Kirche weitergebaut
Kuckert Architekten BDA haben die Kirche St. Johannes in Dorsten zu einer Familienbildungsstätte umgebaut. Christian Kuckert beantwortetet unsere Fragen.
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?Eine Kirche, und dazu von Emil Steffann erbaut, einer neuen Nutzung zuzuführen, ist aus sich heraus schon eine besondere Aufgabe. Den Ort, das Gebäude in seiner Qualität auf den ursprünglichen Zustand zurückzuführen und dann auf diesem Niveau mit seiner neuen Bestimmung zu versehen, ist schon eine anspruchsvolle und natürlich sehr schöne Herausforderung.
Den Bauten von Steffann liegen unter anderem die Leitprinzipien Einfachheit, Material- und Konstruktionsgerechtigkeit mit einer Vorliebe für natürliche Materialien zugrunde. Denen zu folgen und die Umsetzung in die heutige Zeit, war der Leitfaden unserer Entwurfshaltung.
Der Entwurf wurde im Rahmen eines Wettbewerbs erstellt. Das zugrundeliegende Konzept folgte somit den inhaltlichen Vorgaben in der Auslobung und war dann so robust, dass wir im Weiteren nicht viele Anpassungen vornehmen mussten.
Das Projekt hat im Verlauf der weiteren Bearbeitung ständig an Qualität gewinnen können. Der kirchliche Bauherr ist von Hause aus auf eine gute Beschaffenheit bedacht. Eine wirklich gute Entscheidung war, das später nicht von Emil Steffann angefügte Pfarrhaus zurückzubauen und durch einen Neubau zu ersetzen.
Nein, eher das Gegenteil. Wie gesagt, wir waren darauf bedacht, das Projekt im ursprünglichen Geiste fortzuführen. Als Beispiel sei die Fassade genannt. Das Kirchschiff besteht aus 70 cm starkem Ziegelmauerwerk. Die notwendigen Öffnungen für die neue Nutzung kann man nicht über eine ‘konventionelle Befensterung’ lösen. Wir haben die Mauer in diesen Bereichen über die Betonstelen aufgelöst. Zugleich hatten wir damit ein weiteres verbindendes Element zwischen Altbau und Neubau gefunden.
Sicherlich ist hier der zur Verwendung gekommene Ziegel zu nennen. Er kommt dem Bestand sehr nah, ohne ihn zu imitieren. Wir haben ihn für den Neubau des Pfarrhauses verwendet und den Neubau im Kirchschiff damit errichtet. Im Kirchschiff haben wir ihn mit einer Kreuzfuge ausführen lassen. Am Bestandskirchschiff haben wir sämtliche Ergänzungen und Ausbesserungen mit dem Bestandsziegel, welcher bei der Erstellung der großen Öffnungen gesichert wurde, wiederhergestellt.
2019
Beethovenstraße 1
46282 Dorsten
Nutzung
Soziale Einrichtung, Sport, Kultur, Verwaltung
Auftragsart
Begrenzter Wettbewerb nach RAW 2004 „St. Agatha in Dorsten - Umnutzung der Filialkirche St. Johannes zu einer Familienbildungsstätte“, 1. Preis, im Anschluss Beauftragung
Bauherrschaft
Kath. Bildungsforum im Kreisdekanat Recklinghausen, Geschäftsstelle Dorsten
Architektur
Kuckert Architekten BDA PartG mbB, Münster
Entwurf: Christian + Tanja Kuckert
Projektleitung: Christian Kuckert
Projektteam: Kathrin Kleikamp, Valeri Gisbrecht, Martin Krüll
Fachplaner
Tragwerksplanung: Gantert + Wiemeler Ingenieurplanung, Münster
Küchenplanung: Kuckert Architekten BDA
Fassadenplanung: Kuckert Architekten BDA
Ausführende Firmen
Fenster: K GmbH & Co. KG, Krefeld
Rohbau: Joseph Krüselmann Bauunternehmung GmbH & Co. KG, Neuenkirchen
Betonfertigteile: Betonfertigteile Gralke GmbH, Herten
Tischler: Werner Wiedenhorst, Nordkirchen
Bruttogeschossfläche
1.426,5 m²
Gesamtkosten
k.A.
Auszeichnung
Preis (Realisierungswettbewerb)
Nominiert zum DAM Preis für Architektur in Deutschland 2021
Fotos
Kuckert Architekten BDA