Neubau Ministeriumsgebäude in Stuttgart

Glück für die Stadt

1. May 2013

Neubau Ministeriumsgebäude
in Stuttgart
2013

Willy-Brandt-Straße
70173 Stuttgart

Bauherr
Land Baden-Württemberg
im Auftrag der Landesstiftung
Baden-Württemberg gGmbH
vertreten durch:
Landesbetrieb Vermögen
und Bau Baden Württemberg
Amt Stuttgart

Architekt
Staab Architekten
Berlin
 
Projektleiter
Thomas Schmidt
 
Mitarbeiter
Dominik Weigel
Lukas Oelmüller
Johanna Bornkamm
Charlotte Stein
Sibel Yilmaz
Dirk Richter
Sabine Zoske
Tobias Steib
Daniel Pleikies
Claus Thiemann
Ralf Grubert
Sabine Zoske
Manuela Jochheim
 
Bauleitung
Jo Carle Architekten
Stuttgart

Tragwerksplanung
Boll und Partner Beratende Ingenieure
Stuttgart

Haustechnik
Duschl Ingenieure GmbH & Co.KG
Rosenheim

Fassadenplanung
Prof. Michael Lange
Ingenieurgesellschaft mbH
Berlin

Freiraumplanung
Levin Monsigny Landschaftsarchitekten
Berlin

Generalunternehmer
BAM Deutschland AG
Stuttgart

Fassaden
Goldor Glasmosaik (Orodor)
Wustermark

Fenster
Schüco International KG
Bielefeld

LANCO Lange Fenster- und Fassadenbau GmbH
Göttingen

Glaskonstruktion
Schüco International KG
 
Innenausbau/ Einrichtung
Eternit Duripanel
zementgebundene Spanplatte

Dorma Schließtechnik
DORMA Holding GmbH + Co. KGaA

Bruttogeschossfläche
33.000 m²
 
Baukosten
rund  65.000.000 € (o. Tiefgarage)
 
Fotografie
Achim Birnbaum

Die Brisanz des neuen Innenministeriums ergibt sich aus dem Städtebau, der in Stuttgart sehr im Argen liegt.

Man war skeptisch in Stuttgart. Ein 200 Meter langes Gebäude an der verkehrsreichsten Straße der Stadt, die am beliebten „Unteren Schlossgarten“ entlang führt? Wo jeder Baum von weltweit bekannt gewordenen Protestlern gegen Stuttgart 21 geschützt wird? Es ist eine ironische Episode der Geschichte, dass der Innenminister, der hier sein neues Domizil bezogen hat, Tag für Tag auf die Baustelle des Stuttgarter Bahnhofs schaut. Sein Dienstzimmerfenster weist teilweise zum Park, teilweise zur S21-Baustelle; in diese Richtung war am Tage der Besichtigung der Vorhang zugezogen.

Kleine quadratische Glasfliesen an der Fassade fügen sich mit flächenbündigen Fenstern (Kastenfenster mit Prallscheiben) zu einer eleganten Außenhaut.

Mit der gewaltigen Länge des neuen Innenministeriums war ein weiterer Gebäudemaßstabssprung zu befürchten. Volker Staab wusste aus größter Not eine Tugend zu machen. Mit einer sinnfälligen Aufteilung des 19.500 Quadratmeter umfassenden Baukörpers in sechs miteinander verbundene, aber geschickt versetzte Abschnitte (siehe auch Lageplan unten) gelingt eine vermittelnde Raumstruktur zwischen Park und Bundesstraße 14, die zwei Stuttgarter Welten trennt: innerstädtisches Erholungsgrün und schlimmen Autoverkehr. Hier nun wird mit dem neuen Bauwerk gleichsam eine Lärmschutzwand zur B14 gebildet (in diesem Abschnitt nach Willy Brandt benannt, weiter südlich wird die Bundesstraße sogar als „Kulturmeile“ bezeichnet), die einen erholsamen Aufenthalt im Park erheblich aufwertet. Auf der Parkseite ist es außerdem ein Genuss, durch die Allee entlang des Gebäudes zu schlendern. Aber es hätte nichts unversucht bleiben dürfen, um über die 200 Meter lange Front doch noch weitere Durchgänge zum Park vorzusehen.

Blick in die Allee auf der Parkseite, wo neben der „Lusthausruine“ alte Bäume dicht an der Fassade stehen.

