Pfarrkirche St. Moritz

Leuchtendes Beispiel der Raumkunst

26. June 2013

Pfarrkirche St. Moritz
2013

Moritzplatz 5
86150 Augsburg

Bauherr
Kath. Pfarrkirchenstiftung St. Moritz
Stiftung des öffentlichen Rechts
Augsburg

Architekten
John Pawson Ltd
London

Projektleiter
Jan Hobel

Mitarbeiter
Stefan Dold
Reginald Verspreeuwen
Christine Bickel
Sanam Salek

Bauleitung
Rainer Heuberger Architekten
ORT

Statik
Dr. Schütz Ingenieure
Kempten

HLS
Ingenieurbüro Ulherr
Augsburg

Lichtdesign
Mindseye
London

Akustik
Müller BBM
München

Elektroplanung
Elektro Seitz GmbH
Augsburg

Fotografie
Jens Weber, München (1-3)
Christian Holl (4)

Großartige Lichtregie und präzise Reduktion. Aus dem Licht der Apsis scheint die Figur des Christus Salvator auf den Besucher zuzukommen.

Vor einem Jahr zeigte das Architekturmuseum München eine Ausstellung über John Pawson  – wer damals gerne eines der Werke des britischen Architekten selbst in Augenschein hatte nehmen wollen, musste entweder eine weite Reise zu unternehmen. Oder er musste sich gedulden. Nun ist es soweit: Im April 2013 eröffnete nach einer fast dreijährigen Umbauphase die St. Moritzkirche in Augsburg, radikal saniert nach den Entwürfen Pawsons.

Nördliches Seitenschiff mit dem Blick nach Westen zur Taufkapelle.

Zentral in Augsburg, wenige Meter vom Rathaus entfernt, ist die schmale, hochaufragende Basilika eine der wichtigsten und ältesten Kirchen der Stadt. In ihrer tausendjährigen Geschichte war die Pfarr- und Stiftskirche so manches mal verändert worden. Im Zweiten Weltkrieg zu großenTeilen zerstört, wurde sie unter Dominikus Böhm wieder aufgebaut. Doch dessen Leistung, die Epochen der Baugeschichte im Rückbezug auf die Romanik in ein kohärentes Ganze zu fassen, wurde bald durch Um- und Einbauten erheblich geschwächt. 2009 schließlich war die Zeit gekommen, wieder eine deutliche Zäsur zu setzen –dafür gewann man Pawson.

Die Taufkapelle wurde, nachdem sie als Gesprächsraum genutzt worden war, wieder so genutzt wie ursprünglich vorgesehen.

Die Hoffnung, durch ihn wieder eine würdige, auf ihre Funktion als Sakralraum konzentrierte Kirche zu erhalten, die der Kraft des Glaubens Ausdruck verleihen würde, sollte nicht enttäuscht werden. Die Entscheidung Pawsons, den Kirchenraum neu und einheitlich zu fassen, stellt Beziehungen zu den geschichtlichen Epochen, die die Kirche geprägt haben her, ohne den Sakralraum zu einem Museum didaktischer Bilder zu machen. Die Schlichtheit der Romanik ist ebenso präsent wie die Lichtdramaturgie des Barock, die Raumbilder der Gotik ebenso wie die Elementarität der Moderne.

Der Innenraum ist durchweg weiß, frei von Ornamenten oder Konturierungen. Der Kontraste zwischen diesem Weiß und dem dunklem gebeiztem Gestühl, den barocken Holzskulpturen der Augsburger Schule und der Christusfigur im Chor ist sorgfältig abgestimmt. Ein heller Kalkstein harmoniert sowohl mit Holz wie mit Putz.

Die hochaufragende Kirche liegt mitten in der Stadt. Wer sie betritt, findet Ruhe.

Dies Wirkung der Reduktion kommt aber auch deswegen zur Geltung, weil einige räumliche Änderungen vorgenommen worden sind. Die Beichtkapelle wurde in einen vom südlichen Seitenschiff zugänglichen Raum außerhalb des Kirchenschiffes verlegt, wo sie zusammen mit Moritzsaal, Meditationsraum und Arbeitsraum des Meßners einen Kreuzgang im Innenhof der Gesamtanlage bildet. Die von Böhm angelegte Taufkapelle war zwischenzeitlich als Gesprächsraum genutzt worden, sie dient nun wieder dem Sakrament, der bereits vorhandene Durchgang in das nördliche Seitenschiff ist wieder geöffnet worden. Die Sakramentskapelle im nördlichen Seitenschiff wurde mit einem Tonnengewölbe ausgestattet, Fenster und die Türen zur Schranne wurden geschlossen. Der leicht erhöhte Altarraum ragt in das Hauptschiff hinein und verbindet Hauptschiff und Chor miteinander.

Lageplan

Der Chorraum erhält wieder eine eigenständige liturgische Bedeutung. Den Jochen folgend ist er dreigeteilt in den hellen Lichtraum der Apsis, einen dunkleren Bereich mit erhöhtem Podest, darauf die Christusfigur von Georg Petel, die aus dem Licht heraus in die Kirche zu treten scheint, sowie den Bereich vor dem Altar mit Orgel und Chorgestühl. Die Apsis ist nicht nur der hellste Bereich des Chors, sondern auch der Kirche überhaupt. Durchscheinende Onyxscheiben verleihen ihr eine verheißungsvolle Klarheit, und richten die Kirche insgesamt nach Osten aus. Die Kuppeln der drei Joche im Chor wurden mit neuen, dezenten Schalen versehen, mit indirekter Beleuchtung unterstützen sie den fein aufeinander abgestimmten Wechsel der Lichtstimmungen. Diese subtile Lichtregie ist integraler Bestandteil des Entwurfskonzepts, verschiedene Töne und Helligkeitsabstufungen strukturieren den Raum. Indirektes Licht in den Kuppeln ist außer dem Tageslicht die wichtigste Lichtquellen, in den Seitenschiffe ist das Licht etwas gedämpfter als im Hauptschiff, mit gezielten Akzenten werden die Tauf- und Sakramentskapellen in den Hauptraum der Kirche eingebunden. St. Moritz: Ein für Pawsons Kunst im wahrsten Sinne des Wortes leuchtendes Beispiel.
Christian Holl

Grundriss
Längsschnitt
Querschnitt

Pfarrkirche St. Moritz
2013

Moritzplatz 5
86150 Augsburg

Bauherr
Kath. Pfarrkirchenstiftung St. Moritz
Stiftung des öffentlichen Rechts
Augsburg

Architekten
John Pawson Ltd
London

Projektleiter
Jan Hobel

Mitarbeiter
Stefan Dold
Reginald Verspreeuwen
Christine Bickel
Sanam Salek

Bauleitung
Rainer Heuberger Architekten
ORT

Statik
Dr. Schütz Ingenieure
Kempten

HLS
Ingenieurbüro Ulherr
Augsburg

Lichtdesign
Mindseye
London

Akustik
Müller BBM
München

Elektroplanung
Elektro Seitz GmbH
Augsburg

Fotografie
Jens Weber, München (1-3)
Christian Holl (4)

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