Planstadt (weiter)planen

Author
Simone Kraft
Published on
Jun 24, 2015

Ausstellung «Räumliches Leitbild Karlsruhe» (Bild: Stadtplanungsamt Karlsruhe / EINSATEAM, Berlin) 
Räumliches Stadtbild? (Bild: Stadtplanungsamt Karlsruhe / MESS Gbr, Kaiserslautern) 
Ausstellungsvisualisierung (Bild: Stadtplanungsamt Karlsruhe / COMPLIZEN planungsbüro, Halle) 
Karlsruhe aus der Vogelperspektive (Bild: Stadtplanungsamt Karlsruhe / Roland Fränkle, Stadt Karlsruhe) 
Fleischmarkthalle (Bild: Stadtplanungsamt Karlsruhe / Monika Müller-Gmelin, Stadtplanungsamt Karlsruhe) 
Karlsruhe feiert ein großes Jubiläum. Denn seit Markgraf Carl Wilhelm von Baden die Fächerstadt mit ihrem extravagantem, an Sonnenstrahlen erinnernden Grundriss – eine der letzten barocken Reißbrettstädte überhaupt – am 17. Juni 1715 gründete, sind genau 300 Jahre vergangen. Zeit also für eine Rückschau und für einen Blick in die Zukunft: Wie plant man eine Planstadt weiter?

In den vergangenen zwei Jahren hat sich Karlsruhe intensiv mit der Entwicklung eines räumlichen Leitbildes für die Stadt befasst, das für die kommenden 20 Jahre und darüber hinaus die Richtung weisen soll. In einem experimentellen Prozess, der von Anfang an auf Partizipation und Einbindung gesetzt hat, wurden und werden Ideen, Wünsche und Bedürfnisse zusammengetragen. So wurden 2014 etwa die Planungsbüros West 8 (Rotterdam) mit verkehrsplus (Graz), berchtoldkrass space & options, Studio.urbane Strategien, Urban Catalyst Studio (Karlsruhe) und Machleidt, Sinai, SHP Ingenieure (Berlin) zu einer kooperativen Planungswerkstatt geladen. Der Findungsprozess ist noch nicht abgeschlossen, 2016 soll der Gemeinderat über die Ergebnisse befinden. Die Entwicklungsansätze und Konzepte aber sind soweit gediehen, dass den Bürgern ein aktueller Arbeitsstand präsentiert werden kann.

So lädt passend zum Start in den Jubiläumssommer die vergangene Woche eröffnete Ausstellung «Die Stadt neu denken» (noch bis 26. Juli 2015) die Karlsruher zu reger Diskussion über die urbane Zukunft. Und wo sonst ließe es sich besser diskutieren und streiten als auf einem Marktplatz! Was den antiken Griechen ihre Agora war, soll den Karlsruhern heute die Fleischmarkthalle im Alten Schlachthof sein. Aus 350 Europaletten haben dort die Ausstellungsmacher eine «Agora» geschaffen, die ähnlich eines Amphitheaters eine Raumbühne umschließt. «Ziel war es, einen Ort zu schaffen, an dem es Spaß macht, über die Zukunft von Karlsruhe nachzudenken, einen Ort, der Teilhabe ermöglicht», so Andreas Haase vom complizen Planungsbüro, das die Ausstellungsarchitektur entwickelt hat.

Im Zentrum der «Agora» liegt ein auf den Boden projizierter, begehbarer Stadtgrundriss im Maßstab 1:2000 den Besuchern buchstäblich zu Füßen. An den Außenwänden der Raumbühne informieren Schautafeln über die sieben zentralen Herausforderungen der künftigen Stadtentwicklung: Klare Konturen sollen den künftigen Stadtumriss definieren, damit die Landschaft im Umland für Natur und Erholung geschont wird. In der Stadt sollen grüne Straßenräume, unbebaute Flächen und noch mehr Baumbestand für Kühlung und Lebensqualität sorgen. Für die wachsende Bevölkerung, aber auch für Gewerbe und Forschung werden verschiedene Viertel weiter erschlossen - nicht nur durch Neubauten, sondern auch durch den Erhalt von Altbauten. Und nicht zuletzt gilt es, die Stadtteile verkehrstechnisch noch attraktiver zu machen. Wenn das nicht schon einmal nach einem Plan klingt!

Mehr Informationen unter: Räumliches Leitbild Karlsruhe 2015 bzw. auf der Facebookseite