Im Wellenschlag

4a Architekten
20. diciembre 2017
Ausblick in den Saunagarten mit altem Baubestand (Foto: Uwe Ditz)
Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Eine Besonderheit war sicherlich die Lage des Gebäudes – mitten in einem Landschaftspark und zugleich nur wenige Schritte vom Stadtzentrum entfernt. Hinzu kam die Art der Aufgabenstellung: Es sollte ein Kombibad sein, also ein kombiniertes Frei- und Hallenbad, welches unter einem Dach die verschiedenen Bereiche Freizeit, Sport und Wellness Dach vereint. Diese Anforderungen machen die Planung komplexer. Auch die Tatsache, dass das bestehende Hallenbad in unmittelbarer Nachbarschaft bis zur Fertigstellung des neuen Freizeitbades in Betrieb bleiben musste, hatte Einfluss auf die Gebäudeplanung, insbesondere im Hinblick auf dessen Standort im Park und die Baustellenlogistik. 

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

In Offenburg hat uns zweifelsohne der Landschaftsraum in besonderem Maße inspiriert, vor allem der alte, nahezu erhaben wirkende Baubestand im Offenburger Bürgerpark. Es war uns ein großes Anliegen, einen Bezug zur Natur herzustellen und das Zusammenspiel von Architektur und Landschaft besonders herauszuarbeiten und im Entwurf zu verankern. Dieser zentrale Gedanke spiegelt sich sowohl im Grundriss und in der Formgebung wieder als auch in der Gestaltung.

Freizeitbadehalle mit Kleinkindbereich, dahinter liegt der Kursbereich (Foto: Uwe Ditz)
Sportbadehalle mit Blick auf die Galerie/Umkleidetrakt (Foto: Uwe Ditz)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Auch hier spielt der Standort eine entscheidende Rolle. Der Bürgerpark grenzt unmittelbar an die Offenburger Innenstadt an. Durch seine Lage im Westen des weitläufigen Grundstücks bildet das neue Freizeitbad eine Schnittstelle zwischen Stadt und Parklandschaft und ist für Besucher, die zu Fuß durch den Bürgerpark kommen, bereits von weitem als Landmarke sichtbar. Unterschiedlich geneigte, weitläufige Dachflächen, großflächige Glasfassaden und expressive Raumvolumen für die verschiedenen Bereiche Freizeit, Sport und Wellness verzahnen sich mit der natürlichen Umgebung und bilden einen spannungsvollen Kontrast zwischen gebauter Umwelt und Landschaftsraum.

Inwiefern haben Bauherrschaft, Auftraggeber oder die späteren NutzerInnen den Entwurf beeinflusst?

Das Offenburger Freizeitbad ist ein gutes Beispiel dafür, wie Bauherr und Nutzer den Entwurf im positiven Sinne beeinflusst haben. Es gab im Vorfeld Bürgerbefragungen und auch Bürgerinitiativen, deren Ergebnisse in eine Bedarfsanalyse einflossen; ebenso wurden die Wünsche der örtlichen Schwimmvereine in der Planung berücksichtigt. Das Sportschwimmbecken mit 25 Meter Länge und acht Bahnen sowie die Möglichkeit zum Unterwasserrugby sind unter anderem auf die Bedürfnisse der Vereine zurückzuführen. Insgesamt ist bei diesem Projekt die Wasserfläche im Vergleich zum Gebäudevolumen sehr hoch, das 50-Meter Außenbecken war beispielsweise ein „Muss“ bei der Planung. Und der hohe Qualitätsanspruch des Bauherren spiegelt sich durchgängig im ganzen Gebäude wieder, beispielsweise in der geschwungenen Holzdecke der Badehallen, den Glasspinden im Umkleidebereich und insgesamt in der Verwendung hochwertiger Materialien.

Westansicht – Eingangshalle und Umkleidetrakt (Foto: Uwe Ditz)
Ostansicht – Sportbadehalle und Freizeitbadehalle bei Nacht (Foto: Uwe Ditz)
Wie hat sich das Projekt vom ersten Entwurf bis zum vollendeten Bauwerk verändert?

Das ist auch so ein Punkt, der beim Offenburger Bad sehr gut lief: Im Grunde wurde der Wettbewerbsentwurf, also der erste Aufschlag mit der Gliederung in die drei Gebäudevolumen für Freizeit, Sport und Wellness, nahezu eins zu eins umgesetzt. Nur die Lage des Gebäudes hat sich später geringfügig verändert und der Saunabereich ist etwas geräumiger als im Entwurf ausgefallen, aber das war schon alles. Ein Grund dafür war, dass das Beckenprogramm bei der Auslobung feststand und im Nachhinein nicht verändert wurde. Ist die Bedarfsanalyse im Vorfeld gut ausgearbeitet und weiß der Bauherr, was er will, läuft die gesamte Planung reibungsloser. Das war in Offenburg der Fall. 

