Um- und Aufbau eines Zivilschutzbunkers

Eigenheim aufgesattelt

18. September 2013

Um- und Aufbau eines Zivilschutzbunkers
2012

Trageweg 3
30163 Hannover

Bauherr
Marion & Bernd Wetekam

Architekten
mielke+freudenberg
Bremen

AVA und Bauleitung
Lukanz Architekten
Burgwedel

Durchführung
Metallbau Andreas Kaletta
Burgdorf

Dechdeckerarbeiten
Peter Knoop
Burgwedel

Betonbohr- u. Sägetechnik
J. & F. Schmitt GmbH & Co
Betonbohr und Sägetechnik KG
Bremen

Wohnfläche
286 m²

Nutzfläche
438 m²

Fotografie
Olaf Mahlstedt

Im Stadtraum kaum wahrnehmbar - erst beim Blick nach oben verraten tiefe Gebäudeeinschnitte und das Staffelgeschoss die neue Nutzung.

Lange Zeit fristete der Betonklotz ein wenig beachtetes Dasein. Selbst den neuen Eigentümern, die in unmittelbarer Nähe wohnten, ist er nie aufgefallen – bis sie ein Bekannter darauf aufmerksam machte, dass die ungewöhnliche Immobilie zum Verkauf steht. Da die Zivilschutzbindung mittlerweile aufgehoben ist, trennt sich der Bund derzeit von allen 13 Bunkern in Hannover. Der im Trageweg 1941 errichtete Stahlbetonkoloss wurde nach dem Krieg vorübergehend als Möbellager genutzt und stand danach über mehrere Jahrzehnte leer.

Das Weimarer Haus am Horn lässt grüßen. Ein umlaufendes Oberlicht erhöht den Essbereich und spendet zusätzliches Tageslicht.

Das Bremer Büro mielke+freudenberg verfügt über umfangreiche Erfahrungen mit Umbauten dieser Art und erhielt infolgedessen den Direktauftrag. Da die ehemalige Funktion des Gebäudes erkennbar bleiben sollte, nahmen die Planer nur minimale Veränderungen an der Fassade vor. Lediglich das Staffelgeschoss, das zwei Drittel der Grundfläche einnimmt, und einige Ausschnitte im obersten Bunkergeschoss zeugen von der aktuellen Wohnnutzung. Die Herstellung der Öffnungen indes dürfte in der Nachbarschaft für Aufsehen gesorgt haben. Nach Kernbohrungen wurden mittels diamantbesetzter Seilsäge zehn Tonnen schwere Blöcke aus der 1,40 Meter dicken Decke und 1,10 Meter starken Außenwand geschnitten, herausgeschoben und abtransportiert.

Der Aufgang ins Staffelgeschoss, getützt durch einen gewaltigen Betonpylon.

Bei der inneren Umgestaltung bewiesen die Bauherren neben Feingefühl auch persönliches Engagement. Gereinigte Originallampen, -geländer und -schleusentüren zeugen von der ursprünglichen Bestimmung des Bauwerks. Die Aufteilung in mehrere rund sieben Quadratmeter großen Räume samt WC-Anlagen ist in den ersten drei Geschossen, die als Lagerfläche dienen, erhalten geblieben. Zur Sicherung vorhandener Schriftzüge wurde an anderer Stelle abgekratzter Kalk mit Wasser verdünnt, um die Buchstaben herum aufgetupft und abschließend mit einer Plexiglasplatte überdeckt.  

Lageplan

Der Wohnbereich beginnt im letzten Stockwerk. Weil sich der Aufgang nach oben hin verjüngt, schließt ein Einbaumöbel das Treppenauge. Um die mächtigen Außenwände erlebbar zu machen, sind alle Fenster innenbündig gesetzt, obgleich auch tiefe Fensterbänke als Sitznischen ihre Qualität gehabt hätten. Aufgrund des hohen Glasanteils wirkt die Etage trotz der tiefen Laibungen hell und freundlich. Ein fugenloser Naturofloor-Belag zieht sich – einschließlich Badezimmer – über die gesamte Etage und vermittelt selbst barfuss ein angenehmes haptisches Gefühl. Vor den Kinderzimmer abgehängte Balkone aus verzinktem Stahl harmonieren in ihrer rohen Optik gut mit der Bestandssubstanz.

Grundriss Eingangsgeschoss

Die ins Staffelgeschoss führende Stiege wird von einem überdimensionierten Betonpylon gestützt. Beim Deckenausschnitt und einer von unten durchgängigen, 90 Zentimeter starken Innenwand wurde aus optischen Gründen teilweise bewusst auf Innendämmung verzichtet. Aufgestockte Oberfenster erhöhen das Zentrum des Wohnbereichs und leiten weiteres Tageslicht ins Innere. Farbige Eternittafeln, die den in Kalksandstein ausgeführten Aufbau verkleiden, stehen im Kontrast zum mächtigen Sockel und scheinen sich an den umliegenden Baumkronen zu orientieren. Zudem sind sie je nach Geschmack der Besitzer jederzeit überstreichbar. In zwölf Metern Höhe bietet der Stadtteil List rund um die Uhr das perfekte Bühnenbild für den Blick von der umlaufenden Dachterrasse.
Hartmut Möller

Grundriss Regelgeschoss Bunker
Grundriss untere Wohnetage
Grundriss obere Wohnetage
Schnitt

Um- und Aufbau eines Zivilschutzbunkers
2012

Trageweg 3
30163 Hannover

Bauherr
Marion & Bernd Wetekam

Architekten
mielke+freudenberg
Bremen

AVA und Bauleitung
Lukanz Architekten
Burgwedel

Durchführung
Metallbau Andreas Kaletta
Burgdorf

Dechdeckerarbeiten
Peter Knoop
Burgwedel

Betonbohr- u. Sägetechnik
J. & F. Schmitt GmbH & Co
Betonbohr und Sägetechnik KG
Bremen

Wohnfläche
286 m²

Nutzfläche
438 m²

Fotografie
Olaf Mahlstedt

Featured Project

Sieveke Weber Architekten BDA

Scheune für Lucia und Samuel

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