrräder zu parken, aussen darf jeder seinen alten Drahtesel kostenfrei anketten. Dieser Ansatz wurde jedoch vom Bauherrn verworfen.
Das Gebäude ist ein wichtiger Impuls der Stadt Nürnberg zum Thema der „nachhaltigen Stadtentwicklung“ und soll zukünftig als Aushängeschild einer „fahrradgerechteren Stadt“ fungieren.
Rückgrat mit Doppelstockparker-System, Einzelparker zur Platzseite (Foto: Stefan Meyer)
Innenraum mit Leitsystem (Foto: Stefan Meyer)
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?Die Grundkonstruktion der Gebäudestruktur ist ein modularer Stahlbau. Das Raster der technischen Einbauten, der Einzelparker und Doppelstockparker ist die Vorgabe für die Modulabmessungen.
Lageplan (Zeichnung: SRAP)
Grundriss (Zeichnung: SRAP)
Isometrie der Tragstruktur (Zeichnung: SRAP)
Ansicht und Dachaufsicht der Konstruktion (Zeichnung: SRAP)
Ansicht und Längsschnitt (Zeichnung: SRAP)
Detailausschnitt der Konstruktion (Zeichnung: SRAP)
2020
Hinterm Bahnhof 15
90459 Nürnberg
Nutzung
Fahrradparkhaus
Auftragsart
Direktbeauftragung
Bauherrschaft
Stadt Nürnberg, vertreten durch das Planungs- und Baureferat
Architektur
SRAP Sedlak Rissland Architekten Partnerschaft GmbB, Nürnberg
Fachplaner
Statik: Tragraum Ingenieure PartmbB, Nürnberg
Haustechnik- / Elektroplanung: Ingenieurbüro Willy F. Stahl GmbH, Oberasbach
Freiraumplanung: Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten, München
Ausführende Firmen
Stahlbau: Metallbau Greil GmbH, Röttenbach
Hersteller
Fahrradparker: Orion Bausysteme GmbH, Biebesheim
Bruttogeschossfläche
642 m²
Gesamtkosten
982.000 € (KG 300 + 400)
Fotos
Stefan Meyer