Beeinflussten aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

In Offenburg haben wir den Kursbereich komplett vom Freizeit- und Sportbereich abgelöst, was formgebend für den gesamten Badebereich war. Das separate Kursbecken liegt zwischen den beiden Badehallen und kann durch Glastrennwände ungestört genutzt werden. Auch der Wunsch nach mehr Großzügigkeit und Wohlfühlatmosphäre im Sauna- und Wellnessbereich wurde in Offenburg umgesetzt. Insgesamt spielt die Aufenthaltsqualität bei Bäderprojekten eine immer wichtigere Rolle – und der Wunsch nach einer atmosphärischen Gestaltung nimmt kontinuierlich zu. 

Zum Energiestandard: Ein Schwerpunkt für den erfolgreichen Betrieb des Bades bildet die energetische Konzeption der technischen Gebäudeausrüstung. Die Vernetzung der Anlagensysteme sowie die Wärmerückgewinnungsanlagen stellen die Grundpfeiler für einen ökonomisch optimierten Betrieb dar und garantieren technisch Passivhaus-Standard. Eine Zertifizierung durch das Passivhaus Institut Darmstadt wurde allerdings nicht angestrebt.

Zum Einsatz kamen energetisch und betriebswirtschaftlich optimierte Anlagensysteme mit maximalem Wirkungsgrad. Hierbei ist es von entscheidender Bedeutung, die Wärmerückgewinnungssysteme der einzelnen technischen Gewerke miteinander zu koppeln, um die jeweils zurückgewonnene Wärmeenergie der Gesamtanlage zur Verfügung zu stellen.

Auf Basis einer Energieverbrauchsprognose wurde ein Energieerzeugungskonzept mit insgesamt fünf unterschiedlichen Wärme- und Energieerzeugungsvarianten erstellt und diese miteinander verglichen. Das wirtschaftlichste Wärmeerzeugungskonzept wurde unter Berücksichtigung der ökologischen Faktoren aus Primärenergieaufwand, CO2-Bilanz, lokaler Wertschöpfung sowie Feinstaubemission umgesetzt.

Der Schlüssel ist die maximale Wärmerückgewinnungseffizienz in den einzelnen technischen Fachdisziplinen und die Energieerzeugung für den verbleibenden Wärmebedarf. Dieser wird gedeckt aus zwei Gas-BHKW und einer Wärmepumpe zur Restwärmenutzung aus der Badewassertechnik sowie zur Spitzenlastdeckung und Betriebssicherheit einem Gas-Spitzenlastkessel.

Saunabereich mit vielseitigem Saunaangebot (Foto: Uwe Ditz)
Saunatrakt mit Holzschindelfassade aus Lärche (Foto: Uwe Ditz)
Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Wo wir gerade beim Thema Atmosphäre sind: Die geschwungene Holzlamellendecke in den zwei Badehallen ist mit Sicherheit ein besonderer Blickfang. Sie hebt sich in einer sanften Wellenbewegung zum Landschaftsraum hin an und prägt die Atmosphäre im gesamten Innenraum. Diese Art der Deckengestaltung unterstreicht die Einbindung der Badehallen in die natürliche Umgebung und sorgt für einen eleganten und großzügigen Raumeindruck. Auch die Glasspinde im Umkleidebereich verleihen dem Gebäude eine große Wertigkeit – und dass sämtliche Becken gefliest sind und keine Edelstahlbecken eingesetzt wurden, trägt ebenfalls zur besonderen Atmosphäre im Offenburger Freizeitbad bei. Eine Besonderheit im Saunabereich ist die schindelverkleidete Zirbelholzsauna.

Lageplan (Zeichnung: 4a Architekten)
Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: 4a Architekten)
Querschnitt Badehallen (Zeichnung: 4a Architekten)
Freizeitbad Stegermatt
2017
Stegermattstraße 11
77652 Offenburg

Nutzung
Sport- und Freizeitschwimmen, Sauna

Auftragsart
Wettbewerb 2.Preis / VOF Verhandlungsverfahren

Bauherrschaft
Stadt Offenburg und Technische Betriebe Offenburg

Architektur
4a Architekten GmbH, Stuttgart
Projektteam: Ida Ertelt, Sebastian Gollmer, Peter Meschendörfer, Andreas Ditschuneit (Projektleitung)

Fachplaner
Landschaftsplanung: Jetter Landschaftsarchitekten, Stuttgart
Tragwerksplanung: Fischer + Friedrich Ingenieurgesellschaft mbH, Waiblingen
Haustechnik: Kannewischer Ingenieurgesellschaft mbH, Baden-Baden
Elektrotechnik: Planungsbüro für Elektrotechnik GmbH, Bühl/Neusatz
Lichtplanung: Stromlinie Lichtdesign, Konstanz
Bauphysik: Bayer Bauphysik Ingenieurgesellschaft mbH, Fellbach
Brandschutz: Halfkann + Kirchner Sachverständigenpartnerschaft, Stuttgart