Die Innenwelt des Ministeriums ist im besten Sinne angemessen, eine sehr angenehme Mischung aus Einfachheit und Eleganz. Dass manche der 600 Mitarbeiter (in über 500 Büros von rund 15 qm) etwas maulen, weil die vormalige Innenstadtlage neben Kaufhäusern, Cafés und Kneipen jetzt zehn Minuten zu Fuß oder eine U-Bahn-Station weiter weg liegt: Das darf man als schwäbisches Luxusproblem beiseite schieben. Die Innenräume sind funktional tadellos; zwar mögen sich an den sicherheitsbedingten Türschleusen Schlangen bilden, wenn die Beamten pünktlich zu Tisch eilen. Aber werden alle auf einmal hungrig? Außerdem sind in diesem Haus auch die Lagezentren der Polizei und des Katastrophenschutzes untergebracht. Die geschossübergreifenden und in der Größe variierenden Foyers entwickeln ebenfalls keine falsche Pracht.

Foyer ; über die „Kunst am Bau“ des Künstlers Raik Elias gehen die Meinungen, wie es sich gehört, auseinander.
Im Flurbereich liegt Räuchereiche auf dem Boden, in den Büros Nadelfilz.

Der südliche, stadteinwärts gelegene Bauteil ist der „öffentliche“. Ein bisschen „transparent“ will sich die Politik schon geben. Höchste Zeit ist es nun, dass die (Finanz-)Ministeriellen aus dem Nordflügel des Neuen Schlosses am Oberen Schlosspark ausziehen. Dort gehört eine vollkommen öffentliche Nutzung hinein. Für Architektur und Stadtplanung. Für Design. Für Fotografie.  Stuttgart braucht eine Innovation im Städtebau, die gemeinnützig, fußgängerfreundlich und den Kapazitäten der Stadt gerecht werden muss. An der Willy-Brandt-Straße ist ein Auftakt für die anschließende „Kulturmeile“ gelungen. Daran muss weitergearbeitet werden, denn die Kulturmeile ist seit Jahrzehnten ein Schandfleck der Stadt. Weil dieses Jahr der „Tag der deutschen Einheit“ am 3. Oktober Stuttgart gefeiert wird, steht ein fantastischer Auftakt für stadträumliche Experimente an.
Ursula Baus

Lageplan
Grundriss EG
Grundriss 5. OG
Querschnitt

Neubau Ministeriumsgebäude
in Stuttgart
2013

Willy-Brandt-Straße
70173 Stuttgart

Bauherr
Land Baden-Württemberg
im Auftrag der Landesstiftung
Baden-Württemberg gGmbH
vertreten durch:
Landesbetrieb Vermögen
und Bau Baden Württemberg
Amt Stuttgart

Architekt
Staab Architekten
Berlin
 
Projektleiter
Thomas Schmidt
 
Mitarbeiter
Dominik Weigel
Lukas Oelmüller
Johanna Bornkamm
Charlotte Stein
Sibel Yilmaz
Dirk Richter
Sabine Zoske
Tobias Steib
Daniel Pleikies
Claus Thiemann
Ralf Grubert
Sabine Zoske
Manuela Jochheim
 
Bauleitung
Jo Carle Architekten
Stuttgart

Tragwerksplanung
Boll und Partner Beratende Ingenieure
Stuttgart

Haustechnik
Duschl Ingenieure GmbH & Co.KG
Rosenheim

Fassadenplanung
Prof. Michael Lange
Ingenieurgesellschaft mbH
Berlin

Freiraumplanung
Levin Monsigny Landschaftsarchitekten
Berlin

Generalunternehmer
BAM Deutschland AG
Stuttgart

Fassaden
Goldor Glasmosaik (Orodor)
Wustermark

Fenster
Schüco International KG
Bielefeld

LANCO Lange Fenster- und Fassadenbau GmbH
Göttingen

Glaskonstruktion
Schüco International KG
 
Innenausbau/ Einrichtung
Eternit Duripanel
zementgebundene Spanplatte

Dorma Schließtechnik
DORMA Holding GmbH + Co. KGaA

Bruttogeschossfläche
33.000 m²
 
Baukosten
rund  65.000.000 € (o. Tiefgarage)
 
Fotografie
Achim Birnbaum

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