Großzügige Aufweitung des Areals

MGF Architekten
8. de març 2023
Erweiterungsneubau Otto-Hahn-Schule Bauteil A + D in Frankfurt am Main (Foto: MGF Architekten)
Im Frankfurter Nordens sollen an der kooperativen Gesamtschule ,Otto-Hahn-Schule' an Stelle der maroden Bestandsgebäuden A+D zeitgemäße Erweiterungsbauten entstehen. Worin lag die Herausforderung der Aufgabenstellung?

Der geplante Ersatzneubau wird als Auftaktgebäude ein wichtiger Baustein des Campus werden; er wird zukünftig das Gesicht des Schulareals nach außen bilden und wird als verbindendes Element zwischen dem Schulcampus und der angrenzenden Wohnbebauung im Stadtteil dienen. Darüber hinaus war die besondere Herausforderung aus einer aktuell engen Innenhof-Situation ein großzügigen Pausenhof zu bilden. 

Lageplan (Zeichnung: MGF Architekten)
Wie kamen Sie zum vorgeschlagenen Baukörper?

Der vorgeschlagene Baukörper ist das Ergebnis einer intensiven Auseinandersetzung mit dem städtebaulichen Kontext, der identitätsprägenden Gestaltung der Bestandsbauten und dem geforderten Raumprogramm.

Die städtebauliche Setzung macht den Erweiterungsneubau zur neuen Adresse der Schule. Die T-förmige Grundform des Baukörpers schafft für SchülerInnen und Lehrkräfte einen neuen, großzügigen Freibereich, der den Neubau und die Bestandsbauten verknüpft. Die Körnung der gegliederten Baumasse vermittelt zur angrenzenden Wohnbebauung. Durch die Baukörpereinschnitte wird das dreigeschossige Volumen gegliedert, wodurch es sich in den Schulcampus auf selbstverständliche Weise einfügt. 

Die Architektur der Bestandsbauten kann als kräftig und ausdrucksstark bezeichnet werden. Vor allem das Terrassenhaus ist ein wichtiges Dokument seiner Entstehungszeit. Diese expressive Architektur wird durch den skulptural geformten Schulbau ergänzt und integriert das Terrassenthema des Bestandes in den Neubau. Die Baukörpergestaltung ist geprägt durch die solitärhafte Erscheinung des Erweiterungsbaus. Der Neubau wirkt von allen Seiten ähnlich, was dem Gebäude eine gefällige Allseitigkeit verleiht. 

Das vielschichtige Raumprogramm erfordert ein gemeinsames Lernhaus, dass auch in seinen Teilbereichen gut funktioniert. Beispielsweise fördert die Positionierung der Aula direkt am Eingang die Öffnung der Schule zum Stadtteil. Diese kann künftig auch durch das Quartier für Feste, Versammlungen und ähnliches genutzt werden. In den Obergeschossen ist der Baukörper aufgrund des vorgesehenen Raumprogramms in drei Bereiche um eine gemeinsame Erschließung gegliedert. 

Ansicht Süd (Zeichnung: MGF Architekten)
Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: MGF Architekten)
Schnitt (Zeichnung: MGF Architekten)
Wie organisieren Sie den Neubau?

Der Neubau wird im Großen wie im Kleinen um „gemeinsame Mitten“ organisiert. Im Erdgeschoss gliedern sich die Gemeinschaftsbereiche wie Aula, Mensa, Fachräume und Verwaltung um ein großzügiges Foyer. Aula und Mensa sind das Herz der Schule und bieten Flächen für den informellen Aufenthalt während und nach den Unterrichtszeiten. Die Obergeschosse werden durch eine zentrale Treppe erschlossen. Sie sind ähnlich aufgebaut und beinhalten je Geschoss drei Cluster, die sich um einen übersichtlichen, T-förmigen Erschließungsbereich gruppieren. Die zentrale Erschließung ermöglicht eine einfache Auffindbarkeit der Räume und bietet ein angemessenes Maß an Privatheit und Ruhe in den Lernbereichen. Innerhalb jedes Clusters gruppieren sich die Klassenräume wiederum um eine gemeinsame Lernmitte, die als pädagogische Fläche vielfältig nutzbar ist. Leichte Trennelemente aus Glas, Vorhängen oder Ähnlichen ermöglichen eine flexible und individuelle Nutzung. Die Terrassen belichten und belüften die Lernmitten und erweitern das pädagogische Angebot. Im Untergeschoss sind die Werkstätten mit einem Werkstatthof angeordnet. 

