Anupama Kundoo wird mit dem RIBA Charles Jencks Award 2021 geehrt

Elias Baumgarten
25. d’agost 2021
Anupama Kundoo lehrt derzeit in Deutschland. (Foto: Andreas Deffner)

Unzählige Materialproben und Details dazu gutgelaunte Handwerker bei der Arbeit – wer Anupama Kundoo auf Instagram folgt, dem sind zwei Dinge über sie besonders präsent: ihr soziales Engagement und ihre Begeisterung für die Erforschung neuer Baumaterialien. International bekannt wurde die in Mumbai ausgebildete Architektin spätestens 2012 mit ihrem Beitrag zur 13. Architekturbiennale von Venedig. Vor Ort ließ sie eine naturgetreue Nachbildung ihres Wohnhauses im indischen Auroville – das zwischen 1997 und 2000 errichtete „Wall House“ – von Handwerkern aufbauen. Denn jenes zeigt beispielhaft, wofür Kundoo als Architektin steht: Mit dem räumlich reichen Gebäude geht sie geschickt auf die klimatischen und kulturellen Gegebenheiten vor Ort ein und nutzt lokale Baumaterialien und Techniken für neuartige Lösungen. Augenfällig sind zum Beispiel die Terrakotta-Kegel, die bei der unkonventionellen Dachkonstruktion zum Einsatz kamen. Zugleich konnte das Haus von ungelernten Arbeitern mit der Unterstützung nur weniger Experten errichtet werden. 

Weil Kundoo, die aktuell eine Professur an der FH Potsdam innehat, nicht nur baut, sondern auch leidenschaftlich forscht und unterrichtet, wurde sie nun mit dem RIBA Charles Jencks Award 2021 ausgezeichnet. Der sehr wichtige Preis wird von der Jencks Foundation und dem Royal Institute of British Architects (RIBA) seit 2003 an Architektinnen und Architekten vergeben, die Theorie und Praxis in herausragender Weise miteinander verknüpfen. Zu den bisherigen Preisträgern gehören – neben vielen anderen großen Namen – auch der mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnete Alejandro Aravena und aus Schweizer Sicht Jacques Herzog und Pierre de Meuron.

Das Wall House (1997–2000) im indischen Auroville steht beispielhaft für die Haltung von Anupama Kundoo und zeigt zugleich auch eindrücklich ihre gestalterischen Fähigkeiten. (Foto: Javier Callejas)
„Anupama is a rare example of an architect who has managed to achieve a huge amount in a difficult arena, housing for the poor in India and, specifically, in the settlement of Auroville in Tamil Nadu but has also established a significant body of work in research into material and craft and how locally-made products can be reimagined to become elements of architecture. At its best her architecture is elegant, ecological and always intriguing.“

Edwin Heathcote, Jurymitglied

Die Jury wählte Anupama Kundoo aus einer Liste von zehn Finalisten aus, auf der sich so bekannte Architekten wie Francis Kéré und Eyal Weizman befanden. Die Auszeichnung kommt sehr verdient. Kundoos Idee, High- und Lowtech miteinander zu verknüpfen, regional vorhandene Materialien zu verwenden – mitunter auch Abfälle und recycelte Baustoffe – und ökologisch wie sozial nachhaltige Bauten zu schaffen, die von den Menschen vor Ort errichtet werden können, wird gesehen und honoriert. Das ist gerade jetzt ein wichtiges Statement. Wir gratulieren herzlich!

Die bisherigen Gewinner des RIBA Charles Jencks Awards (2020 wurde der Preis aufgrund der Corona-Pandemie nicht vergeben):
 
  • 2019: Débora Mesa and Antón García-Abril, Ensamble Studio
  • 2018: Alejandro Aravena
  • 2016: Níall McLaughlin
  • 2015: Herzog & de Meuron
  • 2013: Benedetta Tagliabue
  • 2012: Rem Koolhaas
  • 2011: Eric Owen Moss
  • 2010: Steven Holl
  • 2009: Charles Correa
  • 2008: Wolf D. Prix
  • 2007: Ben van Berkel und Caroline Bos, UN Studio
  • 2006: Zaha Hadid
  • 2005: Alejandro Zaera-Polo und Farshid Moussavi, Foreign Office Architects
  • 2004: Peter Eisenman
  • 2003: Cecil Balmond
Die Jury bestand 2021 aus:
  • Simon Allford, Architekt und RIBA-Präsident
  • Edwin Heathcote, Architekt und Kritiker
  • Dr. Adrian Lahoud, Architekt und Dekan des Royal Collage of Art
  • Lily Jencks, Gründerin der Jencks Foundation
  • Benedetta Tagliabue, Architektin und Gewinnerin des Awards im Jahr 2013

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