Mit dem Meer wachsen!

Autor
Peter Petz | Podest
Publicat a
de nov. 14, 2012

bof architekten gewinnen den Wettbewerb Hallig 2050. Bert Bücking stellt sich unseren Fragen zum Wettbewerb.
Luftbild der Tadenswarft im Jahr 2050 
Welche Bedeutung hat der Wettbewerb für die 10 Halligen?
Der Wettbewerb „Halligen 2050“ war als Ideenwettbewerb konzipiert und sollte in erster Linie mögliche Szenarien für eine dauerhafte Sicherung der Halligen und ihrer Bewohner aufzeichnen.
Die Halligen sind als Lebens- und Schutzraum ein wichtiger Bestandteil der norddeutschen Küstenlandschaft. Zudem sind die Halligen wie kaum eine andere Landschaft dem Klimawandel und dem damit verbundenen steigenden Meeresspiegel ausgesetzt. Der steigende Meeresspiegel macht Lösungen notwendig die weit über den heutigen Zustand hinausgehen. Ziel war es ein exemplarisches Konzept zu entwickeln das auf alle Halligen übertragbar ist. Die Halligen fungieren hier als Modelllandschaft für weitere vom Meeresanstieg betroffene Regionen.
Blick auf die Siedlung 
Von welchen Maßstäben sprechen wir?
Letztendlich sprechen wir bei diesem Wettbewerb über fast alle Maßstäbe. Der Lebensraum Halligen ist erst mal eher großmaßstäblich. Von den Warfen zu den Häusern hin wird der Maßstab immer detaillierter. Eine Beschränkung auf einen Maßstab hätte in diesem Fall wenig Sinn gemacht, da für eine nachhaltige Lösung alle Aspekte berücksichtigt werden sollten.
Eine singuläre (kleinmaßstäbliche) Erhöhung der Warften kann nicht ohne den größeren Kontext funktionieren. Die Halligen als Lebensraum müssen, wie in unserem Konzept vorgesehen durch regelmäßige Überflutung und damit verbundene Sedimentablagerungen wachsen.
Maßstäbe 
Welche Themen hatten Sie im Team zu bearbeiten?
Vordergründig ist die Aufgabenteilung bei einem Team aus Ingenieuren, Architekten und Landschaftsarchitekten klar. Jede der 3 Parteien hatte zu Beginn des Wettbewerbes sehr konkrete Vorstellungen, was zu tun sei. Diese Vorstellungen waren nicht immer unbedingt kompatibel. Die jeweiligen Horizonte waren anfänglich sehr stark auf die jeweilige Fachkompetenz reduziert.  Das bemerkenswerte bei dieser Zusammenarbeit war jedoch, dass mit dem fortschreitenden Prozess sich die Grenzen zwischen den einzelnen Fachbereichen zunehmend auflösten. Am Ende stand ein großartiges Ergebnis welches so nur in einer interdisziplinären Arbeitsgemeinschaft möglich ist.
Halligenhaus, Energie-Autarkie, Bestand, Gebäudetisch 
In welchem Bezug zueinander stehen Bestand, Neubauten und Freiräume?
Eine zentrale Frage bei unserem Entwurfskonzept war die Frage wie mit den Bestandsbauten umgegangen werden sollte. Es gab viele Gründe die für einen Totalabriss gesprochen haben. Die Höhenlage der Bestandsgebäude ist so ungünstig, dass ein Schutz nur noch über das weitere Erhöhen der Ringwälle möglich gewesen wäre, was letztendlich mehr oder weniger zum Verschwinden der Häuser geführt hätte. Das Konzept sieht eine Erweiterung und Erhöhung des Ringwalls in Richtung Westen (Flutrichtung) vor. Hier entstehen neueHäuser (nachjustierbar) die auf einem dauerhaft flutsicheren Niveau errichtet sind und über das ganze Jahr bewohnt werden. Die Neubauten sind ringförmig angeordnet und öffnen sich in Richtung des Naturraumes. Die Bestandsbauten werden als Sommerwohnungen konzipiert, die im schlimmsten Fall im Winter geflutet werden.
Grundriss 
Schnitt 
Wie sehen die nächsten Planungsschritte aus?
Konkrete Planungsschritte stehen zur Zeit nicht an. Wie gesagt, es handelte sich um einen Ideenwettbewerb. Zudem ist das Zeitfenster mit dem Horizont 2050 durchaus großzügig.
Nichtsdestotrotz gehen wir als Planerteam davon aus, dass früher oder später die ersten Ansätze aus unserem Konzept verwirklicht werden.
Blick aus einem Ferienapartment 

Die komplette Wettbewerbsdokumentation finden Sie in
wa 11/2012
Hallig 2050
Begrenzt offener Wettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren

Jury
Hans Eggert Bock, Vors.
Burkhard Jansen
Klaus Jensen
Dr. Jacobus Hofstede
Hans-Friedrich Nissen
Dr. Detlef Hansen
Harald P. Hartmann
Matthias Piepgras
Uwe Schüler
Dietmar Wienholdt

1. Preis
Arch.: bof architekten
Hamburg
L.Arch.: osp urbane landschaften
Hamburg
Wasserbau: IMS Ingenieurgesellschaft mbH
Hamburg

2. Preis
Arch.: Johannsen und Fuchs
Husum
Ing.: Ingenierubüro Mohn
Husum
L.Arch.: Kessler.Kraemer
Flensburg

Sonderpreis
dI | dehtlefsen und lundelius
Bredstedt