Doch kein Abriss?

Martina Metzner
27. de maig 2020
Panorama-Bar in den Städtischen Bühnen mit Wolken-Kunstwerk von Zoltán Kemény. (Foto: Jessica Schäfer)

In die Debatte um den Abriss und Neubau der Städtischen Bühnen in Frankfurt am Main kommt neuen Schwung: Das Landesamt für Denkmalpflege Hessen veröffentlichte am 20. Mai 2020 ein Gutachten, das den Denkmalwert von zentralen Bauteilen der Städtische Bühnen Frankfurt bestätigt. Das Denkmalamt hatte dies bereits vor Jahren angekündigt. Nun, wenige Monate nach Bekanntgabe der Entscheidung des Abrisses der Doppelanlage von ABB Architekten aus den 1960er-Jahren durch das Frankfurter Stadtparlament am 30. Januar 2020, hat das Landesdenkmalamt dieses Gutachten veröffentlicht und stützt sich dabei auf die Petition von Philipp Oswalt zur „Zukunft Städtische Bühnen Frankfurt“. 

Insbesondere wird im Gutachten auf das Foyer am Willi-Brandt-Platz eingegangen: „Mit seiner urbanen, transparenten Fassade steht das Foyer für das neue, demokratische Selbstverständnis Westdeutschlands nach 1945,“ sagt Heinz Wionski vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen. „Die räumliche Eindeutigkeit der Foyerfassade am Willy-Brandt-Platz als Straßenraumbegrenzung wie als Fluchtpunkt aus Richtung Gallus-Anlage belege die städtebauliche Bedeutung dieser baulichen Anlage.“ Damit erfülle das Foyer die Voraussetzungen eines Kulturdenkmals aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen und an seinem Erhalt bestehe ein öffentliches Interesse, so das Denkmalamt. Erhaltenswert bezeichnet das Denkmalamt auch die Werke von Marc Chagall und die Wolken-Deckenskulptur von Zoltán Kemény.

Im Vorfeld der Abrissentscheidung wurde der Denkmalcharakter vom Frankfurter Planungsdezernent Mike Josef (SPD) in Abrede gestellt: „Die Grundlage seiner Arbeit und Entscheidung über das Gebäude basiert auf der Tatsache, dass das Schauspielhaus oder Teile davon zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht unter Denkmalschutz stehen“. Demzufolge müsste die Entscheidung im Stadtparlament unter den neuen Vorzeichen erneut diskutiert werden, auch weil es nun einer besonderen Abrissgenehmigung bedarf. 

Es bleibt abzuwarten, wie die Verantwortlichen der Stadt Frankfurt mit dem Gutachten umgehen. Aus Fachkreisen werden Stimmen laut, man könne allein die Kunstwerke von Kemény und Chagall in ein neues Gebäude transferieren. Nicht wenige wie der Frankfurter Architekt Stefan Forster, der auch die Petition unterstützt, stimmen für einen Teilerhalt der Doppelanlage. Ende März hatte Oberbürgermeister Peter Feldmann angekündigt, dass die Investitionen für den geplanten Neubau der Städtischen Bühnen durch die Corona-Krise erstmal „nicht anstehen würden“. Dennoch plane man weiter, wie Kulturdezernentin Ina Hartwig preisgab. Derweil haben die Petition vom März 2020 über 5700 Personen unterzeichnet. Auf einer eigens angelegten Website will die Initiative die Zukunft der Städtischen Bühnen Frankfurt offen und mit den Bürger*innen diskutieren.

Insbesondere das Foyer der Doppelanlage der Städtischen Bühnen wird vom Denkmalamt als erhaltenswert eingestuft. (Bild: Uwe Dettmar)

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