Der Topografie gefolgt
Innerhalb von nur 24 Monaten haben se\arch architekten ein Haus für Kinder in Ostfildern geplant und gebaut. Stephan Eberding beantwortet unsere Fragen zur neuen Kindertagesstätte.
Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?Nach der ersten Besichtigung des Grundstückes und dem Bestandsgebäude waren wir überrascht und tief beeindruckt von der Vegetation und dem Baumbestand vor Ort. Daraus entstand das Konzept ein Kindergarten zu bauen, der sich in den Freiraum orientiert und die Vernetzung mit der Natur zum Thema macht.
„Haus im Wald“ war unsere Idee für die Kindertagesstätte und wir haben den Schwerpunkt auf die Verknüpfung mit dem Außenraum gelegt. Das Thema der fließenden Übergänge zwischen Innen- und Außenraum und die Sichtbezüge standen dabei im Vordergrund.
Bei dem Baugrundstück handelt es sich um eine vor circa 50-60 Jahren aufgefüllte schmale Schlucht. Die dadurch vorgefundenen Gründungsverhältnisse ließen, um kostspielige Varianten mit Bohrpfählen zu vermeiden, nur eine geringe Flächenlast zu. Deswegen haben wir Baukörper mit geringem Eigengewicht entwickelt, und das Gebäude wurde mit Ausnahme der statisch und gründungstechnisch erforderlichen Bodenplatte aus Stahlbeton in Holzbauweise errichtet. Die Bodenplatte ruht auf einer 60 Zentimeter mächtigen Tragschicht aus Recyclingmaterial.
Mit der Höherlegung des neuen Gebäudes konnten wir auf einen kostenintensiven Bodenaustausch mit entsprechend hohen Entsorgungskosten verzichteten. Unser Entwurf folgt der Topographie mit einem dreifachen Höhenversatz im Bauwerk. Dies ist ablesbar in den Niveauversprüngen im Innenbereich – im Außenbereich passt sich die Dachkante dem natürlichen Geländeverlauf an.
Es gab eine enge funktionale Abstimmung bezüglich der Abläufe und Nutzungen, die in den Entwurf mit eingeflossen sind und die das Grundkonzept untermauert und gestärkt haben.
Holz als beständiges und nachhaltiges Material prägt das Kinderhaus. Das Gebäude ist in Vollholzbauweise konstruiert. Außen verwendeten wir eine vorvergraute Lärchenholzschalung, innen beließen wir die Vollholzwände aus Brettsperrholz natürlich.
Parameter wie die enge Verknüpfung mit der Natur, das Thema der Übergänge zwischen Haus und Landschaft und im Gebäude, Nischenbildung, Maßstäblichkeit, Haptik und Belichtung sind Themen, die uns beim Konzeptansatz interessieren. Dies beziehen wir sowohl auf Innen- als auch auf die Außenräume – und hier natürlich vordergründig die Thematik der Schnittstellen. Die intensive und sehr konstruktive Zusammenarbeit mit Koeber Landschaftsarchitektur machte es möglich, eine Einheit zwischen Haus und Landschaft herzustellen.
Darüber hinaus war natürlich auch der enge Kontakt mit dem Nutzer und seinen Bedürfnissen sowie den Themen der Wirtschaftlichkeit wichtig. Bei der Kita in Kemnat ist ein Haus im Wald entstanden, das als eine Art organisches Raumkontinuum mit einer Raumabfolge von offenen und geschützten Räumen im Inneren arbeitet.
2017
Waldstraße 47
73760 Ostfildern
Nutzung
3-gruppigen Kindertagesstätte mit Ganztagesbetreuung
Bauherrschaft
Stadt Ostfildern, Technisches Gebäudemanagement, Ostfildern
Architektur
se\arch architekten bda, Stuttgart
Stefanie Eberding und Stephan Eberding
Mitarbeiterin: Maria Hänichen
Fachplaner
Koeber Landschaftsarchitektur, Stuttgart
Ausführende Firmen
Weizenegger GmbH, Bad Wurzach
Energiestandard
KFW 55/ ENEV -30%
Bruttogeschossfläche
662 m²
Gebäudevolumen
3.276 m³
Gesamtkosten
1.800.000 €
Auszeichnung
Beispielhaftes Bauen, Landkreis Esslingen 2012-2018
Fotos
Zooey Braun