Staatsbibliothek Unter den Linden, Neuer Lesesaal

Berlin
Arquitectos
merz merz
Ubicación
Berlin
Año
2016

»A man with a book goes to the light. That’s the way a library begins.« Diese Maxime von Louis Kahn zur Planung einer Bibliothek war unser Leitgedanke bei dieser Aufgabe. Einem würdevollen wilhelminischen Bibliotheksgebäude ist die durch Teilzerstörung verloren gegangene Mitte1 endlich wieder zurückgegeben.

Der Entwurf für den Neubau des Lesesaals orientiert sich an der tragenden Grundidee des Hauses, der lange vermissten, von Ernst von Ihne angelegten Direttissima: die Inszenierung der Raumfolge über die offene Lindenhalle, den Brunnenhof, die große Treppenhalle und über das Vestibül zum Höhepunkt des Gebäudekomplexes, dem zentralen Lesesaal. Der kubische Lichtkörper des neuen Lesesaals, der sich über einer massiven Basis erhebt, nimmt die Proportionen des Vorgängerbaus auf. Seine Dimension wird immer wieder unterschätzt: Er fügt sich fast bescheiden in den viel größeren wilhelminischen Altbau ein, auf seiner Fläche aber ließe sich problemlos der Berliner Dom unterbringen. Die axiale Erschließung des Hauses findet durch den Aufstieg in den transluzent belichteten Raum ihren Abschluss. Die überlieferte Raumstruktur und ihr Rhythmus wurden revitalisiert und weiterentwickelt. Ohne die historischen Wurzeln zu verleugnen, schlägt der Neubau die Brücke zur Gegenwart; das Gebäude und damit die Institution werden zeitgemäß und modern reflektiert. Auch in der Außenansicht ist der leuchtende Kubus als entschiedener Akzent sichtbar. Ohne auf architektonische Eigenständigkeit zu verzichten, fügt er sich in die Gebäudestruktur ein.

Das Bauvorhaben zeichnet sich in technischer Hinsicht durch eine höchst anspruchsvolle, auf das notwendige minimierte Tragwerkkonstruktion aus, die in Zusammenarbeit mit dem Tragwerksplaner Werner Sobek Ingenieure (Stuttgart) entwickelt wurde. Die Betonelemente sind mit äußerster Genauigkeit verbaut, es gibt dafür keine konstruktiven Vorbilder, der Neubau ist insofern ein Prototyp. Zur Verdeutlichung nur ein Detail: Auf 20 m Höhe beträgt die maximale Toleranz der Abweichung 10 mm, das ist extrem wenig, extrem exakt.

Ähnlich komplex und innovativ auch die Fassade: Drei Schichten aus heißverformtem Glas2 und transluzentem Gewebe bilden ihren Aufbau. Der gesamte Aufbau des Lichtkörpers dient sowohl der Klimatisierung, als auch der Lichtsteuerung. Das tagsüber in den Saal einfallende und nachts in die umgebenden Innenhöfe ausstrahlende Licht wird durch die Schichten der transluzenten Hülle reguliert. Auch hier individuelle technische Lösungen und eine zwischen Tradition und Innovation vermittelnde Architektursprache. Sie machen den Lesesaal zu einem lichten, offenen Raum der Konzentration. Für all dies haben wir Lösungen gefunden, die dem Neubau eine ungewöhnliche und frische Erscheinung geben werden. Er wird sich aber dennoch unprätentiös und völlig selbstverständlich in die wilhelminische Umgebung einfügen.

Im Hintergrund, abseits vom spektakulären Neubau und oftmals unsichtbar, aber nicht weniger wichtig für das Funktionieren der Institution Staatsbibiliothek die zahlreichen unerlässlichen Ertüchtigungen: Brandschutz und Klima, Bauphysik und Statik, Sicherheits- und Medientechnik, schließlich denkmalpflegerische Substanzsicherung und Aufarbeitung.

Bauherr
Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin

vertreten durch:
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Berlin

Architekten
hg merz architekten museumsgestalter
Berlin

Wettbewerbsentwurf
Sebastian Reinhardt, Constanze Altemüller

Projektleiter
Johannes Schrey

Mitarbeiter
Raschidi Bijan, Achtermann Jens, Altemüller Constanze, Bade Anna, Begrich Arndt, Biehl Anne, Dasdelen Nursen, Eberhard Christoph, Gehrmann Klaus, Graul Guido, Gugath Volker, Harder Sebastian, Hoh Robert, Hui Sandra, Illigner Max, Junge Kathrin, Krings Kristina, Landenberger Jürgen, Lechtleitner Uli, Lindholm Malin, Lübbert Mara, Maier-Schriever Pia, Mönnikes Uwe, Munzig Joachim, Musikowski Jan, Neumann Uli, Nickl Tobias, Nuding Mark, Otto Frank, Ozic-Basic Marina, Reik Stefan, Reinhardt Sebastian, Schrey Johannes, Schultze Simon-Martin, Schwanz Günther, Stöckert Christian, Tebbert Matthias, Urhahn Jens, Weber Michl,
Wurster Uwe, Zimmermann Sudhanna

Bauleitung
hg merz architekten museumsgestalter mit H&P Bauingenieure GmbH & CO. KG, Berlin

Tragwerksplanung
Werner Sobek Ingenieure, Stuttgart

Haustechnik
Kofler GmbH, Berlin

ab 2011
Innius DÖ GmbH, Dresden

Simulationstechnik Klima Lesesaal
Ingenieurbüro Madjidi, Stuttgart

Tageslichttechnik
Institut für Tageslichttechnik, Stuttgart

Kunstlichttechnik
Kress & Adams, Köln

Brandschutz
hhp berlin, Berlin

Bauphysik
Ing. Büro Axel C. Rahn, Berlin

Sicherheitstechnik
KMS mbH, Berlin

Planung+Realisierung
200-2016

Bruttogeschossfläche
110.000 m² (Gesamtgebäude)

Baukosten
406.500.000 Euro (Gesamtkosten Baumaßnahme)

Fotografie
Udo Meinel

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