Neue Konferenzbereiche und Ruhezonen bei Ströer in Berlin von Designfunktion

Unter den Wolken

Thomas Geuder
11. June 2018
In Berlin haben die Innenarchitekten von Designfunktion die Büroräume von Ströer als Multispace mit verschiedenen Themenräumen eingerichtet. (Bild: AKIM photography, Achim Hehn / Designfunktion)

Projekt: Büroumbau bei Ströer (Berlin, DE) | Innenarchitektur: Designfunktion (München, DE) | Bauherr: Ströer Content Group GmbH (Berlin, DE) | Hersteller: Nimbus Group (Stuttgart, DE), Kompetenz: Nimbus Leuchten und Rossoacoustic Akustik-Pads | weitere Projektdaten siehe unten

Das Unternehmen Ströer ist jedem schon einmal begegnet: Bei Ströer werden seit 1963 Außenwerbeflächen vermarktet, wie man sie etwa von etwa rotierenden, beleuchteten Litfaßsäulen kennt. In den vergangenen Jahren ist die Ströer-Gruppe zu einem digitalen Multi-Channel-Medienhaus herangewachsen, mit 120 Gesellschaften, 30 Marken und rund 13.000 Mitarbeitern, Tendenz steigend. Für die müssen neue, möglichst attraktive Arbeitsräume geschaffen werden. Die Mitarbeiter am Berliner Standort erhielten jetzt eine gänzlich neue Arbeitswelt auf ca. 2.200 m², entwickelt von den Innenarchitekten von Designfunktion, die Ströer bereits seit 15 Jahren berät. Nach Wunsch des Bauherrn sollte hier eine „avancierte Arbeitswelt entstehen, die den Wachstumsprozess visionär widerspiegelt, Arbeitsabläufe räumlich optimiert und Mitarbeitern Raum für Entwicklung, Produktivität, Wohlbefinden und Rückzug anbietet.“ Ein moderner und inspirierender Arbeitsplatz also, der weder Großraum- noch Zellenbüro ist.

Mit Liebe zum Detail haben die Innenarchitekten die unterschiedlichen Bereiche jeweils mit einem Thema gestaltet. (Bild: AKIM photography, Achim Hehn / Designfunktion)

Eine Studie des Fraunhofer IAO, die von Designfunktion beauftragt wurde, favorisiert den „Mulitspace“ als die Büroform der Zukunft. 54 Prozent der befragten Experten erwarten, dass sich dieser zur dominanten Büroform entwickeln wird. Denn: Die Bandbreite an Raumoptionen wirke sich u. a. positiv auf die Arbeitgeberattraktivität, gelebte Zusammenarbeit und Selbstbestimmung aus. Auch die gestalterische Qualität sei in Multispace-Umgebungen wesentlich höher. Der Multispace sucht die Vorteile aller bisher bekannten Büroformen in einem Mix zu vereinen. Offene Büroflächen wechseln sich mit geschlossenen Räumen ab, um für unterschiedliche Aufgaben die entsprechenden Räume zur Verfügung zu stellen. Ob ein Raum für Teamarbeit, Meetings, Konzentration, Inspiration, Rückzug, ein Meeting Point oder eine Lounge für informellen Austausch – der Mitarbeiter hat stets die Wahl. „Das Ergebnis einer Umfrage in unseren Projekten ergab, dass rund 75 % der Rückzugsräume für 2 bis 4 Personen benötigt werden. Bei der Konzeption von Rückzugsräumen lassen sich unsere Planer auch gerne von der Natur inspirieren. Sowohl Menschen als auch Tiere ziehen sich z. B. gerne in eine Höhle zurück. Die Floating Boxen vermitteln ein Gefühl der Geborgenheit“, erklärt Samir Ayoub, Geschäftsführender Gesellschafter bei Designfunktion.

Verschieden konfigurierte Kabinen bieten Raum, wenn die Mitarbeiter einmal ungestört arbeiten möchten. (Bild: AKIM photography, Achim Hehn / Designfunktion)

In Berlin bedeutet das für die Mitarbeiter von Ströer, dass es neben den klassischen Arbeitsplätzen mit verschiedenen Themen versehene Bereiche gibt, wie etwa eine Skihütte, ein Sportstudio, ein Baumhaus, ein Kino und ein Tischtennisraum. Das alles dient auch dazu, die Hierarchien in den Teams aufzubrechen, denn – so ebenfalls die Fraunhofer-IAO-Studie – je stärker hierarchische Strukturen räumlich abgebildet werden, desto niedriger wird die Arbeitgeberattraktivität bewertet. Besser sei die Abbildung von Projektstrukturen in der räumlichen Abbildung. Als Einstimmung zur Präsentation Tischtennis mit dem Chef – warum nicht!

