Von der Eisenbahnwerkstatt zum Forschungsbau

KRESINGS
16. d’octubre 2024
Mit zweigeschossigen Holzmodulen wurde die Ausnutzung der Bestandsfläche deutlich erhöht. Die Betonkonstruktion und die Fassaden des geschichtsträchtigen Ringlokschuppens blieben erhalten. (Foto: HG Esch)
Herr Kresing, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?


Wir beschäftigen uns schon lange und ausgiebig mit dem Bestand und Umbauprojekten. Das Coppenrath-Innovation-Centre (CIC) ist ein Leuchtturmprojekt, das von der Coppenrath-Stiftung und der Stadt Osnabrück gemeinsam initiiert wurde. Der historische Bau wird nicht nur von der Universität und dem Deutschen Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz genutzt, sondern auch von vielen Unternehmen. Er soll Impulsgeber und Katalysator für die weitere städtebauliche Entwicklung des 22 Hektar großen Lokviertels sein, die zurzeit geplant wird.

Weil der Bestand erhalten bleibt und für den Umbau nachwachsende Naturmaterialien genutzt wurden, musste nur wenig graue Energie aufgewendet werden. (Foto: Ringlokschuppen Osnabrück)
Alle Raummodule wurden als Massivholzkonstruktion ausgeführt. (Foto: HG Esch)
Welche Inspiration liegt diesem Projekt zugrunde?


Als Profanbau ist der Bestand 1913 aus seiner Funktion heraus entwickelt worden, und er zeichnet sich deswegen durch eine einzigartige Architektursprache aus. Hier haben wir angesetzt und im gegebenen Rahmen neue, sehr pragmatische Einbauten in Form von Holzkuben implementiert.

Unser Projekt sollte dem Wert des Bauwerks als Denkmal genauso Rechnung tragen wie der neuen Nutzung als Innovationszentrum und als lebendiger Ort der Forschung. Wichtig war uns, den Austausch mit der Stadtgesellschaft zu fördern.

Während die Betonkonstruktion des Bestandsbaus eher kühl wirkt, erzeugt das Holz der Einbauten eine warme, behagliche Atmosphäre. Zusammengenommen ergibt sich eine schöne Symbiose aus Geschichte und Zukunft. (Foto: HG Esch)
In die beiden Hallen wurde pro Segment ein zweigeschossiges Raummodul eingestellt. (Foto: HG Esch)
Inwiefern haben Sie im Projekt die Verwendung von Naturbaustoffen und zirkulären Baustoffen angestrebt?


Die meisten Auflagen stellte das Denkmalamt. Wir selbst haben indes die Bauherrschaft sehr schnell davon überzeugen können, frühzeitig ein Nachhaltigkeitskonzept von Transsolar zu implementieren. Es bildete die Grundlage für alle weiteren Überlegungen und Planungsschritte. 

Durch das modulare System können die Einbauten den Bedürfnissen der Mietenden angepasst werden. (Foto: HG Esch)
Welche digitalen Instrumente haben Sie bei der Planung eingesetzt?


Wir erstellen inzwischen alle unsere Projekte mit BIM. Auch in diesem Fall hat uns das BIM-Modell bei allen Entwurfsentscheidungen sehr geholfen. Das 3D-Modell ist für uns ein Werkzeug geworden, das wir tagtäglich nutzen.

Blick auf den alten Lokschuppen vor der Umgestaltung (Foto: Ringlokschuppen Osnabrück)
Die Gebäudehülle blieb erhalten und wurde sorgfältig restauriert, denn der Bau der Königlichen Preußischen Eisenbahnverwaltung ist ein wichtiger geschichtlicher Zeuge. (Foto: HG Esch)
Die Revitalisierung des ehemaligen Ringlokschuppens wurde vom Bund als national bedeutsames Städtebauprojekt erkannt und gefördert. (Foto: Ringlokschuppen Osnabrück)
Beschäftigten Sie sich im Büro mit den Tendenzen des zirkulären Bauens und der sozialen Nachhaltigkeit?


Wir glauben seit unserer Bürogründung vor mittlerweile knapp 40 Jahren an das Potenzial des Bestands und an das Weiterbauen. Abriss ist manchmal auch eine Lösung, aber wahre Nachhaltigkeit liegt in guter Architektur, die anpassungsfähig ist. Unsere Lieblingsaufgabe ist daher das Bauen im Bestand. Die Verwendung von gebrauchten Bauteilen und Materialien ist dabei das Tüpfelchen auf dem i, um die Umweltbilanz eines alten Bauwerks für den nächsten Nutzungszyklus noch besser zu machen.

In dem kathedralenartigen Mittelbau befindet sich nun das zweigeschossige öffentliche Innovatorium. (Foto: HG Esch)
Situation (© KRESINGS)
Grundriss (© KRESINGS)
Querschnitt (© KRESINGS)
Schnitt durch das Innovatorium (© KRESINGS)
CIC – Coppenrath-Innovation-Centre
2024
Hamburger Straße 24
49084 Osnabrück
 
Nutzung
Büro, Bildung (Universität und Hochschule), Labs, Veranstaltung
 
Auftragsart
Direktauftrag

 
Bauherrschaft
Ringlokschuppen Osnabrück GmbH
 
Architektur
KRESINGS, Münster
Projektverantwortlicher Partner: Kilian Kresing 
Projektleiter: Stefan Fuchs 
Planungsteam: Henning Hummel, Julian Hoffschlag, André Pannenbäcker, Agnieszka Kociemska, Alessa Rink, Felica Wewer, Liana Laios, Raul Zinni-Gerk, Tim Sommer und Steven Gorgon
Bauleitung: Hans Zündorf und Stefan Koch
 
Fachplaner
Statik: Ingieurbüro Fleddermann GmbH, Osnabrück
TGA-Planung: O&P Projektingenieure GmbH, Ibbenbüren
Bauphysik: Hansen+Partner Ingenieure GmbH, Wuppertal
Akustik: Hansen+Partner Ingenieure GmbH, Wuppertal
Brandschutz: BKK Brechler.Kiküm.Klein GmbH, Warendorf
Vermesser: DENKMAL3D GmbH & Co. KG, Vechta
Energetik: Transsolar Energietechnik GmbH, Stuttgart 
Energieberatung: NaCon GmbH, Osnabrück
Freianlagen: MDL Müller Darms Landschaften, Osnabrück
Innenarchitektur: KRESINGS, Düsseldorf
Lichtplanung: LICHTART Osnabrück GmbH & Co. KG, Osnabrück
 
Ausführende Firmen
Holzbau und Zimmermann: Terhalle Tischlerei GmbH, Ahaus-Ottenstein
Malerbetrieb: A Dependehner Malerbetrieb GmbH, Osnabrück
Schlosserarbeiten: MWM Metalltechnik Westmünsterland GmbH, Legden, und Overkamp Bauschlosserei Metallbau, Dülmen
 
Hersteller
Beleuchtung: Vibia
Bodenbeläge: Interface
Innenwände und Trockenbau: Derix
Türen und Tore: Solarlux
Wärmedämmung: Brillux
 
Energiestandard 
KfW Effizienzhaus 100
 
Bruttogeschossfläche
9400 m²
 
Gebäudevolumen
47'500 m³
 
Gesamtkosten
k.A.
 
Auszeichnung
Niedersächsischer Staatspreis für Architektur 2024 – Shortlist (Entscheidung am 30.10.24)
HEINZE ArchitekturAWARD 24 – Shortlist (Entscheidung am 21.11.24)
 
Fotos
HG Esch
Ringlokschuppen Osnabrück

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