Kirche und sozial-caritatives Zentrum St. Anton

Schweinfurt
Foto © Constantin Meyer, Köln
Foto © Constantin Meyer, Köln
Foto © Constantin Meyer, Köln
Architetti
Brückner & Brückner Architekten
Sede
St.-Anton-Straße 8 , 97422 Schweinfurt
Anno
2022

Vielfalt. Neugestaltung Kirche und sozial-caritatives Zentrum St. Anton Schweinfurt.
Die Kraft von St. Anton und die Essenzen des Bauens.

Wir durften uns gemeinsam mit unserem Team in der jüngsten Vergangenheit mit einer Kirche beschäftigen, die der Architekt Hans Schädel (1910-1996), Mitarbeiter der ersten Stunde des 1946 neu geschaffenen Bischöflichen Bauamtes, ab 1956 Dombaumeister und ab 1971 Diözesan-Baudirektor in Würzburg, gebaut hat. 1950 beginnen die Arbeiten an St. Anton in Schweinfurt. Kampanile, Klostertrakt, Kindergarten und Pflegeheim wurden 1955, 1956 und 1963 fertiggestellt. Wir sind überzeugt, dass die Qualität von Orten und Räumen von jedem spürbar ist. St. Anton hat diese Kraft, ist ein besonderer Ort, auch ein Ort besonderer architektonischer Qualität. Das Ensemble ist ein herausragendes Beispiel sakraler Nachkriegsarchitektur, ein Zeitdokument, das wir schätzen und respektieren. Dieses aufzugreifen, fortzuschreiben und ins Heute zu führen, war unser Ziel. Der Mensch steht bei alledem im Mittelpunkt. Die Sehnsüchte und Bedürfnisse der Gläubigen, Atmosphäre und Nutzung von Kirchenräumen hat sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt und damit auch die Anforderungen an die Architektur.

Die Menschen, der Ort, der Raum und das Material - das sind für uns die Essenzen des Bauens.

Im neuen Jahrtausend kämpfte das ganze Ensemble mit Leerständen, funktionalen, technischen und brandschutztechnischen Defiziten. Es stand zwischenzeitlich sogar der Abriss der denkmalgeschützten Gebäude zur Debatte. Der Kirchenraum war für seine heutige Nutzung überdimensioniert, kalt und zugig, der Zugang wenig einladend und nicht barrierefrei. Die Technik veraltet. Die weiteren Funktionen und Nutzungen weit verteilt, die Orientierung schlecht. Spätestens 2009 begannen intensive Gespräche über die Zukunft des Ensembles und der neu gegründeten Schweinfurter Stadtkirche. 2012 fiel die Entscheidung, St. Anton unterzieht sich einer Erneuerung – innerlich und äußerlich!

Gemeinsame Vision: Casa Vielfalt
Christlicher Glaube und caritatives Handeln gehören zusammen, diese Verbindung ist das besondere pastorale Merkmal der Gemeinde mit eindeutig sozialem Schwerpunkt. Dieser neue, innovative Ansatz für ein lebendiges St. Anton und die Architektur greifen Hand in Hand, bilden ein gemeinsames Ganzes. Die gemeinsame Vision ist es, Liturgie und Soziales unter einem Dach zu vereinen. St. Anton soll zu einem neuen Zentrum werden, einem offenen Ort für alle Menschen in all ihren unterschiedlichen Lebenssituationen und -phasen! In Workshops haben wir uns intensiv mit Vertretern der Diözese, Mitgliedern der Kirchenstiftung, der Kirchengemeinde und den Nutzern mit diesen Themen beschäftigt und eine gemeinsame Vision entwickelt. Kirche und Caritas haben dem neuen Haus einen Namen geben: Casa Vielfalt (Caritas und Sankt Anton).

Struktur: Offenheit und leichte Orientierung
Kirche wurde in St. Anton neu gedacht. Inhaltlich und architektonisch. Wie geht man angemessen mit sakralen Orten um, die einer veränderten Nutzung zugeführt werden sollen? Die grund-legendsten bauliche Veränderungen waren die Entscheidung, die Kirche zu verkleinern, das große Fenster zu versetzen und damit einen neuen zentralen Eingang zu schaffen. Wir haben die Funktionen nach den Bedürfnissen der Nutzer neu angeordnet, kurze Wege und leichte Orientierung geschaffen. Alle Besucher betreten St. Anton heute über einen gemeinsamen Eingang, über das neue Zentrum. Diese Tür ist für alle offen, das neue Zentrum empfängt: Ganz gleich, ob man in der Kirche das Gebet sucht, im Café Charisma Freunde trifft oder Beratung eines Fachdienstes benötigt. Es ist nicht nur der funktionale Mittelpunkt des Ensembles, sondern ein Ort der Begegnung und Kommunikation, nicht der Stigmatisierung. Niederschwellig und offen für alle. Auch die Türen zur Kirche sind transparent und weit geöffnet. Sie heißt heute Besucher und Gläubige schwellenlos und warm willkommen, öffnet ihre Türen weit, weckt Neugierde. Das transparente Eingangsportal verbindet Innen und Außen, Kirche und neue Mitte. Es lässt die Welt in die Kirche und die Kirche in die Welt.

Heilige Räume: Atmosphäre, Licht und Raum
Atmosphäre, Licht und Raum spielen eine herausragende Rolle bei heiligen Räumen. Die Ausstattung von St. Anton hat sich seit der Weihe immer wieder verändert. Was geblieben ist, sind die vier großen Rundbogenfenster des Schweinfurter Künstlers Gustl Kirchner sowie weitere kleinere bunte und weiße Betonglasfenster in den Seitenschiffen. Auch für unsere Weiter-entwicklung des Kirchenraumes spielen das Licht und diese Fenster eine herausragende Rolle. Drei bleiben da, wo sie schon immer waren und eines wurde verschoben. Es bildet heute den Abschluss des verkleinerten Kirchenraumes, es fühlt sich so an, als wäre es schon immer dort gewesen. An seine Stelle tritt an der Außenfassade ein neues Fenster mit Eingangsportal zur neuen Mitte. Licht war und ist in St. Anton ein Symbol des Göttlichen, schafft den sakralen Raum. Er ist aus Licht gebaut.

Die neu geschaffenen Prinzipalien sind mit der Architektur fest verwurzelt, bilden eine materielle und inhaltliche Einheit, eine Linie des Glaubens. Das Licht fließt in die Wände, geht in die Materialität über und in der Mitte wächst der Altar aus dem Boden. Sie gehören zusammen. Kirche und Altar. Weihwasserbecken, Altar, Ambo und Kreuz bilden eine bronzene Achse und stehen dafür, wie sich das Leben im Glauben positioniert. Der Ambo zeigt ein geöffnetes Buch und steht für das Wort Gottes. Die feiernde Gottesdienstgemeinde begegnet sich auf Augenhöhe und bildet einen sichtbaren Kreis um den Altar. Priester und Gemeinde blicken durch die gläsernen Türen auf die Welt für die sie beten.

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