Ausführende Firmen
Erd- und Tiefbau: Ritter-Bau GmbH, Schutterwald
Rohbau: Dupre Bau GmbH & Co.KG, Speyer
Stahl- und Holzbau: Albrecht & Jäcker Nachf. GmbH & Co.KG, Wahrenbrück
Badewassertechnik: Wassertechnik Wertheim, Wertheim
Rutschenanlagen: Wiegand Maelzer GmbH, Starnberg
Außenfassade/Verglasung: Anders Metallbau GmbH, Fritzlar
Metallbau- und Verglasungsarbeiten Innen: Metallbau Schätzle GmbH, Sexau
Dachabdichtungs- und Blecharbeiten: Rudolf Schweiger Abdichtung und Isolierbau GmbH & Co. KG, Gräfelfing
Blitzschutz: ADAMS Blitzschutzsysteme GmbH, Neuried 4 (Schutterzell)
Gerüstbauarbeiten: Burkart Gerüstbau GmbH, Rheinstetten, Paul Becker GmbH, Denzlingen
Garten- und Landschaftsbau: Grünkultur
Putz/WDVS: Stuckateurmeisterbetrieb Himmelsbach, Friesenheim
Schlosserarbeiten, Edelstahlarbeiten, Schwimmbadeinrichtung: G. Diedrichs GmbH & Co. KG, Hagen
Schlosserarbeiten/Glasbrüstungsgeländer: M & T Gestaltender Metallbau GmbH & Co KG (Thorn GmbH & Co. KG), Katzenelnbogen
Schlosserarbeiten/Außenbereich: Metall & Stahlbau Schmickler, Remagen
Zimmerarbeiten/Sommerumkleide: T+H Ackermann GmbH, Nürtingen
Vorgehängte Holzfassade: Ketterer Holzbau GmbH, Hofstetten
Stahl-, Holz-, Kunststofftüren: Schwarzwald-Eisenhandel GmbH & Co. KG, Lahr
Trockenbau: Kade UG, Ottersweier
Sanitär: A. Knopf GmbH Unternehmensgruppe, Bühlertal
Heizung: A. Knopf GmbH Unternehmensgruppe, Bühlertal
Lüftung: ESW Luft- und Klimatechnik GmbH, Ellwangen/Jagst
Elektro: Rudolf Fritz GmbH, Achern
Schreinerarbeiten: Weibrecht Consult, Bad Endorf
Fliesen: Fliesen Röhlich GmbH, 79708 Freiburg-Hochdorf
Beckenausstattung: Lausitzer Edelstahltechnik GmbH, Doberlug Kirchhain
Einbauten (Spinde, Umkleiden): Schäfer Trennwandsysteme, Horhausen
Sauna: KLAFS GmbH & Co. KG, Schwäbisch Hall
Soleinhalation: Schulze & Co. KG, Offenburg
Schlosserarbeiten im Innenbereich: Steurer GmbH, Kehl-Neumühl
Küche: Friedmann Großkücheneinrichtung GmbH, Biberach
Schreinerarbeiten Möbel: Dreier GmbH, Iffezheim, Weibrecht Consult, Bad Endorf
Malerarbeiten: Heinrich Schmid GmbH & Co. KG, Offenburg
Förderanlagen Aufzug: ATH GmbH & Co. KG; Heilbronn
Bodenbelagsarbeiten: Heinrich Schmid GmbH & Co. KG, Offenburg
Schließanlage: Hermann Asal GmbH, Offenburg
Baureinigung: AS Dienstleistung GmbH, Schwieberdingen

Hersteller
Dach: Karl Bachl, Börner
Pfosten-Riegel-Fassade: Schüco International KG
Fassade: Alucobond
Glasinnenfassade: Schüco, Küfner
Beschläge: FSB
Fliesen (Fein-/Steinzeug): Villeroy & Boch
Fliesen (Mosaik): Villeroy & Boch
Beckenköpfe + Beckenfliesen: Agrob Buchtal
Glasmosaik: Trend
Innenfarben: Brillux
Einbauten (Spinde/Umkleiden): Schäfer Trennwandsyteme GmbH
Holztüren: Schörghuber
Tür-, Fenstergriffe: Küfner, FSB
Obertürenschließer: GEZE
Saunen: Klafs
Aufzüge: ATH
Waschtische: Duravit, Rehab
Armaturen: Hansgrohe
WCs: Duravit
Duschen: Conti
Fußwärmebecken: Klafs
Leuchten: RZB, Viabizzuno, LTS, Planlicht, Korona, DGA, Bega
Kassensystem: Scheidt&Bachmann
Ultraschallvernebler: Oxygen Concept

Bruttogeschossfläche
ca. 10.800 m²

Gebäudevolumen
ca. 54.000 m³

Gebäudekosten
300er und 400er Kosten: 29.000.000 €
500er Kosten: 2.900.000 €

Gesamtkosten
ca. 38.000.000 €

Fotos
Uwe Ditz

Artículos relacionados

Otros artículos de esta categoría