Nutzungskonzept und Clusterstruktur (Zeichnungen: MGF Architekten)
Welches Thema war Ihnen besonders wichtig?

Durch den Rückbau des flächigen Bestandsbaus mit Atriumhof ergeben sich neue Potenziale. Wir haben versucht mit unserem Beitrag diese Potenziale herauszuarbeiten, um mit dem Ersatzneubau einerseits die räumliche Situation des Campus zu stärken und andererseits ein nachhaltiges, zeitgemäßes und flexibles Lerngebäude zu entwickeln. Ziel des Entwurfes war es ein eigenständiges und charaktervolles Gebäude mit Verankerung am vorgefundenen Ort zu entwickeln. 

Eingang Urseler Weg (Visualisierung: MGF Architekten)
Lernlandschaft (Visualisierung: MGF Architekten)
Welche Materialialstrategie schlagen Sie vor?

Für die Konstruktion schlagen wir eine dreigeschossige Holzrahmenbauweise mit einem massiven Untergeschoss vor. Die Außenwände werden mit einer einfachen Schalung aus vorvergrauten, sägerauen Brettern verschalt. Die Decken der Schule sind als Holzhybriddecken ausgeführt. Im weitgespannten Foyer- und Aulabereich werden die Lasten der Obergeschosse durch Unterzüge aus Baubuche aufgenommen. 

Die öffenbaren Fensterelemente sind mit außenliegender Verschattung vorgesehen. Durch die vollständige Öffnungsmöglichkeit der Fenster ist eine natürliche Lüftung möglich. Die Aula und die Mensa im Erdgeschoss sind raumhoch verglast, was den direkten Bezug zwischen Innen und Außen stärkt. In den Obergeschossen werden die Fensterflächen zu den Terrassen auch großflächig geöffnet, um hier eine räumliche Großzügigkeit zu erzeugen. 

Detail (Zeichnung: MGF Architekten)
Erweiterungsneubau Otto-Hahn-Schule Bauteil A + D in Frankfurt am Main
Nicht offener Wettbewerb
 
Auslobung: Stadt Frankfurt am Main, Amt für Bau und Immobilien
Betreuung: Kubus360 GmbH, Stuttgart
 
Jury
Prof. Zvonko Turkali, Architekt, FFM, Vors. | Sigrid Eichler, Leiterin Amt f. Bau und Immobilien, Architektin | Prof. Jean Heemskerk, Architekt, Mannheim | Stefanie Fuchs, Architektin, München | Christian Nasedy, Architekt, Darmstadt | Markus Radermacher, Dezernat für Bildung, Immobilien und Neues Bauen | Ute Sauer, Leitung Stadtschulamt | Michaela Grell, Fachbereichsleitung Objektmanagement | Matthias Weber-Vögle, Abteilungsleitung Stadtschulamt
 
1. Preis
MGF Architekten GmbH, Stuttgart | J. Hämmerl, A. Günster, J. Kliebe, J. Schmelz
Mitarbeit: Lisanne Triebold, Oscar Kaag, Susanne Kliebe
Drei Ingenieure, Stuttgart | Simon Brunner
schork pro Elektroplanung, Stuttgart | Georg Schork
 
2. Preis
KSP ENGEL, Frankfurt am Main | Jürgen Engel
Mitarbeit: Peter Feuerbach, Senaid Salcin, Fatemeh Meimand, Samaneh Heidari-Heine
Technische Ausrüstung: decon Deutsche Energie-Consult GmbH, Frankfurt am Main

3. Preis
o5 architekten bda raab hafke lang, Frankfurt a.M. | Jan-Henrik Hafke
Mitarbeit: Johanna Schmid, Philipp Herde
Scheidt Kasprusch Architekten GmbH, Berlin | Frank Kasprusch
Mitarbeit: Louisa Simon, Malee Hildebrand
WPW Ingenieure, Rhein-Neckar | Dr.Ing. Gernot Heit
Mitarbeit: Markus Hehn

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