Ein wichtiger Treffpunkt ist nach wie vor die Teeküche, die mit warmen Farben gestaltet ist. (Bild: AKIM photography, Achim Hehn / Designfunktion)

Doch mit der Spielwiese allein ist es nicht getan. In einer guten Büroplanung ist auch eine sorgfältige Licht- und Akustikplanung ein wichtiger Faktor für die Arbeitsatmosphäre. Vor allem bei den Büroräumen von Ströer, wo große Teile der Arbeitsplätze am Ende doch als eine Art Großraum angeordnet sind. Parameter wie die Anzahl der Menschen im Raum, die Raumaufteilung, Möblierung und Nutzung bestimmten vor allem das akustische Konzept, bei dem in allen Bereichen runde, verschiedenfarbige und von der Decke abgependelte Pads (Rossoacoustic) den Schall gezielt dämmen. Ergänzt werden sie durch ebenfalls runde LED-Leuchten (Nimbus), die für eine gute Allgemeinbeleuchtung sorgen. Die Entwurfsidee für diese Deckengestaltung folgt direkt aus dem, was in den Berliner Büros entwickelt wird: Hier entsteht deutschlandweit Content für redaktionelle Inhalte auf Ströer-Medien, Desktop und Mobile, digitale produzierte Inhalte also. Entsprechend soll die Decke Assoziationen zu filigranen, sommerlichen Wolken wecken, die hoch über den Köpfen der Mitarbeiter schweben. Der Cloud-Gedanke soll in der Fläche erlebbar sein. Individuelle Tischleuchten gibt es übrigens nur selten, da die meisten Mitarbeiter sowieso an diversen großen und kleinen Bildschirmen arbeiten. „Der Austausch unter den Mitarbeitern schafft Lernpotential – und ist der Treibstoff des gemeinsamen Arbeitens“, resümiert Birgit Oßendorf-Will, Leitung Human Resources bei Ströer. Dass an diesem Austausch die Raumatmosphäre einen gehörigen Anteil, erklärt sich von selbst.

Der Raum für Präsentationen ist als eine Art Keimzelle akustisch wirksam mit Vorhang versehen. (Bild: AKIM photography, Achim Hehn / Designfunktion)
Die Deckenleuchten und die Akustik Pads passen gestalterisch in alle Zonen der Bürofläche und bilden ein übergreifendes Gestaltungselement. (Bild: AKIM photography, Achim Hehn / Designfunktion)
Jeder der Besprechungsräume ist mit einem Thema versehen, um den Mitarbeitern verschiedene Ambiente zur Verfügung zu stellen. Im Bild: das Sportstudio. (Bild: AKIM photography, Achim Hehn / Designfunktion)
Kleinere Einzelkabinen eignen sich für ungestörte Telefonate. (Bild: AKIM photography, Achim Hehn / Designfunktion)
Die Flächen mit den Arbeitsplätzen ähneln jenen, die man bereits von anderen Großraumbüros kennt. (Bild: AKIM photography, Achim Hehn / Designfunktion)
Ganz gleich, wie die jeweilige Fläche bestückt ist: Das Thema des Wolkenhimmels zieht sich duch nahezu alle Bereiche. (Bild: AKIM photography, Achim Hehn / Designfunktion)
Grundriss (Quelle: Designfunktion)

Projekt
Umbau von Büroräumen bei Ströer
Berlin, DE

Innenarchitektur
designfunktion Gesellschaft für moderne Einrichtung mbH
München, DE

Team
Tobias Pagel, Jo Burton

Bauherr
Ströer Content Group GmbH
Berlin, DE

Hersteller
Nimbus Group
Stuttgart, DE

Kompetenz
Nimbus Leuchten Modul R 900 Project, Modul R 600 Project, Modul R 340 Project, Modul R 280 Project, Force One Power Stehleuchte, Roxxane Leggera CL, Modul R 9 Aufbau, Modul R 49 Aufbau, Modul R 64 Aufbau
Rossoacoustic Akustik-Pads Rossoacoustic Pad R 1200, Rossoacoustic Pad R 900, Rossoacoustic Pad R 600

Auswahl weitere Hersteller
Steelcase, Vitra, Nimbus, Rosso, Asco, Kristalia, Magis, HAY, Kartell, COR, Johanson, Fatboy, Object Carpet, Interface, Amtico

Projektleitung
APO Projekt GmbH
Nicole Richter
Hamburg, DE

Nutzfläche
2.200 m²

Arbeitsplätze
140

Fertigstellung
2017

Fotografie
AKIM photography, Achim Hehn


Projektvorschläge
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