Computern am Jungfernsee

Ulf Meyer
6. de juliol 2021
Die breite Treppe dient auch als Auditorium, wenn Veranstaltungen im Haus stattfinden. (Foto: © Marcus Ebener)

Potsdam ist Sitz von Technologieunternehmen und einem Fraunhofer-, einem Leibniz-Institut und einem Max-Planck-Institut. Der See, eigentlich ein Arm der Havel, liegt teilweise in Berlin und teilweise in Potsdam und war deswegen einst Teil des Eisernen Vorhangs zwischen Ost und West. Einer der Gründer und Mit-Eigentümer der Firma SAP, Hasso Plattner wohnt in Potsdam und hatte dort zuvor als Mäzen für Aufsehen gesorgt. Am Jungfernsee liegt heute der drittgrößte Entwicklungsstandort von SAP.

Die Neubauten heißen „Workhub 1 und 2“ und formen einen „Campus“. Das „Workhub 1“-Gebäude ist das größere der beiden und bietet Büroflächen, die um ein Atrium herum arrangiert sind. Holzoberflächen an den Treppenwangen und auf der Tribünentreppe tragen zu einer besseren Raumakustik bei. Im Erdgeschoss sind Co-Working-Spaces mit Gemeinschaftsflächen geplant, in den oberen Geschossen größere Büros mit variablen Raumzuschnitten. Auf ein Tiefgeschoss haben die Architekten verzichtet, da nebenan ein – bislang wenig genutztes – Parkhaus gebaut wurde (Hilmer Sattler Architekten). Beim Think-Campus sind die Architekten Bollinger + Fehlig zusammen mit dem bauausführenden Unternehmen anteilig als Investor aktiv geworden.

Der WorkHub 1 wurde als Start-up-Gebäude geplant, dient nun aber Privat-Unis (Foto: © Marcus Ebener)
Die Innenräume im Hauptgebäude sind um ein Atrium herum arrangiert. (Foto: © Marcus Ebener)

Neben einem Bistro im Erdgeschoss gibt es „Flächen für Network und Community“, wie es im Start-Up-Sprech genannt wird. Früher hätte man schlicht von gemeinschaftlichen Flächen gesprochen. In den Obergeschossen gibt es „große Räume für Bildung, Forschung und Entwicklung“. Sie werden durch weitere Arbeitsflächen im fünfgeschossigen Riegel daneben ergänzt, der ursprünglich als gewerblicher Wohntrakt geplant war (reines Wohnen verbietet der Bebauungsplan) und nun für weniger kommunikative Backoffice-Nutzungen vorgesehen ist. Es kann für Einzel- und/oder Gruppenarbeitsplätze ausgelegt werden. 

Die Fassaden wurden mit kupfer-braunen Aluminium-Paneelen mit raumhohen Fenstern darin verkleidet. Als „low tech-/low-budget“-Gebäude beschreiben die Architekten ihr Werk. Dennoch haben sie großen Wert auf eine sorgfältige Gestaltung der Dachaufsicht, der sogenannten „fünften Fassade“ gelegt. Die Grünfläche zwischen den Gebäuden wurde von dem Berliner Landschaftsarchitekturbüro st raum a gestaltet. In Zukunft soll eine neue Tramlinie den Norden der Stadt mit dem Zentrum verbinden. 

Auf dem Think-Campus sind noch drei weitere Gebäude geplant, die Unternehmensgründern dienen könnten. Entgegen der ursprünglichen Planung werden die Gebäude zunächst nicht an Unternehmensgründer vermietet, sondern dienen der „Global University Systems (GUS)“, einem kommerziellen Hochschulbetreiber aus Amsterdam, als Bildungs-Campus. Seit Mai kommen Studierende der University of Europe (UE) und der GISMA Business School auf den Campus, um dort zu studieren und zu forschen.

Die attraktiven Treppen sollen die Fahrstuhlabfahrten reduzieren (Foto: © Marcus Ebener)
Das Atrium ist das Herz des Hauses und dient als Begegnungsfläche. (Foto: © MarcusEbener)
Lageplan: Bollinger + Fehlig Architekten
Grundriss Erdgeschoss (Plan: Bollinger + Fehlig Architekten)
Grundriss 1. Obergeschoss (Plan: Bollinger + Fehlig Architekten)
Grundriss 2. Obergeschoss (Plan: Bollinger + Fehlig Architekten)
Grundriss 3. Obergeschoss (Plan: Bollinger + Fehlig Architekten)

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