Goldgelber Kern

hammeskrause architekten bda
27. September 2017
Eine sehr detailgenau ausgeführte Streckmetallfassade umhüllt das Gebäude mit einer feinen Haut (Foto: Wolf-Dieter Gericke)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Das Besondere der Aufgabe liegt in den sehr hohen funktionalen Anforderungen für die wissenschaftlichen Arbeiten und den dafür benötigten Labor- und Experimentalflächen.
Das Grundstück war sehr beengt – dies in Einklang zu bringen und neben den reinen funktionalen Anforderungen Raum für Begegnung und räumlich-atmosphärische Qualitäten unterzubringen, war knifflig.

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Das DLR-Forschungsgebäude ist geprägt von einer sehr dichten „Packung“ der Funktionen Labor und Büro. Die experimentellen Messungen mit Lasern erfolgen ohne Tageslicht. Zudem machte der Brandschutz ein hohes Maß an geschlossenen Wänden erforderlich. So entstand die Sehnsucht, einen Ort im Gebäude zu schaffen, an dem das Tageslicht in die Tiefe des Raumes fällt. Und was erscheint zur Unterstützung des Tageslichts in der Tiefe des Gebäudes sinnvoller als metallisch reflektierendes Goldgelb? Die Inspiration für die Fassade entspringt dem Gedanken, einen wind- und wetterstabilen Sonnenschutz zu gestalten.

Das Atrium mit seinem intensiven, metallisch reflektierenden Goldgelb scheint zu leuchten und verleiht dem Forschungsgebäude seine Identität – durch das Oberlicht fällt Tageslicht in die Tiefe des Raumes (Foto: Wolf-Dieter Gericke)
An den Galeriekanten sind Besprechungsräume, Teeküchen als Meeting-Zonen und Orte für Kommunikation jeweils so angeordnet, dass eine kreativitätsfördernde Arbeitsatmosphäre entsteht - Innovation entsteht nicht nur in der experimentellen Arbeit, sondern auch in der Kaffeepause und beim Austausch mit Kollegen (Foto: Wolf-Dieter Gericke)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Der Baukörper fügt sich harmonisch in die vorhandene Grundstruktur des Universitätscampus und des DLR-Standortes ein. Das Gebäude markiert durch seine Lage und Volumetrie den Eingangsbereich in das Areal des DLR in besonderer Weise und öffnet sich mit seiner transparenten Erdgeschoss-Fassade Richtung Uni-Campus. Die sehr detailgenau ausgeführte Lochblechfassade mit ihren Klapp-Schiebeläden umhüllt das Gebäude mit einer feinen, fast textil anmutenden Haut. Durch die plastische Veränderung des Gebäudes werden so Dynamik, Bewegung und Veränderung assoziiert.

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren Nutzer den Entwurf beeinflusst?

Der Bauherr mit seiner Bauabteilung ist fachkundig. Es sind Architektenkollegen und Bauingenieure, die wissen wovon sie sprechen, aber auch wovon wir sprechen. Das erleichtert die Zusammenarbeit.
Die Wissenschaftler nutzten bereits Labore auf der Liegenschaft. Sie sind bestens mit ihren Anforderungen vertraut und konnten diese bei Bedarf immer am bisherigen Vergleichsstandard erläutern.   

Die plastische Veränderung des Gebäudes assoziiert zutreffend für ein Forschungsgebäude Dynamik, Bewegung und Veränderung (Foto: Wolf-Dieter Gericke)
Das verglaste Erdgeschoss gewährt Passanten Einblicke und Mitarbeitern Ausblicke – Neugierde und Interesse sollen auf diese Weise geweckt werden (Foto: Wolf-Dieter Gericke)
Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Durch unsere Arbeit als DGNB-Consultants sind energetische bzw. nachhaltige Gesichtspunkte immer ein Thema in unserer Arbeit. Die beschriebene Fassade und ihre Anforderungen entspringen schon zur Projektskizze im VOF-Verfahren weniger einem gestalterischen Willen, als vielmehr der Optimierung des Sonnenschutzes und Nachhaltigkeitsaspekten.

Lageplan Campus Universität Stuttgart-Vaihingen und DLR-Campus (Zeichnung: hammeskrause)
Grundriss Obergeschoss (Zeichnung: hammeskrause)
Schnitt längs durch das Atrium (Zeichnung: hammeskrause)
Instituts- und Forschungsgebäude Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR)
2016
Pfaffenwaldring 38-40
70569 Stuttgart-Vaihingen

Nutzung
​Forschungsgebäude für das Institut für Technische Thermodynamik TT und das Institut für Technische Physik TP

Auftragsart
Verhandlungsverfahren

Bauherrschaf
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Köln

Architektur
hammeskrause architekten bda, Stuttgart
Markus Hammes, Hafize Albayrak, Patricia Gola, Uwe Beierbach, Katharina Lay, Armin Rauschke, Johannes Harter

Fachplaner
TGA: Rentschler und Riedesser Ingenieurges. mbH, Filderstadt
ELT: Planungsgruppe M+M AG, Böblingen
Bauphysik: Müller-BBM GmbH, Stuttgart und Planegg
Tragwerksplanung: Mathes Beratende Ingenieure GMBH, Chemnitz

Bauleitung
Ernst²-Architekten, Stuttgart

Produkte/Hersteller
Streckmetall: RauStreckgitter GmbH, Sinsheim
Schiebeklappladen: Colt International GmbH
Stahlbetonwände und Gipskartonständerwände allgemein: Knauf
metallische Beschichtung: R+S Raum und Schrift GmbH
Bodenbeläge Atrium: PUR-Belag KBL Kötztal-Lacke und Beschichtungen GmbH
Bodenbeläge Labore/Experimentierflächen/Verkehrsflächen: Epoxidharzbeschichtung Sikafloor von SIKA und KLB Kötztal-Lacke und Beschichtungen GmbH
Bodenbeläge Büroräume: Armstrong DLW Linoleum
Stahlbetondecke, Abdichtung Soprema GmbH, Mannheim
Dämmung: Foamglas/ Schwäbische Dämmstoffe GmbH, Freiberg am Neckar
Begrünung: Optigrün International AG, Krauchenwies
Fassade: Fenster Wicona /Wictec 50
Oberlicht: Pfosten-Riegelkonstruktion Wicona mit Dreifach-Verglasung Promat-Systemglas, bedruckt
Glattblechfassade außen an den Experimentierhallen: Domico Planum
Wände Atrium: Promat
Metallische Beschichtung Atrium: Creativ Lucento 83, Brillux GmbH & Co. KG, Münster
Heizung: KERMI Flachheizkörper
Lüftung: Howatherm Klimatechnik, Thermotec Klimageräte
Brandmeldezentrale: Honeywell
Aufzüge: ATH Aufzugstechnik
Türen und Tore: Neuform, Buchele, Hörmann
Schließsystem: ABUS Seccor (elektr. Zylinder)

Bruttogrundfläche
10.800 m²

Gebäudevolumen
​50.500 m³

Gesamtkosten
25.000.000 € netto

Fotos
Wolf-Dieter Gericke

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