Petrus-Jakobus-Kirche und Gemeindehaus, Karlsruhe

Zusammenwachsen

Peter Krebs Architekten
13. diciembre 2017
Auf dem Quartiersplatz vor der Kirche findet auch der Wochenmarkt statt

Projekt: Petrus-Jakobus-Kirche mit Gemeindehaus in Karlsruhe | Architektur: 
Peter Krebs, Büro für Architektur | Bauherr: Evangelische Kirchengemeinde Karlsruhe | vollständige Bautafel s.u.

Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?
Der Neubau des Petrus-Jakobus-Gemeindezentrums mit Kirche und Gemeindehaus wurde wegen der Zusammenlegung zweier Kirchengemeinden notwendig. Die evangelische Kirchengemeinde hat einen Kirchenraum mit sakralem Charakter im 2011 ausgeschriebenen Wettbewerb gewünscht. Die Adresse an einem Quartiersplatz, auf dem auch regelmäßig Wochenmarkt stattfindet, sollte berücksichtigt werden. Auf dem Grundstück waren in einem Ideenteil zusätzlich 21 Wohneinheiten vorzusehen. Kunstverglasungen der Vorgängerkirchen sollten übernommen werden.

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?
Es sollten Räume entstehen, die das Besondere einer sakralen und einer gemeindlichen Nutzung gegenüber anderen Nutzungen spürbar werden lassen. Die Qualität der Wände als raumbildende Elemente spielt dabei eine wichtige Rolle. Die Besonderheit der Räume soll sich auch nach außen darstellen. Kirche und Gemeindehaus bilden im Quartier ein ruhiges, beständiges, nach außen hin eher geschlossen wirkendes Gebäudeensemble. Im Erdgeschossbereich öffnen sich beide Gebäudeteile zum Hof hin, sodass eine lineare, offene Raumfolge von Altarbereich, Kirchenraum, Hofbereich bis hin zu den zwei zusammenschaltbaren Gemeindesälen entsteht. Daneben bildet der Taufort am Altarbereich den östlichen Abschluss einer Bewegungsachse durch das Gemeindehaus, über den Hof hinweg und durch den Kirchenraum.

Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?
Kirche und Gemeindehaus liegen beide am Quartiersplatz, während sich die Wohnbebauung, durch einen öffentlichen Weg abgesetzt, südlich anschließt. Eine Folge von geneigten Dachflächen prägt die äußere Gestalt und verbindet die beiden Gebäudeteile zu einer stadträumlichen Einheit. Gleichzeitig korrespondieren sie mit den Satteldächern der Umgebungsbebauung und die Fassadenöffnungen reagieren auf die Umgebung.
Der Kirchenraum öffnet sich seitlich zu einen Gartenhof hin, der Teil eines Raumbandes ist, das Kirche und Gemeindehaus verbindet und als eine Distanzzone nach Süden hin zur Wohnbebauung ausgebildet ist. Dieses Raumband wird durch eine Abfolge von Räumen mit besonderen Nutzungen gebildet, wie beispielsweise einem kleinen Andachtsraum und dazwischen liegenden, mit Ahornbäumen bepflanzten Gartenhöfen. 

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?
Der Wunsch nach einem Kirchenraum mit sakralem Charakter war wichtiger Teil der Aufgabenbeschreibung im Wettbewerb. Er hat das Raum- und Lichtkonzept des Kirchenraums geprägt: Ein deutlich erhöhter Lichtraum über dem Altarbereich wird von einer Fensterfläche im Osten und von einer Fensterfläche im Süden belichtet. Der Lauf des Tageslichts bestimmt die Lichtstimmung im Kirchenraum. Die geneigten Dachflächen schließen den Kirchenraum nach oben ab und geben ihm seine charakteristische Raumgestalt.

Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?
Die Kubatur wurde geringfügig verkleinert, aber unsere vorgeschlagene Raumstruktur konnten wir beibehalten. In der Planungsphase sollte eine Cafénutzung am Quartiersplatz ermöglicht werden. Dieser Wunsch hat zu einer Änderung der nördlichen Gemeindehausfassade geführt, die wir an das Öffnungsthema der Südfassade angeglichen haben, was der Ruhe des Projekts und der Öffnung zum Quartiersplatz sehr gut getan hat. Die Orgel wurde aus dem Bereich der rückwärtigen Empore nach vorne neben den Altarbereich verlegt, was nicht nur die Akustik positiv beeinflußt hat, sondern schließlich auch zu einer Aufwertung des liturgischen Bereichs geführt hat.

Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?
Selbstverständlich haben wir aktuelle energetische Standards eingehalten oder gar übertroffen. Der Anschluss an ein Fernwärmenetz ist ökologisch günstig. Aber entscheidend ist aus unserer Sicht, mit beständigen Materialien wie Ziegel, Holz und Naturstein zu bauen, die gut altern. Die Architektursprache sollte eher zeitlos sein. Die Gestaltqualität sollte durch abstrakte, immergültige Qualitäten wie die Raumwirkung, die Lichtwirkung oder die Anlage der Raumfolgen erreicht werden.

Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?
Die Fassade aus geschlämmtem Ziegelmauerwerk prägt die Gestalt des Ensembles nach außen. Alle Öffnungen werden durch Betonstürze in Ziegelfarbe überdeckt. Durch diesen Umgang mit dem tektonischen Gefüge entsteht ein geschlossenes, ruhiges Gesamtbild. Kirchenboden und Altarbereich sind aus Kalkstein gefertigt. Die Prinzipalstücke bestehen aus Kalksteinblöcken, die auf gekalkten Eichenholzgittern gelagert sind. Das Vordach, das Kirche und Gemeindehaus miteinender verbindet, besteht aus einem einzigen großen Stahlblech, das durch aufgeschweißte Spanten stabilisiert worden

Lageplan
Grundriss Obergeschoss
Grundriss Erdgeschoss
Schnitt

Projekt
Petrus-Jakobus-Kirche mit Gemeindehaus
Bienwaldstraße 18
76187 Karlsruhe

Nutzung
Evangelische Kirche und Gemeindehaus

Auftragsart
Wettbewerb (Mehrfachbeauftragung)

Bauherrschaft
Evangelische Kirchengemeinde Karlsruhe

Architektur
Peter Krebs, Büro für Architektur, Karlsruhe
Projektleitung: Alexander Schilling (bis Ende 2014), Stefanie Schmitt (ab 2015)
Mitarbeit: Peter Hoffmann, Anita Michalski, Phil Long Ngo, Christoph Panzer
Mitarbeit Wettbewerb: Lena Bedal, Anita Michalski, Alexander Schilling, Stefanie Schmitt

Fachplaner
Tragwerksplanung: Prof. Faltlhauser Beratende Ingenieurgesellschaft mbH, Reutlingen
HLS, Elektro: Bender+Urich Ingenieurbüro, Karlsruhe
Lichtplanung: lunalicht, Karlsruhe
Akustik, Schallschutz: ISRW Klapdor, Düsseldorf
Bauphysik: GN Bauphysik, Stuttgart
Projektsteuerung: Harrer-Ingenieure, Karlsruhe

Kunst am Bau
Prinzipalien: Architekturbüro Peter Krebs, Karlsruhe

Ausführende Firmen
Rohbau: Bold GmbH & Co.KG, Achern
Klinkerfassade: Klinker Kuntz GmbH, Illmenau
Fenster: Trüb Fensterbau GmbH, Karlsruhe
Stahlverglasungen: Hellmann Metallbau GmbH, Eggenstein-Leopoldshafen
Dachkonstruktion: Holz-Heinzelmann, Mühlacker
Dachdeckung: Saneuca GmbH, Karlsruhe
Metallbau: FW Glashaus GmbH & Co.KG, Bornheim
Betontreppen: Egenter Beton- Fertigteilwerk GmbH
Estrich: Estrich Sommerfeld, Nidderau-Ostheim
Steinbeläge: Fa. Willi E. Spieß, Straubenhardt
Steinmetz: Dielmann GmbH, Kuppenheim
Parkett: Kablan Parkett, Bretten
Innentüren, Prinzipalien: Innenausbau Roland Kuppinger GmbH, Karlsruhe
Einbaumöbel: Dreier GmbH, Iffezheim
Trockenbau: Mohr&Hornickel GmbH, Karlsruhe
Exklusiv Innenausbau GmbH, Gernsbach
Putz: Isowerk, Karlsruhe
Maler: Maler Eichsteller, Karlsruhe
Aufzug: Jörg Becker Aufzugbau GmbH, Rheinstetten
Elektro: Udo Pitroff GmbH, Karlsruhe
HLS: Volz GmbH, Karlsruhe
Außenanlagen: Werner Westenfelder GmbH,Eggenstein-Leopoldshafen

Hersteller
Klinker-Mauerwerk-Fassade: Ziegelei Hebrok GmbH & Co. KG, Natrup-Hagen
Aluminium-Stehfalz-Dach: Kalzip GmbH, Koblenz
Stahl-Fenster: Jansen AG, Oberriet (Schweiz)
Holz-Aluminium-Fenster: Gutmann AG, Weißenburg
Kalkstein-Boden: Max Balz GmbH & Co., Pappenheim
Kalkstein-Prinzipalstücke: Vereinigte Marmorwerke Kaldorf GmbH, Kaldorf
Lichtschalter: Albrecht Jung GmbH & Co. KG​, Schalksmühle

Bruttogeschossfläche
1.184 m²

Gebäudevolumen
​7.096.m³

Gesamtkosten KG 200 - 700
4.900.000 €

Fertigstellung
2017

Fotos
Brigida González

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