Baustein im Ensemble

Peter W. Schmidt Architekt
23. March 2016
Durch die großflächig umhüllende Glasmembran blickt man weit über die Stadt (Foto: Stefan Müller)
Katinka Corts: Worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Eine Bildungseinrichtung zu planen, ist, wenn man es mit dem Begriff des Besonderen aufgreifen möchte, eine Gelegenheit, einen neutralen räumlichen Rahmen für das Studium der zukünftigen Akademiker vorzugeben. Hinsichtlich der Gestaltung bedeutet dies, die Gebäudestrukturen ausgehend von einem kleinsten gemeinsamen Nenner zu entwickeln. Bei dem Institutsgebäude war es Priorität, dass sich Geist und Vision der Nutzer mit den natürlichen, zwanglosen und selbstverständlichen Bedingungen entfalten können. «Das Besondere» ist in der Kunst, wie in der Architektur, die Motivfindung, die Generierung einer Idee. Konkret auf unser Haus bezogen, ist dies ein steinerner Winkel, mit eingeschobenen Deckenplatten und der umhüllenden Glasmembran.

Welche Inspirationen liegen diesem Projekt zugrunde?

Die Intention des Hauses besteht darin, dass sich die Konstruktion und das Detail der Großform unterordnen. Dieser Ansatz wird dadurch überhöht, dass nur wenige Materialien gezielt eingesetzt werden und ein selbstverständlicher, unscheinbarer Ausdruck erzeugt wird. Ziel war es, ein Haus zu schaffen, das sich eine subtile, belastbare Ordnung zu Eigen macht.

Konsequenter Materialeinsatz: Vorgelagerte Betonfertigteile, Glasmembran und Klinker (Foto: Stefan Müller)
Wie reagiert der Entwurf auf den Ort?

Der Hochschulstandort leidet bisher daran, dass der Campusgedanke zwar kommuniziert wird, aber räumlich nicht spürbar ist. Mit dem Institutsgebäude wird zum Bestand mit dem rückwärtigen Plateaubau eine Hofsituation geschaffen, die dem Begriff Campus das räumliche Äquivalent gegenüberstellt. Im übergeordneten Sinn ist das Haus dem Genius Loci verpflichtet und ist im bescheidenen Ensemble der Hochschulbauten ein wichtiger Baustein, der bewusst Patina ansetzen darf, ohne an Ausdruck und Strahlkraft zu verlieren.

Unterschiedliche optische Ausprägungen der Fassade: Zur einen Seite Klinker, .... (Foto: Stefan Müller)
... zur anderen Glas. (Foto: Stefan Müller)
Beeinflussen aktuelle energetische oder konstruktive Tendenzen das Projekt?

Es ist selbstredend, ein zeitgenössisches Gebäude nach den aktuellen energetischen Belangen zu konzipieren. Wir haben den hohen Energiestandard der Landesbauverwaltung um weitere 30 % unterschritten. Wie bereits eingangs erwähnt, ordnet sich Konstruktion und Detail der Großform unter. Als Beispiel, wie innerhalb dieser Form auf Anforderungen reagiert wurde, kann man die den Geschossdecken vorgelagerten Betonfertigteile erwähnen. Diese fungieren als «Brise-Soleil» und führen gleichzeitig zu einer feinen  Ziselierung des Gebäudevolumens und einem spezifischen Ausdruck in der Fassadengestaltung.

Das offene skulpturale Treppenhaus dient als Kommunikationsplattform (Foto: Stefan Müller)
Beeinflussen aktuelle energetische, konstruktive oder gestalterische Tendenzen das Projekt?

Von Beeinflussung möchte ich nicht sprechen. Es ist selbstredend, ein zeitgenössisches Gebäude nach den aktuellen, energetischen Belangen zu konzipieren. Wir haben den hohen Energiestandard der Landesbauverwaltung um weitere 30 % unterschritten. In Gestaltungsfragen pflegen wir den zeitlosen Ausdruck, der sich nicht im Bildhaften erschöpft, sondern über die Konstruktion und das Detail zur Großform entwickelt. Wie bereits eingangs erwähnt, ordnet sich Konstruktion und Detail der Großform unter. Als Beispiel, wie innerhalb dieser Form auf Anforderungen reagiert wurde, kann man die den Geschossdecken vorgelagerten Betonfertigteile erwähnen. Diese fungieren als „Brise-Soleil“ und führen gleichzeitig zu einer feinen  Ziselierung des Gebäudevolumens und einem spezifischen Ausdruck in der Fassadengestaltung.

Welche speziellen Produkte oder Materialien haben zum Erfolg des vollendeten Bauwerks beigetragen?

Der Erfolg lässt sich in einem ganzheitlichen Ansatz ermessen. Die klaren Kostenvorgaben und Kennwert-Richtgrößen sind eingehalten und haben zu einer Punktlandung hinsichtlich des Budgets geführt. Der Ort, die Bauaufgabe und die Funktion sind nicht prädestiniert, sich mit speziellen Produkten oder Materialien der Lösung zu nähern. Wichtiger für den Erfolg, sind klare Konstruktionsprinzipien, minimale Aufbauten, eine effiziente Tragwerksplanung und der konsequente Einsatz der angewendeten Materialien.

Lageplan (Zeichnung: Peter W. Schmidt Architekt)
Grundriss Erdgeschoss (Zeichnung: Peter W. Schmidt Architekt)
Längsschnitt (Zeichnung: Peter W. Schmidt Architekt)
Neubau Institutsgebäude T2
2015
Tiefenbronnerstraße 65
75175 Pforzheim

Nutzung
Hochschule

Auftragsart
Neubau, LP 1-8

Bauherrschaft
Vermögen und Bau Baden Württemberg, Amt Pforzheim

Architektur
Peter W. Schmidt Architekt BDA, Pforzheim + Berlin
Projektleiter: Frank Spallinger

Fachplaner
Statik: KKL Beratende Ingenieure, Pforzheim
Haustechnik: IGP GmbH, Pforzheim
Baugrundgutachter: IGB Ingenieurgesellschaft, Ludwigshafen am Rhein
Bauphysik. Ingenieurbüro von Rekowski und Partner, Weinheim
Bauleitung (nur beantworten falls nicht vom Architekturbüro selber durchgeführt / Bürobezeichnung, Ort)

Ausführende Firmen
Rohbau: MOSER GmbH & Co. KG, Leonberg
Fensterbau: Wertbau Elemente GmbH, Langwetzendorf
Dachabdichtung: F+M E. Schwab GmbH & Co.KG, Ditzingen
Verblendmauerwerk: L+S Verblend GmbH, Rhede
Heizung: Gauß GmbH, Altensteig
Sanitär: Alber GmbH, Pforzheim
Lüftung: Climair Service GmbH, Waldenbuch
Elektro: SPIE Deutschland System Integration GmbH, Karlsruhe

Hersteller
Klinker: Ziegelei Hebrok, Natrup-Hagen

Energiestandard
EnEV 2009
Jahresprimärenergiebedarf: -20%
Mittlerer Wärmedurchgangskoeffizient: -30%

Bruttogeschossfläche
3.900 m²

Gebäudevolumen
16.000 m³

Gesamtkosten
8.000.000 €

Fotos
Stefan Müller, Berlin
 

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